Sanft vergeht der Nachmittag.

Das Wasser ist grün wie ein Ruf,
und so schnell wie er fließt es hin.

Doch verschwindet nicht. Scheint es mir.
sondern Es steht in der schillernden Zeit

h Hinterm Stein
im Licht
überm Grund

wisperts von dem, was ich bin

7 thoughts on “Sanft vergeht der Nachmittag.

  1. Messenger-Lektorat. HS:
    das Wasser ist grün wie ein Ruf
    und grad so schnell
    fließt es dahin

    doch es ist, als schwände es nicht
    und stünde still in schillernder Zeit

    und hinterm Stein
    im Licht
    überm Grund

    wispert’s von dem, was ich binANH:
    nee,die ersten beiden Zeilen stehen. Bei der zweiten Strophe spürst Du was Richtiges.doch als verschwände es nicht
    steht’s in der schillernden Zeit
    HS:
    es waren die beiden pronomen „er“ und „es“, die sich bissen.
    ANH:
    aber in den ersten beiden Strophen ist ja gerade d a s der Reiz: „wie e r fließt e s“. D a s meine ich.
    HS:
    dann wiederhol‘ doch den „ruf“
    ANH:
    wo denn?
    HS:
    „und wie ein ruf so fließt es dahin“
    ANH:
    Nein, das nimmt mir ja gerade dieses „er“ und „es“ weg.
    HS:
    hm. die wiederholungen von worten würden aber doch auch diesen fließen betonen. es soll doch plätschern.
    ANH:
    schon, aber nicht dieses, was „er“ (ich) zu „es“ werden läßt. Es ist ja ein Sterbegedicht.
    HS:
    oh, das sah ich nun wieder nicht.
    ANH:
    Eigentlich sollte es „leises Sterben am Nachmittag“ heißen. Das war mir dann zu dicke.
    HS:
    wäre es auch
    ANH:
    ah! ich hab was!
    HS:
    auch semantisch: „grün“ ist die hoffnung.
    ANH:
    „doch verschwindet nicht, scheint mir/ steht in der schillernden Zeit“. Ein „mir“ muß da rein!
    HS:
    warum nicht „schwindet“… ist schwindliger.
    ANH:
    Wasser kann nicht schwinden. Verschwinden schon.
    HS:
    verschwinden ist aber umgangssprachlicher… „entschwindet“… quatsch!
    ANH:
    „doch schwindet nicht, scheint mir/Es steht in der schillenden Zeit“. So geht es.
    ANH: Und dann „hinterm“ groß schreiben.
    HS:
    Ja… „und“ vermeiden
    ANH:
    Und n o c h besser. Einfach: „Es steht in der Zeit“. Mom, das korrigier ich eben.
    HS:
    dann mach „doch schwindet es nicht, scheint mir / steht in der zeit“.
    ANH:
    Nein, das muß ein ganzer Satz sein.
    HS: muß?
    ANH:
    muß. (lacht)
    HS: hm. >>>> alle sätze haben wenn sie nicht sind über die worte sich hinaus zu beugen wie aus fenstern, die niemand geschlossen.
    ANH:
    Hm, jetzt krieg ich Probleme mit der Interpunktion.

  2. Versuch einer Interpretation (aus Bewunderung) Doux glissements d’après-midi

    L’eau est verte comme un appel
    et comme lui vite elle fuit.

    Mais pas tout à fait. Semble-t-il.
    Le temps marque un arrêt.

    Derrière la pierre
    en plein soleil
    dessus l’abîme

    on perçoit de perplexes murmures sur mon être

    1. Dieser „Appel(l)“, Prunier, ist fantastisch! Genau das ist mit dem „Ruf“ gemeint: Aufruf, Weckruf, Ermahnung. Im Deutschen ist das Wort leider zu miltärisch belegt; noch bei Gustav Mahler, in der Wunderhornlieder-Harmonik, läßt es sich nehmen – nach den Kriegen des Zwanzigsten Jahrhunderts jedoch nicht mehr. Wenn das Französische es noch darf und kann und vielleicht, semantisch, sogar muß, dann ist’s näher am Gemeinten als das deutsche Original.

  3. Wie ich es übersetzt habe Zuerst hatte ich „cri“ geschrieben, wegen der drei Buchstaben: „Ruf“=“cri“. Es war aber zu laut, zu verzweifelt, zu klar, am Anfang und ich war vom letzten Vers „wispert’s“ fasziniert. „Appel“ ist nicht unbedingt mit dem Appell zum Krieg oder mit dem Appellplatz verbunden. In der französischen Sprache: Wie heisst du? = „Comment t’appelles-tu?“, fragt nach dem Namen, nach der Identität und entspricht dem „was ich bin“ im letzten Vers.
    Die letzte Zeile ist unglaublich schön und schwer zu übersetzen: die Lösung fand ich nach mehr als einer Stunde Nachdenkens. „Perplexe“ ist sehr fragwürdig aber ermöglicht einen dreitaktigen Rhythmus (der unvermeidliche Alexandrin unserer Dichtung):
    On perçoit (3)de perple(3)-xes murmu(3)-res sur mon(3) être.
    „être“ ist eine Silbe zuviel (scheint also ungeschickt aber…), bleibt also in der Leere, hängt über dem Abgrund….

    „Licht“ habe ich mit „Soleil“ übersetzt, wegen der vier Silben für die drei Verse… „En plein soleil“ ist sehr gebräuchlich in unserer Sprache.
    Vielen Dank für alles, lieber ANH, alles klingt gespenstig, bedrohlich, obwohl/ weil es idyllisch aussieht (die Überschrift trügt… wunderbar) .

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