4.43 Uhr:
[Berlin. Am Terrarium.]Pünktlich erwacht und auf; es ist aber kein Kaffeepulver mehr da, auch kaum Kakao. Muß wirklich, solange ich noch nicht wieder in der Arbeitswohnung bin, die PAVONI hier herüberholen. Die Geliebte und die Babies schlafen, mein Junge ist übers Wochenende zu einem Freund fort, neben mir zirpen im Terrarium die Futtergrillen seiner kleinen Echsen.
Ich hab mir ein Arbeitsplätzchen eingerichtet, auf niedrigem kleinen Tisch vor einer niedrigen Zweiercouch; das ist bequem und stört keine Abläufe; zudem gefällt mir die Gesellschaft der Echsen (Skinke) gut. Da es ein Nichtraucher-Haushalt ist, werd ich für die Morgenzigarette gleich mal hinaus auf die Staße gehen; es liegt viel Schnee, da wird es Klarheit haben. Im übrigen ist meine schmerzhafte Hals-/Nackenstarre mit dem Erwachen nahezu spontan verschwunden; es gibt noch einen kleinen Reflex, wenn man den Kopf s e h r dreht, ihn fast überdreht; dann merkt man: da war mal was. Aber das muß man schon wirklich wollen.
Ich korrigiere jetzt an ARGO weiter.
(Wie ich auf >>>> dieses Gedicht kam, kann ich Ihnen nicht sagen. Ich saß gestern spätabends hier, hatte gerade meinen neuen Arbeitsplatz eingerichtet, aber für ARGO war es zu spät, da fiel mir der erste Satz ein. Vollständig, ganz deutlich. Ich schrieb ihn hin. Das übrige ergab sich, erstand Wort für Wort, nicht etwa Zeile für Zeile. Es war wie ein Memory-Spiel, dessen oberste Reihe aufgedeckt ist, und die anderen Kärtchen decken sich, n i c h t nach der Reihe, über ganze Spielfeld nach und nach um. Seltsam; mittags im Zug dachte ich noch: wie lange das her ist, daß du plötzlich Gedichte schriebst! So sehr schien mir die Prosaarbeit an dem Roman das wieder auszuschließen.)
5.28 Uhr:
Langsam und rauchend auf der Straße auf- und abgehen und ins in den Schnee erwachende Berlin sinnieren. Ich glaube, der Geliebten tut es momentan gut, daß ich einfach, und anspruchslos, d a bin. Und bin bereit, das zu geben.
7.18 Uhr:
Während der zweiten Zigarettenpause kam mir auf der Straße eben >>>> dieser Gedanke, der sich in >>>> die übrigen Überlegungen fast nahtlos einfügt und aus einer ARGO-Stelle hervorging, über deren Mitgesagtes ich bislang, wohl seines phantastischen Erzählrahmens wegen, noch keine richtige Klarheit hatte. So daß ich den entsprechenden Aphorismus jetzt erst formulieren kann.
Ich stellte ihn gerne gleich ein, müßte dann aber wieder übers Mobilchen ins Netz. Was auf Dauer wirklich zu teuer kommt. Deshalb muß, wenn ich fortan hauptsächlich hier übernachte oder wenn ich das auch nur öfter tu, dringend ein DSL-Anschluß mit Flatrate her. Ohne diese spezielle Publikations- und Kommunikations-Dimension fühle ich mich wie festgebunden, angebunden, jedenfalls in der geistigen Bewegungsfreiheit gelähmt. Was für meinen Geist insgesamt nicht gut ist; ich komme mir vor wie ein Gefäß, daß dann zu voll wird, überquillt, aber nicht kann, sich nicht entleeren und Raum schaffen kann, weil oben ein festverschlossener Deckel daraufdrückt und die Gedanken, die immer mehr werden, quetscht.
8.13 Uhr:
[Berlin. Küchentisch.]
Hab‘s nicht ausgehalten und bin in die Kinderwohnung hinüber, um ins Netz zu kommen. Hier gibt‘s auch Kaffee, und ich kann meine Überlegungen einstellen, wie ich es will. Zuhause hat alles noch weitergeschlafen, ich hab auf einem Zettel eine Nachricht hinterlassen.
12.17 Uhr:
[Gluck, Orfeo e Euridice. René Jacobs.]
So, eine Stunde Mittagsschlaf. Neben ARGO einiges andere vorangetrieben; das war ein guter Vormittag. Nach dem Schlafen zu Eisenhauer, der mir noch etwas für den Mini-Disc-Recorder geben will, zur Charité, um für die Kleinen was abzuholen, und dann noch zur Staatsoper für die Karten heute abend; abermals >>>> Marienvesper, zu der ich mit Katanga gehen werde und auf die ich mich irre freue.
Abends:
Marienvesper.