Paul Reichenbachs Donnerstag, der 31. August 2006. Lustlos.

29.8.2006
Oben und unten. Niederwalddenkmal, Drosselgasse, Binger Mäuseturm, Loreley, Riesling und Bier. Die Firma war nach Rüdesheim ausgeflogen.
Nein, ich werde hier nicht notieren, was mich angesichts der Germania
mit ihren knalligen Versen „ Es braust ein Ruf wie Donnerhall“ bewegte.
Das Foto stammt von >>>>Bruno Lampe, der es als 14-jähriger schoss.
Erwähnenswert ist nur, dass der Schöpfer dieser steinernen Drohung das größte Wagnerdenkmal aller Zeiten schuf. Es steht in einem kleinen Tal, nahe der Sächs. Schweiz. Seit 1989 wandern jährlich tausende Wagnerianer dahin.
In der Nacht schlief ich schlecht, träumte von >>>>Lou Andreas Salomé
und davon, wie ich in einem großen Gründerzeitschrank sitze und von innen die Tür zuhalte, immer von der Angst besessen, dass jemand sie öffnen könnte.

30.8.2006
Der Alltag hat mich wieder. Es lohnt nicht darüber zu berichten.

31.8.2006 18:00
Es ist wie es oft schon war. Ich sitze in meinem Arbeitszimmer grüble über die Antwort nach, die ich ANH, wegen der Adresse von Salomé, geben will;. die unbedingt präzise und doch ungenau ausfallen soll, da ruft es: Abendbrot. Gut denke ich, muss auch sein und gehe in die Küche. Meine gedankliche Abwesenheit erlebte sie als einen gegen sich gerichteten Affront. Ich habe keine Lösung und kann nur >>>>Bruno Lampe zitieren: Entweder man versteht sich, oder man versteht sich nicht.

2 thoughts on “Paul Reichenbachs Donnerstag, der 31. August 2006. Lustlos.

  1. Salomé Dem Donnerhall trans-rhenanisch ins Aug‘ geschaut:
    Als Kind habe ich die Salomé von Richard Strauß zweimal in der Oper gesehen. Das erste Mal mit der italienischen Sängerin Gemma Bellincioni, die recht gut den morbiden Zug herausholte; das zweite Mal mit der schottischen Sopranistin Mary G…, die damals ein sehr schönes Mädchen war. Zu wiederholten Malen habe ich meine Phantasie mit Hilfe einer Photographie der bezaubernden Schottin angereizt, auf der sie in einer langen, engen, mit Pailletten besetzten Tunika dargestellt war, die den ganzen Körper herausmodellierte, den Venusberg mit einbegriffen, und einen Arm, eine Schulter und eine Achselhöhle völlig entblößt ließ.
    In jüngerer Zeit habe ich die Salomé von Wilde bei Georges Pitoeff gesehen, der selbst den Herodes spielte und als Partnerin seine Frau in der Rolle der Salomé hatte. Das war am Ende einer Liebesbeziehung, von der ich später noch berichten werde, und es machte mich schrecklich traurig, dieses Stück zusammen mit einer Freundin zu sehen, die ich schon nicht mehr liebte. Im Laufe dieser Liebesbeziehung, und vielleicht zur gleichen Zeit, war es geschehen, daß ich mich für das Nachlassen meiner Liebe bestrafen wollte, indem ich mich im Badezimmer nackt auszog und mir den ganzen Körper in einer Anwandlung von wütendem und wollüstigem Eifer mit einer Schere zerstach.

    Michel LEIRIS, Mannesalter

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