Arbeitsjournal. Montag, der 20. November 2006.

5.37 Uhr:
[Berlin, Schönhauser. Küchentisch.]
Neuerdings werde ich immer früh müde, schon gegen halb elf, dann kämpf ich noch ein bißchen, aber schlaf eigentlich schon. Jetzt fällt, hinzukommend, das frühe Aufstehen wieder schwer. Ich muß mal in diesen Arbeitsjournal-Einträgen, bzw. davor in denen des Tagebuchs nachlesen, inwieweit das mit Umbrüchen in der Arbeit zu tun hat, also damit, daß ich etwas Neues angefangen und noch nicht den Rhythmus dafür gefunden habe, oder damit, daß eine Arbeit ins Stocken geraten ist und der Körper das ‚nutzt’, um, sich zwischen Wille und Werk in die Schwäche schiebend, seinen Anspruch geltend zu machen… der Wille ist möglicherweise immer nur dann stärker, wenn das Werk ihn stützt. Ist dieses aber noch uneins, wird der Körper stärker. Seit ich nicht mehr so radikal Sport treibe wie früher – momentan ja sogar überhaupt nicht – und ich mich um ihn also so gut wie gar nicht mehr kümmre, hat er in jedem Fall recht. Dieses lange-schlafen-Müssen wäre dann wie ein Zeigefinger, den er hochstreckt, damit ich sehe, er ist auch noch da. (Tatsächlich empfinde ich das Wiederlesen von THETIS nicht als Arbeit, weil davon nichts sichtbar bleibt – obwohl ich genau weiß, daß es für die Überarbeitung von ARGO absolut wichtig ist. Um mich da auszutricksen, werd ich fortan meine Notate, Verbesserungen usw. aus dem Buch in eine Datei tippen und für sie einen eigenen Dschungeleintrag fertigen, den ich dann täglich ergänze. Ihnen, Leser, wird das nichts bringen, aber mir. Schon, daß ich den Lektürefortgang im DTs als „Arbeitsfortschritt“ deklariere, ist so eine Finte.)
Ich bleib heute noch in Berlin, vielleicht treff ich mittags Delf Schmidt, der auch Lektor von THETIS war; vorher, um zehn, wird mich meine schöne Fußpflegerin verwöhnen; das wird dann auch meinen Körper mildern in seinem Urteil über mich. Nach dem Mittag werd ich erst mit meinem Jungen und dann mit der Familie sein und erst morgen in aller Frühe in meine Bamberger Eremitage zurückreisen.

6.56 Uhr:
Ärgerlich. Über eine Stunde an einem weiteren Paglia-Artikel geschrieben, irgend eine falsche Tastenkombination gedrückt, und weg ist alles. Nun kann ich grad mal wieder von vorne beginnen.

7.48 Uhr:
>>>> Getan. Aber einige gute Formulierungen b l e i b e n verloren. Es war vorher besser gegossen. S o ist es eine Nacherzählung, die an die Evidenz ihres Originals nicht heranreicht. Auch Spontaneität, also eine Art Impuls-Betrachtung, müßte in einer tragfähigen Poetik Aufnahme finden: die Evidenz, die Spontanes dem A u s d r u c k verleiht.

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