Zweite Ableitung.

Zum Charakter (zur Natur, also seinem Pneuma) des wahren Zitates gehört es, daß man sich irgendwann seiner Herkunft nicht mehr entsinnt; derart entpersönlicht hat es sich, daß es unvermerkt zum Eigenen wurde. Der Vorgang ist kein plagiativer, sondern das in seinem überpersönlichen Charakter angelegte Wesen des Zitates: Dieses – n u r dieses – macht das Zitat a l s Z i t a t aus. Wirkliche Zitate kennen ihre Urheber nicht.

(CCCXXXIV).

3 thoughts on “Zweite Ableitung.

  1. Würde das auch ein Nachdenken über die Existenz dieser Worte bevor sie aus dem Mund desjenigen, der später vergessen werden soll, bedeuten? Also: derjenige, der sie gesprochen hat, war selbst nur Medium einer Botschaft?

    1. Das ist sehr gut möglich. Und ich nehme meine eigenen Formulierungen davon durchaus nicht aus. (Man müßte nur Medium irgendwie so definieren können, daß nicht immer gleich ein Gott unterstellt wird, bzw. daraus synthetisiert wird. Etwa so: Zitate sind Aussagen über Sachverhalte, zu denen es aufgrund eines bestimmten Stands des Proezsses kommt, in dem sich viele Geschöpfe gerade befinden. Oder: Zitate sind idiomatische Wendungen sprachlich gewordener Allegorien. Usw.)

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