Dienstag, den 23. August 2005.

8.30 Uhr:
[Stockhausen, Donnerstag aus Licht, weiter.]

Wie gut ich daran tat, mir für die Wiederherstellung meiner alten durchgestrafften Arbeitsorganisation einen ganzen Monat zu geben! Denn noch immer wache ich nicht auf, wann ich, sondern erst dann, wenn es mein Unbewußtes will. Das kann sogar elektronische, dauerhaft fiepende Wecker überhören. Also verspätet am Schreibtisch und auch bereits verspätet den Tagesplan angegangen, da auf einen neuen Dschungel-Kommentar Ebs zu reagieren war, indes ich nicht nachschauen will, ob mir EvL mal wieder eine Mail geschrieben hat, auf die ich dann ja sofort reagieren würde. Ich habe heute die Arbeitsfolge umgedreht: E r s t SAN MICHELE. Sollte das sehr gut laufen, arbeite ich daran auch bis weit in die eigentlich für ARGO vorgesehene Zeit hinein; ich will das Rohmanuskript bis Freitag fertighaben, am Wochenende in der Kinderwohnung überarbeiten und am Montag zum Deutschlandfunk hinausschicken; allerdings ohne bereits die O-Töne und Musiken hineinkomponiert, bzw. -gesampelt zu haben; bis d a s steht, braucht es sicher n o c h eine Woche. Ich möchte aber, daß mein Redakteur Z. das Stück schon einmal hat und für sich durchlesen kann; dann wird er die Sprecher bestimmen.

An sich wären auch noch dringende Briefe zu schreiben, etwa an die Deutsche Bücherei in Leipzig wegen der DSCHUNGEL-Biografierung.

12.55 Uhr:
[Stenhammar, Drittes Streichquartett.]

Bis eben wechselweise an den DSCHUNGELN und an SAN MICHELE gearbeitet und besonders bei letzterem gut vorangekommen. Ich unterbreche das jetzt dennoch, einfach aus Klugheit, damit ich auch noch ein wenig an ARGO schreiben kann. Zwischen jetzt und dann schiebe ich, des Körpers wegen, den Mittagsschlaf. Je nachdem, wie weit die ARGO-Arbeit danach gedeihen wird, werd ich SAN MICHELE ein weiteres Mal aufnehmen.

Nun hat auch Axel Dielmann für das DSCHUNGELBUCH abgesagt. Allerdings führt er kluge, nachdenkenswerte Gründe an, die sich zumindest nachvollziehen lassen, auch wenn ich sie letztlich – gemessen an dem, was die Transposition Der Dschungel in ein Printmedium ästhetisch w i l l – nicht teile. Ich habe Dielmann eben eine Mail geschrieben, die um die Erlaubnis nachsucht, seinen Brief zur Gänze in Die Dschungel einzustellen. Sollte er das nicht wollen, werd ich bloß draus zitieren: Die Absage eines Buches ist ein öffentlicher Akt mit öffentlichen (gesellschaftlichen) Folgen; insofern scheint mir auszugsweises Publizieren aus der Absage höchst angemessen zu sein – jedenfalls angesichts dessen, worum es literarästhetisch hier geht..

14.26 Uhr:

Kaum nicke ich ein, klingelt das Mobilchen: Parallalie, der sich für 21 Uhr mit mir verabredet, Treffen hier in der Arbeitswohnung. Ich werd noch ein bißchen was einkaufen müssen. Jedenfalls bin ich wach, nach keiner halben Stunde des Dämmerns; der Kopf schwirrt vor einander jagenden Gedanken zu SAN MICHELE, zur Kleinen Theorie des Literarischen Bloggens („Wir begegnen im Netz objektivierten Inneren Geschöpfen, zu deren einem wir selber werden“ – muß ausgeführt werden später; hier sind schon lauter Notizzettel voll), zu ARGO sowie zu – nachdem sich die Spannung auf dem Lager verschossen hat – rein theoretischen Sexualgebilden, über die ganz ebenfalls zu arbeiten wäre. Das ist dermaßen viel, daß mir leicht übel wird davon. Bevor ich jetzt aber an ARGO gehe, sind die nötigen Briefe zu schreiben und – fiel mir, dabei erschreckend, ein – die NULLGRUND-Fahnen zu lektorieren. Außerdem hat sich Dielmann wieder gemeldet und seine Genehmigung erteilt: „Wie schaffst Du den Wust dieser Arbeit, parallel diese Netzwerkerei?“ fragt er im vorletzten Satz. Ich täte, antwortete ich ihm, noch immer zu wenig. Und wirklich bleibt verdammt viel liegen. Aus Nepal eine Mail von Christian Kracht: Ob ich http://www.derfreund.com“ target=“_blank“ onmouseover=“status=“Doktor Jackson war jedoch der eigentliche Widersacher.‘;return true;“>für seinen >>>> Der Freund etwas schreiben möge. „Sehr sehr gerne“, antworte ich, nachdem ich mich gegenüber >>>> Buschheuer, die auf diese Idee gekommen war und freundlicherweise den Kontakt hergestellt hat, ein bißchen zu affig, fürcht ich, angestellt habe: also ich solle ihm doch einfach schreiben; nee, schreiben müsse schon e r. Mit von meinem Ge-Diva-e unbeeindruckter Grandezza tut er das auch. Manchmal bin ich eine ziemlich eitle männliche Zicke. Zugegeben. Auch d a s. – So, Briefe.




NACHTRAG:

Der Briefkram fast fertig bekommen, zweidrei sind noch offen. Dann gleich die NULLGRUN-Korrekturen in den Fahnen vorgenommen; der Text liest sich ganz fern und so glatt in dieser fremden kleinen Schrift. Schließlich wirklich noch an ARGO gegangen, aber Dielmanns Absage für das DSCHUNGELBUCH noch nicht eingestellt. Ich zögerte, ich dachte, da müsse etwas bearbeitet werden, wollte das aber nicht tun. Hm.
Abends kam dann parallalie, wir sprachen hier, neben dem Schreibtisch über die Projektionen, abermals über die Liebes-Projektionen: was sie sind, was ihren Character ausmacht und unterscheidet von solchen, zu denen sich die Realität gesellt, was für mich immer auch den Körper bedeutet. Auch hierüber will ich noch schreiben, es wird immer mehr. – Dann in den TORPEDEKÄFER hinunter, G. kam hinzu; abermals eine Diskussion übers Netz, dessen psychischer und emotionaler Zugriff G. völlig fremd ist. Und ein Gespräch über Popmusik, aber ich habe gar keinen Impuls mehr, mich über sie zu streiten. Ich lasse es, wie’s bei Schubert heißt, „gehen“.
Und Source, abends im Netz noch, sah sich eine kleine ARGO-Stelle an, lektorierte, wir diskutierten um ein „sehr“, das zuviel sei und wahrscheinlich zuviel auch ist.

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