Dienstag, der 6. Juni 2006.

7.21 Uhr:
[Villa Concordia Bamberg. Wagner, Meistersinger.]
Endlich Sonne. Die kluge >>>> June gestern abend und nachts im Messenger. Lange, lange haben wir diskutiert:Der Schönheit wurde die Lüge immer schon leichter verziehen – und die Verschlagenheit. Sehen Sie sich all die Mätressen an. Charismatische, schöne Frauen mit Einfluss. Aber sie haben dennoch meine Bewunderung. Sie kämpften für sich und gewannen Macht. Ist das “korrupt”? Ist das zu verurteilen? Ja, vielleicht, aber ist es nicht menschlich, diesem Reiz zu erliegen? Ist es nicht besser, als sich selbst tag-täglich noch viel billiger zu verkaufen? So mussten wir überleben – über viele Generationen hinweg.Und dann kommt sie mit dem Modell einer Dynamik, das ich gestern nacht erst abwehrte, das mir heute morgen aber von ungeheurer Pfiffigkeit meines Unbewußten zu sein scheint und enorm schlüssig vorkommt:(…) da braucht es dann von Ihnen noch mehr an Signalen, damit eine Frau nicht das Gefühl hat, irgendwie doch nur Gratisnutte zu sein. So ticken wir, das ist Teil unserer Sozialisation unter dem wir btw. ja auch LEIDEN. (…) Sie sollten für sich überlegen, warum Sie Δ niemals gegen eine – nein, nicht “tauschen”, das ist das falsche wort, … dass Sie immer von dieser EINEN zu m e h r e r e n wechseln, dass dann niemals “nur” eine ihr Begehren haben darf. (…) und alle anderen dürfen dann Raum bekommen, wenn für Sie der sexuelle Druck zu groß wird, aber eben dann UNBEDINGT mehrere zugleich. Da steckt etwas in IHNEN, das Ihnen offenbar suggeriert: und wenn dann nicht gleich ein ganzes Feld, dann “betrüge” ich Δ. So kommt das bei mir an, daß Sie dadurch ihre “Treue” aufrecht erhalten wollen.Das ist nun w i r k l i c h psychodynamisch gedacht: ANH will Δ treu bleiben (eigentlich), kommt aber mit der Abstinenz nicht klar, baggert andere Frauen an, die auch interessiert sind, aber baggert eben so, daß diese Frauen gegenseitig voneinander erfahren, weshalb sie verletzt sind und sich wieder zurückziehen. Und also b l e i b t ANH treu. Was ihn einerseits, also seinen Körper, rasend macht; andererseits bleibt aber Δ auf diese Weise als Unberührbare in ihm erhalten.

Klug klug klug. (Wer könnte das durchbrechen?: – eine Frau nur, die das s i e h t und die dann stolz das Kinn hochwirft und sich sagt: Na, dann krempeln wir mal die Ärmel auf, schlüpfen aus den Nylons und e x o r z i e r e n diesen Sukkubus! Im Bett siegt nämlich i m m e r die Realität.)

Ich tu jetzt mal was.

14.57 Uhr:
[Villa Concordia Bamberg. Es regnet wieder.]
Rauschhaft über den Morgen die Meistersinger gehört, dabei an ARGO gearbeitet und mich einmal völlig verfahren: „Da ist ein Fehler in der Handlung, da stimmen die ganzen Zeiten und Abläufe nicht aufeinander!“ Aber es war keine Panik, sondern schweifendes Suchen nach einer Lösung. Bis mir plötzlich klar wurde, daß ich zwei verschiedene Personen in meinem Kopf durcheinandergeworfen hatte, daß ich sie innerlich wie e i n e aufeinanderlegte: und zwar ausgerechnet Vater und Sohn. Als ich das begriff, ließ sich die Erzählung, zeitlich getrennt von der anderen, wieder aufnehmen und ging fast sanft in die Tasten.

>>>> Eine Leserin schreibt mir intensiv zu meinem Sukkubus. Ich habe eben reagiert, aber warte auf ihre Zusage, den Briefwechsel, jedenfalls auszugsweise, in Die Dschungel zu stellen. Und als ich, bevor ich den Brief las, aus dem sehr tiefen Mittagsschlaf erwachte, hatte ich noch aus dem Traum einen Satz auf der Zunge: „Anderswelt beschreibt die kybernetische Realisierung des Unterganges des Abendlands.“ Dem schmeck ich nun auch noch nach; so recht will mir das nicht gefallen. Aber es ist was dran, politisch wie kulturell.

Heut abend soll gegrillt werden, keine Ahnung, wie das bei diesem Regen gehen wird. Eine rechte Lust hab ich auch gar nicht dazu. (Übrigens hängt außerdem der mystische WeihrauchNebel in Sankt Michael an mir fest. Ich hatte – und folgte ihr eben – die dringende Verlockung, mir >>>> die beiden Bilder noch einmal anzuschauen. Und A.: „Gibst Du mir bitte deinen Ring? Was war darin? Ein Smaragd?“ „Ja. Er ist rausgefallen, ich wollte warten, bis ich wieder in Frankfurt bin, meine Inder dort werden ihn mir reparieren.“ „Das dauert zu lange. Ich gebe ihn zu einem Juwelier, der mir noch was schuldet. Ein Mann wie du darf keinen Ring tragen, an dem etwas fehlt.“)

>>>> KASCHMIR ist fertig, das Lektorat übertragen, Text und Rechnung sind hinausgeschickt. Ebenfalls an >>>> die Salzburger Festspiele für den MOZART die Rechnung verschickt. Den Text selbst hab ich dann gleich an >>>> Alexander Busche von der Deutschen Oper Berlin gehen lassen; vielleicht weiß e r ja einen schönen Ort für das ironische Divertimento.