Frauen können Männer vernichten wollen, die sie und w e i l sie sie lieben.
Das Literarische Weblog, gegründet 2003/04 von den Fiktionären.<BR>Für Adrian Ranjit Singh v. Ribbentrop.
Frauen können Männer vernichten wollen, die sie und w e i l sie sie lieben.
interessant und von wem stammt diese weisheit ?
…oder lieben männer besonders das,was sie bereits vernichtet haben?
Nein, sondern sie lieben einfach w e i t e r. Ob sie vernichtet haben oder nicht. Liebe fragt nicht danach, sie i s t (und war ja, selbst w e n n vernichtet wurde, auch zuvor).
Das ist das Wunderbare wie Schreckliche daran (und beides ist das gleiche in verschiedener Hinsicht): daß, was auch immer man sich antut, es der Liebe – wenn sie da ist – keinen Abbruch tut. Und wir alle m e r k e n das, und zwar auch dann, wenn wir sie nicht wollen. Nun kann man sich trennen, sicher, auch wenn man liebt; das kann ‚vernünftig‘ sein; bloß daß Liebe keine Kategorie der Vernunft ist. Ich glaube, daß nur die/derjenige, die/der das begreift, ein zweites drittes viertes Mal lieben kann. Übrigens gibt es Menschen, Männer w i e Frauen, die niemals liebten; das sind die, die Sicherheit wollen. Liebe ist aber ein Messer, in das man so gut wie immer läuft.
Es ist, denke ich, deutlich, daß ich die Geschlechterliebe meine.
merkwürdigerweise denke ich in „fragen“,herr herbst…nicht um SIE zu provozieren…sondern um facetten für mich auszuleuchten ,mich tiefer einzulassen in gedanken…
was mir ganz oben dazu aufgefallen ist,ist der zeitfaktor…
frauen haben auch mal geliebt und vernichten nur,wenn sie so dermaßen verletzt wurden von dem sie „weiterliebenden“ mann(das gibt es aber auch alles umgekehrt)
frauen fühlen sich nicht geliebt ,wenn sie betrogen werden,sie unliebevoll behandelt werden und da gibt es wahrscheinlich 1000 möglichkeiten,warum
irgendwann nicht mehr
liebe ist eine energie,die dadurch lebt ,dass sie schwingt,in bestform zwischen beiden regelmässig hin und her…wenn das zu oft gestört wurde ,dann kann man sie verlieren…gehütet hat man sie,wenn beide sie lebendig fühlen…
wenn nun das eingetreten ist,was sie da oben beschreiben,dann aus wut darüber,dass zu dem zeitpunkt,wo die beiderseitige liebe hätte gerettet werden können,nichts bemerkt wurde,nicht ernst genommen wurde…aber was ist das dann für eine liebe,die VORHER nichts bemerkt?die verstehen frauen nicht als liebe ,obwohl sie vielleicht gefühlte liebe ist?
gestern hatte ich in einem ganz anderem zusammenhang das gefühl,dass es sehr männlich ist,immer über die grenzen gehen zu müssen,egal was eine frau dazu sagt..und erst in dem moment wo es wirklich ernst wird(aber auch vielleicht gerade eine sekunde zu spät für alles danach)begreifen sie plötzlich…da bekommt zeitversetzung wirklich tragische züge…
@china-blue. Mein Beitrag bezieht sich n i c h t auf Frauen und Männer, die sich nicht mehr lieben; für die gilt ganz sicher, was Sie schreiben. Mein Beitrag bezieht sich im Gegenteil auf Frauen und Männer, die weiterlieben – in denen die Liebe, und sei es gegen ihren Willen, b e h a r r t, sagen wir: als Naturkraft. Hier überhaupt erst wird die Dynamik, die ich seit langem ins Auge fasse, interessant. Verletzungen geschehen im übrigen immer auch gegenseitig, manchmal ist die Liebe derart obsessiv, daß Verletzungen unausweichlich zu sein scheinen. Was wahrscheinlich daran liegt, daß Liebe n i e zivilisiert ist und sich deshalb schon gar nicht an Nomen hält. Eine Liebe, die aufgrund von Verletzungen aufhört, ist mir deswegen völlig uninteressant. Sondern, w o sie sich an Normen hält, ist sie gestorben. Das in poetischem Sinn Tragende (und „Poesie“ ist, wie >>>> die große Paglia einmal über Sexualität schrieb, „kein Spaziergang im Grünen“, sondern mit Chthonischem wie Himmlischem zu gleichen Teilen vollgestopft) beginnt erst da, wo die Norm aufhört. Alles übrige mögen die Standesämter und Scheidungsgerichte regeln.
