8.16 Uhr:
Vor einer halben Stunde erwacht, auch o h n e den für acht alarmierten Wecker zu hören, den auf früher zu stellen sinnlos gewesen wäre, da ich nicht vor drei im Bett lag. Abgesehen von einem guten Mailwechsel gestern nacht noch in den Sadomaso-Chat, um das innere Toben umzulenken; aber ich fand – eine in diesem Zusammenhang komische Formulierung – nicht den richtigen Rhythmus. Jetzt die Pavoni angeschaltet, Zigaretten holen gegangen, es ist seltsam kalt geworden. Der ganze Himmel berlinisch bedeckt. Wieder in der Arbeitswohnung zurück, die nach so langer Zeit vor Sauberkeit fast steril wirkt (Elisabeth war in der Zwischenzeit hier und scheint die Abwesenheit des Dichterchaoten aufs grundsätzlichste genutzt zu haben), den latte macchiato bereitet und endlich an den Schreibtisch gesetzt.
Einen rätselhaften, skurrilen Traum gehabt. Mehr davon ‘ d r a u ß e n ‘; wobei mir klar ist, daß die Buchstabenfolge MARCUS LÜPPERTZ eine Interpretation bereits des Halbschlafs war, ‘in Wirklichkeit’ ergaben die Buchstaben einen anderen Namen, der sich mir nun indessen verschließt. Dabei habe ich nicht einmal das Gefühl, es könne sich um einen Schlüssel handeln.
Heute wieder erster Analyse-Tag. Die Zeit bis elf Uhr will ich neben Den Dschungeln dafür nutzen, das Reisetagebuch meines Jungen, das zu einem guten Teil noch nur skizzenhaft ist, zuendezuschreiben. Ich bin ruhig, aber etwas gedrückt; die graue nicht-vitale Grundverfassung der Melancholie. Keine Lust auf Musik.
Vor einer halben Stunde ist Katangas Junge unters Messer gekommen.
Nachtrag
Nichts getan außer Video-CDs (”24”, Dritte Staffel) zu schauen; ganz weggegangen aus dieser Welt in eine parallale, doch eben nicht ‘eigen’geschaffene, sondern vorproduzierte; wenigstens paar Notizen gemacht. Unfähig zu den einfachsten logistischen Handlungen, etwa der Reisekostenabrechnung. Abends G. für die Bar abgesagt, weil es draußen leicht regnete und ich auf dem Rad nicht naßwerden wollte. Vor noch drei Jahren hätte ich einen solchen Impuls für irre gehalten. In einem Bereich in mir, der wie eine zugesperrte Kammer ist, läuten die Alarmglocken, dauernd. Doch hör ich sie nur ungefähr.