21.26
Bei weit offenem Fenster und finsterer Nacht zeigt das Thermometer auf dem Schreibtisch 20,3 Grad an. Eine kleine bräunliche Mücke auf einem der gestapelten Papiere, eine andere ist zum schwarzen Kugelschreiben umgezogen. Alles unter der Lampe. Lichtversessen. Die Flügel durchsichtig bis auf das filigrane Gerüst. Sehr zart und sehr apart. Ganz anders als die Geräusche. Der Eulenschrei noch am heftigsten. Weit oben und kaum wahrnehmbar Triebwerkgeräusche. Zu schweigen vom Kaugummi. Das Jetzt ist hier in seinem Noch-Nicht-Charakter. Das Neben-Jetzt eine Komponente eines zwar Seiens, aber keines Sein-Sollens. Als wäre Utopia ein Nicht-Ort für das Nicht-Sein-Sollen, wohl aber ein Ort für das Noch-Nicht. Die Schwärze der mondlosen Nächte: Wenn die Katze nicht im Hause, dann tanzen die Mäuse. Etwas rötlich-nervöses Sechsbeiniges ist hinzugekommen, und auch eine Wanze, die putzt ihre Beinchen am roten Feuerzeug und kriecht hinüber zum Kugelschreiber mit der Aufschrift „Bonbon“, den ich vor zwei Jahren im Nachhausezug fand, als ich aus B. zurückkam. Was hat nun diese Schwärze der mondlosen Nächte? Ein Helles! (Nein, ich meine nicht den Wirt). Die Sterne. Die Sterne sind das Greifen nach ihnen. Weshalb die Geliebte in der Ferne immer am Teuersten ist. Unsere Gedanken an sie dünken uns all der Preise wert, die wir sie uns kosten lassen. Zwar schmerzt uns alles, was wir nicht haben, aber ohne diesen Schmerz ginge es nicht voran – und schon gar nicht in die Welt beim Verlassen des Mutterleibs.