Führe ich diesen Gedankengang weiter, so ist es folgerichtig, dass Frauen ebenso weiterlieben, nachdem die Vernichtung getan. Und in sich wäre das in hiesiger Argumentation schlüssig. Stimmig.
Wenn mir nicht wäre danach, ergänzend anzumerken, zurückzugreifen zum Ursprung: dass Liebe vielleicht die Wurzel war – und dann „entartet“ sie sozusagen. Wie für eine ungewässerte Pflanze ist dies eher ein Existenzkampf, denn die Blüte oder die Frucht. Wir müssen uns bewußt sein, dass das Sakrament leicht vergiftet werden kann. Dass Medea nicht Kali ist. Erstere vernichtet ob der untragbaren Ehrlosigkeit Jasons, letztere ob der mangelnden Zukunft d i r e k t, ohne Umschweif. (Ich hatte es mal auf >>>Stigma im Medea-Thema. Ersteres ist ein Hekate-Thema und ist häufig mit großem Schmerz verwoben, Letzteres eine Naturgewalt, eine Konsequenz, gleich der Gravitation, die den Stein gen Boden bringt). Beidem zugurunde liegt ein Mangel an entgegengebrachter Kraft, man könnte auch sagen: Mangel an Konzentration, ein unwürdiges Entgegenbringen – und, um die Moral gänzlich aus den Worten zu nehmen: Ein nicht Angemessenes. Wenn es eine Natur der Sünde gäbe, dann ist sie dieserart: Das Nichtangemessene, das somit Blinde, dass dem Gegenüber verweigert, seinen lebendigen, natürlichen Willen zu tun. Im Falle der leidenschaftlichen Liebe: Die angemessene Vereinigung verweigert und es somit in den Morast der Fäulnis zieht. Mit einem Zuviel ebenso wie mit einem Zuwenig.
Medea ist ein ausgesprochen gutes Beispiel. Und wieder führt alles, was hier gedacht ist, in die >>>> Allegorie.
@albannikolaiherbst deine betrachtungsweise und deine ausfuehrungen sind ausgesprochen spannend. und werfen (zumindest bei mir) eine menge fragen auf.
– wie geht mann/frau/paar damit um?
– bergen solche paar-konstellationen nicht die gefahr, dass „es“ (schlimme gegenseitige verletzungen) immer und immer wieder passiert?
– auch wenns „der liebe keinen abruch tut“ was ist mit dem vertrauen?
ja ich weiss schon, das sind alles die „kopfgeschichten“. da spricht die vernunft.
– was koennte ruhe in eine solche beziehung bringen?
– was fehlt der beziehung und/oder den protagonisten?
– was ist es, dass ein drama das naechste jagt? :(O
Zu Ihren Fragen, Sommerkirsche: Liebesgewalt. Knapp, da in Eile:
1) Der Tod. Trennung bringt nicht Ruhe, sondern verschiebt die Unruhe nur.
2) Es fehlt Ihnen nichts. Sondern es ist ein Zuviel. Solche Beziehungen kommen nicht zustande, glaube ich, weil man sich „für sie entschieden“ hat; genauso wenig kann man sich recht eigentlich gegen sie entscheiden: aber man kann sich natürlich entscheiden, sie nicht zu führen – als Beziehung bleiben sie dennoch, und zwar dann als ein Schmerz des Versagens. Damit können viele Menschen aber offenbar leichter leben, als mit dem anderen Schmerz, den die Unruhe und die Verletzungen mit sich bringen, deren Kehrseite wiederum der obsessive Rausch von Erfüllung ist. Nur ist diese nie stetig, sondern wechselt wie Wellenhöhen- und täler mit den Verletzungen.
3) Daß kein Beteiligter autonom ist. Sondern es ist die geballte Energie des Gefühls, das ganz unabhängig von Interessen und Neigungen und Überzeugungen wirkt. Es ist möglich, daß solche Partner in verfeindeten Lebensauffassungen leben oder in ‚unmöglichen‘ Konstellationen. Die Kunst hat das immer wieder beschrieben, herausragt die Geschichte von Isolde und Tristan (Isolde will ihn, den Sendling des Usurpators, anfangs sogar töten; die Liebesgeschichte beginnt eben n i c h t da, wo die beiden – ohne es zu wissen – den Liebestrank nehmen, sondern schon in dem Moment, in dem Isolde das Schwert sinken läßt).
wie Sie die liebe überhöhen … dabei ist sie doch ein ganz primitives gefühl …
Wie meinen Sie d a s denn? Liebe sei als Gefühl primitiv? Oder ein Gefühl an sich sei primitiv?
Im übrigen teile ich Ihre Auffassung nun gar nicht. Wenn überhaupt etwas n i c h t primitiv ist, dann Liebe. Primitiv wäre (jetzt mal als moralische Kategorie ohngeachtet): nicht mehrdeutig, sondern „einfach“. Das nun läßt sich von Liebe aber überhaupt nicht sagen, sondern sie ist das sinnlichste und zugleich geistigste Feld der Ambivalenz, das wir überhaupt kennen. Nur noch Sexualität-selbst, als ‚reine‘ sinnliche Form, kommt ihr darin gleich (Sie wissen: wovor man sich zivilisatorisch ekelt, wird unvermittelt zum erotischen, geradezu ziehenden Reiz usw). Dagegen kommt m i r alles andere als sehr primitiv vor.
ich meine das so : alles was Sie schreiben, mag zutreffen. und trotzdem, auch eine katze liebt ihren nachwuchs ;o) … und können Sie erklären, warum und woraus liebe entsteht und warum sie ebenso plötzlich, ohne jeden anlaß, wieder verschwinden kann ? wie einem jemand, den man einmal geliebt hat, so gleichgültig werden kann und man ihm nicht einmal mehr einen flüchtigen gedanken gönnt ? ihn vernichten wollen, weil er einen (noch) liebt oder weil man ihn einmal liebte ? warum soviele gedanken jemandem zukommen lassen, der einem nichts mehr bedeuten kann … das hat weniger mit liebe zu tun, mehr mit rachsucht, meinen sie nicht ? grämen Sie sich nicht …
Ich glaube nicht an Rachsucht. Was immer im Einzelfall der Hintergrund sei – das Bedürfnis nach Rache ist ein mir völlig unzugängliches Gefühl. Ich kann es mir kaum abstrakt herleiten und begreife es deshalb als Verschiebung: Es ist ein essiggewordener Wein. Wein (Liebe) aber eben d o c h.
Liebe kann verschwinden, weil sie durch uns hindurchgeht; es sind nicht wir, die sie schaffen, sondern sie ist eine Energieform, die uns – siehe Allegorie – immer wieder füllt. Deshalb ihre große Bedeutung für die Kunst. Wir sind Träger, bzw. die Katalysatoren, durch die sie sich in der Welt realisiert. Und sie verläßt uns, wenn wir ihr zu brüchig wurden, um noch als tragfähiges Gefäß zu dienen. Sie ist nicht grausam deshalb, sondern hat einfach keine Moral: wir lieben ja nicht, weil jemand so gut ist. Er kann der übelste Verbrecher sein, lieben tun wir trotzdem. Und wehren uns dagegen, mag sein: dann zahlen wir mit Verkümmerung. Als Verkümmerte sind wir brüchig und die Liebe schweift anderswohin.
Es gibt aber Fälle, in denen sie bleibt, weil wir Liebe auch dann austragen, wenn man sie nicht will. Dann sind wir ein starkes Gefäß. Nur geht das mit unserer Vorstellung bürgerlicher Sicherheiten und Wohlanständigkeiten nicht zusammen – und schon gar nicht mit der Kindersehnsucht nach Harmonie. Liebe ist prinzipiell asozial. Deshalb – genau deshalb – enden nahezu alle großen Liebesmythen mit dem Tod. (Ich spreche, wenn ich von Liebe spreche, immer von Geschlechterliebe, nicht von Menschenliebe, die ein soziales Konstrukt ist, das religiös internalisiert wird und der ebenso dürren Vaterlandsliebe vergleichbar ist.)
guten morgen. es wär schön, wenn liebe so wär, wie Sie sie beschreiben ;o). leider finde ich sie kein solch erhebendes gefühl, sondern schmerzhaft anstrengend demütigend. ich werde alles andere als stärker davon, es bringt mich nicht voran.
Wieder hat mich getroffen des Eros Hieb
Wie die schwere Axt in des Schmiedes Faust
Und im eisigen Gießbach wusch er mich ab.
Sehen Sie, und mir gibt sie selbst dann noch eine enorme produktive Kraft. Wenn ich an ihr leide und sie sogar >>>> einen Sukkubus nennen muß. In keinem Fall käme ich ohne dieses treibende Gefühl aus; ich wäre rein gar leer. Und nicht eine Zeile entstünde mehr, die es wert wäre. (Nichts brauche ich mehr als eine Muse – auch wenn sie, wie die herrliche Lan-an-Sìdhe, letzten Endes Vampirin ist).