Ich hab ja Verständnis für das Bedürfnis nach Unterhaltung; dennoch trainiert Unterhaltung auf Dauer das Differenzierungsvermögen ab. Das s o l l sie ja auch; genau das intendiert die dahinterstehende Industrie. Sehr früh hat Adorno darauf schon hingewiesen. In der Musik ist das am deutlichsten mitzubekommen: die Ohren verkleben, man hört keine Feinheiten mehr aus den Kompositionen heraus. Usw. Darüber gibt es sogar Untersuchungen. Etwas sehr Ähnliches gilt meines Erachtens für Literatur: Wenn ich mich dagegen stemme, Harry Potter für große Kunst zu halten (wie Löffler ja wollte und will), dann aus Achtung vor dem, was große Kunst i s t. Ich mag das lieber s o herum betrachten: eben nicht als Ausdruck von Verachtung für das eine, sondern als Ausdruck einer großen Liebe für das andere.