Montag, der 24. Oktober 2005.

6.37 Uhr:
Bin noch etwas desolat, der latte macchiato klärt nicht so, wie er soll. Wegen nächtlichen S-Bahn-Pendelverkehrs zwischen Ostkreuz und hier kam ich dann erst kurz vor ein Uhr nachts in der Arbeitswohnung an und war, da ich obendrein heute bereits wieder um 4.30 Uhr an den Schreibtisch gehen wollte, zu müde, um noch ins Netz zu schauen; ich habe noch nicht einmal meine Sachen ausgepackt. Dann kam ich selbstverständlich auch um 4.30 Uhr nicht hoch, sondern erst Viertel vor sechs, egal, ich muß erst einmal wieder in den Rhythmus finden. Während der Messe hab ich wider Vornahme denn doch keinen Handschlag an ARGO getan, überhaupt auch an keinem anderen Projekt außer dem Buchmessenblog und auch da nur wenig, da mein Laptop wegen des Netzzugangs streikte. Irgendwie hat mein Wlan eine Macke, das wird sich hoffentlich M. anschauen und dann richten können. Jedenfalls ist die FrühmorgenStruktur etwas lädiert, das muß ich ändern; ebenso keinen Sport gemacht, auch da werden die ersten zwei Tage ein bisserl wehtun. Aber durchgehalten: keinen Tropfen Alkohol während dieser MesseZeit getrunken. Weshalb ich nachts nach zwölf mich eigentlich nicht mehr wohlfühlte auf den Festen, wenn die meisten Leute so lallten. So daß ich zwar relativ früh immer zur mütterlichen Freundin kam, mit der dann aber meist noch lange lange sprach. Deshalb wurde es dann doch immer spät… äh, richtig: früh. Und an Arbeit war dann nicht zu denken.

E i n s ist noch hübsch. Ich sitze bei SCHWARTZKOPFF BUCHWERKE am Stand, sehe eine Anthologie zum Thema Apokalypse und sage: „Das könnte eigentlich was für mich sein.“ Daraufhin Frau W.: „Aber da ist doch ein Text von dir drin!“ Ich baff. Gucke nach. Das gesamte Vorspiel von THETIS. Als Rechteinhaber ist der RowohltVerlag genannt, der die Rechte seit mehr als vier Jahren gar nicht mehr hat, aber offenbar dennoch der Lizenzanfrage zugestimmt hat. Also wenn es eine gegeben hat, wovon man ja ausgehen sollte. Jedenfalls hübsch, dieser Dialog.

So, mal schauen, ob ich in ARGO hineinkomme. Immerhin hab ich in Stuttgart nun endlich die für Recherche und Beschreibung so nötigen Bilder der dortigen Staatsgalerie aufgenommen und im Laptop gespeichert. Bisher entzog sich mir dieses wirklich prächtige Museum stets, wegen irgenwelcher Termine, wegen Zeitdrucks… nie hat es geklappt in den letzten fünf Jahren, wenn ich nach Stuttgart kam. Diesmal s c h o n. Und mein Instinkt, der zu THETISZeiten die Staatsgalerie zum Standort des Europäischen Zentralcomputers machte, hat sich nicht geirrt. Man kann ganze architektonische Einheiten direkt in die Beschreibung des kybernetischen Interieurs übernehmen. Wobei ich vorgestern natürlich leise in mich hineinlachen mußte, als ich mir vorstellte, wie ich vorn an der Kasse sagte: „Ich muß ein paar Bilder machen, weil ich einen Platz suche, wo Hans Deters seinen Sprengsatz deponieren kann.“

15.04 Uhr:
[Robert HP Platz, Andere Räume.]
Langsames Hineintasten in ARGO. Gegen Viertel vor elf meine acht Kilometer immer rundum durch den Regen gelaufen, der kurzfristig einhielt und einer Spur von Sonne Raum gab, dann, wie ein Vorhang, der sich darüber zuzog, regnete es weiter. Etwas zu warm angezogen war ich, aber sonst war es sehr angenehm: naßgeschwitzt von innen und naßgeregnet von außen, und es interessiert dich kein Schirm: schon die Vorstellung, sich vor dem Wetter zu verstecken, ist absurd. Schwere farbige Blätter – gelb, tief- und rostrot, selten grün – liegen auf der aschroten Tartanbahn.
Eigentlich hatte ich meinen Jungen kurz sehen wollen, dann fand ich einen Brief vom WDR, worin ich mich bis heute zur Abgabe eines kleinen Textes über Robert HP Platz verpflichtet hatte. Wegen des ComputerCrashs und dann der Buchmesse war mir das völlig entglitten.

Für ARGO und die Netz-Thematik, nunmehr auch geschlechtlich fokussiert, den Link auf eine möglicherweise hochinteressante Arbeit gefunden: >>> Astrid Deuber-Mankowsky: „Lara Croft. Modell, Medium, Cyberheldin. Das virtuelle Geschlecht und seine metaphysischen Tücken.“ Frankfurt 2001. Hab eben der Autorin eine Mail geschrieben und um Einsicht in das Typoskript gebeten (ich nehme an, daß das Buch zu teuer sein wird, jedenfalls für mich momentan; wissenschaftlich Publikationen haben es sowohl in der preislichen Herstellung, die meist die Autoren selbst abdecken müssen, als auch im Verkaufspreis wahrhaft in sich).

3 thoughts on “Montag, der 24. Oktober 2005.

  1. kostenloses download Lieber ANH,

    der edition suhrkamp-Band von 2001 „Lara Croft. Modell, Medium, Cyberheldin“ ist vergriffen, er steht jedoch in digitaler Form als PDF-Datei unter dem Link http://www.ruhr-uni-bochum.de/adm merkwürdigerweise zum kostenlosen Download bereit. Und es gibt ihn natürlich antiquarisch fürn paar Euro beim ZVAB oder bei amazon. So ist das heute mitunter, ein Verlag kauft content ein und verabschiedet sich dann schnell wieder davon. So verfällt der Preis des Wissens, aber die Inhalte bleiben. Der Autor ärgert sich, den Verlag wirds irgendwann das Leben kosten. Und wen freuts?

    Best,
    HK

    1. Das habe ich bereits entdeckt, da die Autorin mir den Link geschickt hat. Bin bereits bis S. 45 vorgedrungen und werde sicher einiges auch hier in Den Dschungeln zitieren. Dennoch danke ich Ihnen für diesen Hinweis, den wir für weitere Leser gerne so stehen lassen.

      [Ob es den Autor ärgert, ist so eine Frage. Ohne die Netzpräsenz entgehen Arbeiten wie diese möglicherweise einer ‚gemeinten‘ Leserschaft außerhalb des direkten Universitätsbetriebes; hier aber finden sie, intelligenten Marschflugkörpern gleich, unaufhaltsam ihr Ziel und sprengen einiges an quer Verkantetem beiseite, bis der Gedanke wieder fließen kann. – Die hier verwendete Metapher ist ganz bewußt und gerade im gender-, bzw. CyborgZusammenhang aufs Militär rückgekoppelt, dessen Forschung weit mehr als die Hälfte der InternetEntwicklungen bezahlt.

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