Sonntag, der 7.Mai 2006. Bamberg – Berlin.

7.20 Uhr:
[Villa Concordia im weißen Licht der aufgegangenen Sonne.]
War insgesamt ein Kinder- und Surftag gestern; der Junge und ich sahen abends noch zwei Folgen der >>>> Holmes-Verfilmungen von Granada TV mit dem großartigen Jeremy Brett. Die Serie ist etwas für, muß man sagen, Kenner, voller Anspielungen >>>> auf die Illustrationen Sidney Pagets: da wunderte es mich, daß der Sechsjährige sich nicht langweilte: tatsächlich wollte er nach einer Folge aber noch eine zweite sehen. Und sagte dann: „Papa, ich will d o c h Geige spielen“ (weil, klar, Holmes Geige spielt). „Lern doch b e i d e s“, sagte ich darauf, „es ist für die Gehörbildung besser, du lernst am Anfang ein Melodieinstrument – aber es ist gar nichts dagegen zu sagen, zugleich Schlagzeug zu spielen. Jetzt kommt ja sowieso erstmal das Instrumentenkarrussel.“ – So waren wir denn b e i d e zufrieden.
Gearbeitet hab ich eigentlich nichts, jedenfalls nicht an ARGO… na ja, doch: ein paar Zeilen umformuliert. Es ist eigenartig. Ich weiß genau, was als nächstes geschieht, weiß um die Zuammenhänge, bekomme aber nicht den Impuls, es auch schriftlich zu fixieren. Zugleich bin ich doch erstaunlich ruhig, nicht mißgelaunt wie sonst, wenn eine Schreibhemmung eintritt. Vielleicht liegt es daran, daß ich ihren Grund kenne: daß ich den VERBEEN innerhalb von zwei Monaten stemmte, wirkt nach; dazu der Zuzug in die Villa Concordia nach Bamberg, der ganze allgemeine Zirkus darum her, und jetzt das Ausbaldowern von Ideen, wie sich die Arbeit der hiesigen Künstler der Bevölkerung nahebringen, die Villa Concordia also ins öffentliche Bewußtsein schmiegen läßt. Auch die regelmäßig sich erneuernde Präsenz Der Dschungel leidet etwas darunter. Im übrigen sind solcherart Unterbrechungen bei sehr langen Texten für mich nicht ungewöhnlich, auch nicht, daß ich plötzlich nur noch surferlnden Unfug treibe: das hat den Character ablenkender Anfälle.
(…surferlnd ist hübsch, gell? – Ah, und Ratzfelix…. er auf den Schreibtisch drauf, ich ihn vom Schreibtisch runter, er auf den Schreibtisch drauf, ich ihn vom Schreibtisch runter… ein leiser, auch vergnüglicher Kampf, der um Hartnäckigkeit geführt wird und dessen Character sich in der grammatischen Stummeligkeit des repetitiven Satzes hiervor recht fein ausdrückt.)Wir beiden Männer, der Junge und der Vater, haben noch diesen Vormittag hier, um 15.09 Uhr geht dann der ICE nach Berlin. Streß ist erst für morgen früh zu erwarten, wenn ich meinen Sohn um 8 Uhr zu Schule gebracht haben und mich dann eilen werde, den 8.33er nach Bamberg zu kriegen…

17.50 Uhr:
[aus dem ICE Bamberg-Berlin.]
Hatte was von Urlaub, der heutige Tag. Viel Sonne genossen, viel auf der Terrasse gesessen; wir aßen Spargel (Gerald Zschorsch, der gerade hereinschaute, und ich) sowie Tomatenreis (der Junge); frühnachmittags kam Alexandra vorbei, kam ein Freund von ihr vorbei; tranken auf der hinteren Schloßmauer Wein, in den ich Viertelchen Erdbeeren tat… sprachen ein wenig über Literatur und mehr übers Haus – und ich entschloß mich, mit dem Jungen erst den 17.09er ICE zu nehmen; was geht, weil er, wie er erzählte, morgen erst zur zweiten Stunde in die Schule muß. Also hab ich umdisponiert und werde erst am Dienstag morgen zurück nach Bamberg fahren; arbeiten kann ich morgentags in der Kinderwohnung, vielleicht auch mal wieder in der Abeitswohnung; und am Abend werde ich Eisenhauer zum Billard und danach den Profi in der Bar treffen. Hat ja auch mal wieder was. Und morgen-morgens, wie gehabt, ARGO.
Bin heute mit ganzganz wenig Gepäck unterwegs; es ist fast alles unmittelbar Nötige bereits in Bamberg.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .