Paul Reichenbachs Mittwoch, der 6.September 2006. Im Innenraum des Grolls.

Er ist da. Seit gestern. Und will vier Tage bleiben. Im Haus wird gebrutzelt und gebacken. Du musst dich arrangieren, sagt die Bäckerin, die über beide Wangen strahlt, mit leuchtenden Augen. Vergessen ist, dass sie krank und jeder Stress, auch positiver, die schleichende Krankheit zum Rennen bringen kann. Er ist da und wird bis Freitag auf meinem Stühlchen sitzen, von meinem Tellerchen essen, unsauber mein Rasierzeug hinterlassen, Unmengen meines teuren Eau de Cologne (August Lange) verbrauchen und meinen PC zu einer lahmen, virenbefallenen Ente machen. Mindestens einen Trojaner werde ich am Freitag, wenn wieder klare Luft hier herrscht, auf der Festplatte finden. Sei nicht so egoistisch, sagt sie, wenn ich mich beklage, dass Fernseher und Computer gleichzeitig von ihm besetzt sind. Diese Woche wollte ich >>>>Sloterdijk begriffen haben, ein oder zwei Gedichte, die mir schon lange ins Hirn singen, sollten auf dem Monitor mir entgegenblinken. Shit. Er ist da. Ihre Augen glänzen, sie hüpft vor Freude die Treppe hinab, die sie sonst immer schwer bewältigt. 4 Tage wird er bleiben. Was soll ich anfangen mit einem, >>>der Utilitarismus von Utilities herleitet und von Bentham und Mill nie etwas gehört hat. Er ist da und wird in 96 Stunden alles durcheinander gebracht haben, was sowieso nur mühsam erworbene Ordnung war. Er ist da, ihr Kind, unser Sohn, mein Junge.

3 thoughts on “Paul Reichenbachs Mittwoch, der 6.September 2006. Im Innenraum des Grolls.

  1. Andererseits, lieber Herr Reichenbach. Ist es ein so gutes Gefühl, wieder nach Hause gekommen zu sein, war einer zu lange fort. Es ist, als fiele ein Albtraum von einem ab, von dem man kaum wußte, daß er es war: für so real hat man ihn gehalten. Wir müssen fort sein, offenbar, um zu ermessen, was wir hatten und dann endlich wiederhaben. Auch wenn dort, daheim, dann abermals alles durcheinandergeht und nicht immer leicht ist. Doch was wir ‚begradigen‘, ist oft vielleicht nichts anderes als das Geländer, an dem wir uns, während wie albträumen, halten.

    1. Ja – ich glaube, dass es ihm so geht und er gern wieder einmal daheim ist.
      Ich freu mich natürlich auch, trotz Grummelei über manche Verhaltensweise, dass er, in einer Woche beginnt sein Examen, nach Haus fand und bin ebenso stolz auf ihn, wie seine Mutter.

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