Mittwoch, der 26. 10 2005.

4.47 Uhr:
[Robert HP Platz, Dunkles Haus.]
War ein schönes Gespräch mit G., dem Freund, gestern abend im Atamé. Gegen halb eins war ich dann wieder in der Arbeitswohnung, komplettierte noch schnell das gestrige DTs und ging schlafen. Nun ist heute früh der latte macchiato wirklich nötig: Nachts um drei holte mich der Anruf einer Freundin und Übersetzerin aus dem Bett, die, obwohl man sie immer wieder vor meinem Umgang warne, literarisch sehr für mich gekämpft hat und von einem Sieg berichten und die unterhalten werden wollte, weil sie jetzt nicht schlafen könne. Sie erzählte, ich sollte auch erzählen, es wurde 3 Uhr, ich konnte nicht mehr, mir fielen die Augen zu. Sie sagte kühl „Gute Nacht, Alban“ und hing ein. Wenn sie jetzt verletzt ist, hm, ich konnte wirklich nicht sprechen, war wirklich zu müde, ich hatte noch 1 ½ Stunden bis zum Aufstehen, bis ARGO. Ich werde heute nachmittag, wenn die Arbeit getan ist und ich mit dem Kleinen unterwegs bin, bei ihr durchrufen.
Also latte macchiato & ARGO. Da ich den Jungen bereits heute habe, fällt der Nachmittag als Arbeitszeit weg, und ich muß sehen, so viel wie möglich in diese frühen Morgenstunden und den Vormittag zu packen. Ich werde sogar das heutige Laufen auf eine Zeitspanne n a c h dem Mittagsschlaf schieben (der ganz unbedingt nötig ist): während der Junge Judo trainiert.

[Heute hätte, lebte sie noch, meine Großmutter ihren 102. Geburtstag. Ich habe dieser Frau enorm viel zu verdanken; unter anderem, daß ich in meiner Kindheit seelisch einigermaßen stabil geblieben bin. Sie hat mich durch diese Kindheit hindurchgekämpft, als hätte man sich durch ein Schlachtfeld schlagen müssen. Und so ist es g e w e s e n. – Ich war nie an ihrem Grab, ich bin auch nicht zu ihrer Beerdigung gefahren. „Du läßt nicht zu, daß sie tot ist“, hat Do damals gesagt. Und nun, Jahre später, hatte ich sie ‚eigentlich’ vergessen, aber das Datum brachte die Erinnerung wieder: an Else Eggers.]

10.31 Uhr:
Sowas hatte ich schon geahnt, aber war immer im unklaren gelassen, bzw. beruhigt worden auf meine verschiedenen Anrufe: Neinnein, hatte es immer geheißen, es sei alles in Ordnung, nur die Produktion des JubiläumsBuches verschoben. Nun ruft mich der neue Geschäftsführer des Ensembles Modern an und teilt mit, daß man meine vor über einem Vierteljahr abgegebene kleine Erzählung CLARA GROSZ nicht haben wolle. Und beginnt, das ohnedies schon – von mir als Freundschaftsgeste so gewählte – kleine Honorar zu drücken, und das in einem Ton, der an Arroganz seinesgleichen sucht. Natürlich geht es wieder darum, daß in der Erzählung jemand erkennbar sei, diesmal sind es Musiker des Ensembles. Das war von mir auch so gewollt (Realität als einen Roman – als den Aspekt eines Romanes – erzählen) und auch mit Freunden, die das Ensemble kennen, gegengesprochen; wäre ein Einwand gekommen, hätte ich’s halt umgeschrieben. Tatsächlich war, wer die Geschichte las und hörte, g l ü ck l i c h. Selbst der trockene, meiner Arbeit gegenüber mißtrauische Eigner war begeistert. Und nun das. Auf den Versuch, mir das Honorar runterzudrücken („Sie kriegen den Text doch auch woanders unter…“), hab ich jetzt s c h a r f reagiert und sofortige Rechnung gestellt, außerdem mit dem Anwalt gedroht. Ich bin über diese Art und dieses Verfahren ziemlich verletzt. Und enttäuscht sowieso. Ich war von dem Auftrag so geehrt und so beglückt gewesen.

3 thoughts on “Mittwoch, der 26. 10 2005.

    1. Das ist sehr persönlich. Und läßt sich entweder persönlich (privat) erzählen oder aber als Literatur. Das habe ich in mehreren Büchern in einigen verkleideten (wahrgelogenen) Formen getan, etwa in dem verbotenen Buch, aber im Wolpertinger ebenfalls, in der Verwirrung des Gemüts usw.

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