Sonnabend, der 8. Oktober 2005.

4.50 Uhr:
[Pettersson, 8. Sinfonie.]
Es ist ***’s 30. Geburtstag, ich habe Traurigkeit. Dabei bin ich sehr wach; offenbar war es eine gute Idee, gestern bereits um 23 Uhr schlafen zu gehen; ich schlief wie ein Stein ein, nachdem ich noch die Schultern meines Jungen, von dem ich immer nur als einem „unseres“ fühle, mit einer zweiten Decke bedeckte. Kam gut hoch und habe viel Arbeit, vor allem aber psychische Beherrschung vor mir. Zwischen elf und zwölf werd ich den Kleinen zur Mama bringen, meine Rose abgeben und dann versuchen, mit der momentan wie frisch aufschnittenen Trennung fertigzuwerden: also laufen, Gewichte stemmen und zurück in die Arbeit. Absolutes Alkoholverbot, das versteht sich heute. Ich muß die eigentlich hübsche Aufgabe einer Stuttgarter Zeitschrift lösen und aus einem vorgegebenen Satz in 200 Wörtern einen kleinen Roman schreiben; am Montag ist bereits der Abgabetermin. Große Sorge, daß mir nichts einfällt, hab ich allerdings keine. Aber ich hätte solch ein Kabinettstückchen gerne nach Handlung und Form p e r f e k t; es sollte nicht einfach nur eine öde Experimentiergeste sein, sondern vielleicht sogar Seele haben.
So, drei vor fünf. ARGO.

23.43 Uhr:
Bis etwa 9 durchgearbeitet, 1 ½ ARGO-TS-roh-Seiten, dann der Junge. Kurz oben bei *** gewesen, schlucken, lächelnd, seltsame Situation: dort habe auch ich einmal gewohnt… Blieb vielleicht eine Viertelstunde, dann davon und auf die Laufbahn. Krafttraining noch und schließlich endlos lange im Waschsalon. So verging dieser Geburtstags-Sonnabend; nachmittags immerhin schrieb ich in einem Rutsch die kleine Geschichte für diesen Stuttgarter 200-Wörter-Roman. Das Ding saß mit meinem ersten Relativsatz (der erste Satzteil selbst war als Satz vorgegeben); morgen früh noch etwas Prokelei, dann steht das Dingerl und kann rausgemailt werden.
Abends die Ablenkungs-DVD: „The Pledge“ (Das Versprechen) von Sean Penn nach Dürrenmatt mit Nicholson; ziemlich guter Film, vor allem, weil er zeigt, was die Struktur eines tragischen Geschehens ist; als Wiederholtes wäre es allegorisch, also ein Muster;; das ist es hier noch nicht. Wodurch sich das Gefühl der Tragik erhöht: denn der Betroffene, der doch recht hatte, bleibt so gänzlich allein und wird nunmehr als unverantwortlicher Querkopf gemieden.

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