Corona ®
(Der Ausweg)
Das Kreisen der Planeten
Entband die Sonne
Vom Kreißen am Zungensaum
Silben noch lautlos
Flimmern und stauen.
Koronare Verengung
drängt auf Entladung
Strahlender Kranz sans Sonett
O s z i l l a t i o n
Im Worthof kurvt Sinus.
Ein Stent muss gelegt werden.
Bittschöön, sans so nett.
II.Fassung.
Corona ®
(Der Ausweg)
Ovales Kreisen der Venus
Entband nicht den Mars
Vom Kreißen am Zungensaum
Silben noch lautlos
Flimmern und stauen.
Koronare Verengung
drängt auf Entladung
Strahlender Kranz sans Sonett
O s z i l l a t i o n
Im Worthof kurvt Sinus.
Ein Stent muss gelegt werden.
Bittschöön, sans so nett.
( Paul Reichenbach)
Als ich diese Zeilen las, dachte ich Paul hat es nicht nur liebehalber mit dem Herzen, was sich nach Rückfrage aber als Trugschluss erwies. Paul sucht einen Weg aus seinem Beziehungsdilemma. Nichts anderes wollten seine Verse mir sagen. Er bat mich im Tagebuch für ihn eine zeitlang einzuspringen. Er wolle, so schrieb er mir in einer kurzen Mail, seine Beziehungen und Verhältnisse ordnen. Erst Ordnung im Innern ermöglicht Entscheidungen, der Irrtum ist nie auszuschließen, die tragfähig für die Zukunft sein können, klang es etwas hölzern am Telefon, als ich Paul anrief und ihn nach Gründen für seinen Ordnungswahn fragte.
Ich finde es gut, und was für Paul gilt, kann ebenso Geltung für die Allgemeinheit beanspruchen. Ein alter Hut, den sich auch Ezra Pound 1924 im Canto XIII aufsetzte. In dieser Arbeit hebt Pound zum ersten Mal in längerer Form auf China und Konfuzius ab.
…“ Wenn ein Mann innen nicht Ordnung hat,
Wird er nicht Ordnung wirken nach außen,
Und, wenn ein Mann innen nicht Ordnung hat,
Wird sein Fleisch und Blut die Ordnung nicht halten,
Und wenn ein Fürst innen nicht Ordnung hat,
Kann er nicht Ordnung bringen dem Volke.
Und Kung gab das Wort aus: >Ordnung<
Vielen mag das nun ganz schrecklich reaktionär, konservativ und oberlehrerhaft in den Ohren klingen, aber ist es deshalb auch falsch ?
Was klingt daran konservativ, gar reaktionär? Die innere Ordnung ist doch so grundlegend; ich machte die Erfahrung, dass in Zuständen innerer Ordnung auch externe Unordnung leichter zu tragen ist, während bei innerer Unordnung der Drang besteht, alles Äußere (auch so banales wie die Ordnung in der Wohnung) auf die Spitze zu treiben, als könne mann in dieser Halt finden.
Und so ist’s kein Wahn bei P.R., sondern Notwendigkeit.
@ConAlma Ja – es ist notwendig, und fern von jedem Wahn, Ordnung zu schaffen.
… was daran falsch ist?… nichts… ich würde es noch etwas anders formulieren: eine eigene innere ordnung stellt sich dann ein, wenn man weiß, was man will… und manchmal sind von zeit zu zeit korrekturen nötig.
… nach dem jetzt mehrmaligen lesen des obigen eintrages (es beschäftigt mich), hielt ich eben diese zeilen in der hand:
Corona
Aus der Hand frißt der Herbst mir sein Blatt: wir sind Freunde.
Wir schälen die Zeit aus den Nüssen und lehren sie gehn:
die Zeit kehrt zurück in die Schale.
Im Spiegel ist Sonntag,
im Traum wird geschlafen,
der Mund redet wahr.
Mein Aug steigt hinab zum Geschlecht der Geliebten:
wir sehen uns an,
wir sagen uns Dunkles,
wir lieben einander wie Mohn und Gedächtnis,
wir schlafen wie Wein in den Muscheln,
wir das Meer im Blutstrahl des Mondes.
Wir stehen umschlungen im Fenster, sie sehen uns zu von der Straße:
es ist Zeit, daß man weiß!
Es ist Zeit, daß der Stein sich zu blühen bequemt,
daß der Unrast ein Herz schlägt.
Es ist Zeit, daß es Zeit wird.
Es ist Zeit.
Paul Celan
Celan – das zur Erklärung, kam mir überhaupt nicht in den Sinn, obwohl ich die Verse kenne. Durch Zufall, ich suchte nach einer Erklärung für den Begriff koronarund fand stattdessen bei Wikipedia, ich hatte bei beim Googeln das R vergessen einzugeben, für K o r o n a die Erklärung. Sie war der Anlass für den lyrischen Versuch.