Arbeitsjournal. Montag, der 5. Februar 2007.

5.42 Uhr:
[Berlin. Küchentisch.]
Gegen halb elf frühnachts war ich wieder in Berlin und hab dann noch ein wenig mit Katanga geplaudert, insgesamt über >>>> die Tagung sowie über die Persische Fassung und den Coup, der nun geplant ist, über den ich Sie, Leser, nun aber ganz bewußt im unklaren lasse. Es muß ja was geben, worauf Sie gespannt sein können, ohne daß ich die Pointe verpetze, bevor überhaupt der Witz erzählt worden ist. Aber einiges ist nun vorzubereiten, das nicht nur der Unternehmung dient, sondern zugleich darauf achtet, daß es nicht etwa abermals zu einer tatsächlichen oder auch nur scheinbaren Persönlichkeitsrechtsverletzung kommt. Letztres ist mir dabei besonders wichtig, an sich, aber auch aus Gründen meiner eigenen Integrität: Hinter meinen der eigenen Interessenvertretung gegenläufigen Einlassungen, wie ich sie nunmehr auf dem Symposion vertreten habe, will ich auch stehen. Ich bin da moralisch gleich zweifach gebunden, gegenüber dem Kläger und gegenüber der Einsicht, die ich so spontan am Freitag abend hatte und dann auch laut werden ließ und während der Tagung durchhielt; daß sie rechtsphilosophisch diskutierbar ist, benimmt dem nichts. Schon gar nicht will ich mir, und ganz besonders nicht mit recht, nachsagen lassen, ich hätte dieses und jenes aus rein taktischen Erwägungen geäußert. Nein, ich sprach von Existenz, und ich m e i n e Existenz. Schon das Buch in seiner nicht-revidierten Gestalt war von dem, was >>>> Denis Scheck seinerzeit eine „ästhetische Gerechtigkeit“ nannte, die auch vor ihrem Autor und seinen Figuren-insgesamt nicht haltmacht. Es ist dem Roman immer um ästhetische Wahrheit gegangen, und die ist nun auf eine persönliche und damit moralische Wahrheit – auf eine des Alltags – zurückzuspiegeln. Das muß vom Coup miterfaßt werden. Deshalb werde ich ihn hier in den folgenden Wochen ganz wie einen Text ausweisen, nämlich jeweils „COUP“ schreiben, wie ich „ARGO“ schreibe oder „BAMBERGER ELEGIEN“ – nämlich als wäre er selbst eines meiner literarischen Vorhaben. Dann können Sie sehen, wie ich dran arbeite – entsprechend wird er unter >>>> ARBEITSFORTSCHRITT mitprotokolliert werden – ohne daß Sie eigentlich wissen, um was es genau geht. Natürlich hat d a s nun auch taktische Gründe, indem es Ihre Neugier kitzelt, Erwartungen wachsen läßt und zugleich den vielen Gegnern, die der COUP ganz sicher haben wird, keine Möglichkeit gibt – oder kaum eine -, ihn im Vorfeld zu verhindern. Zur Strategie gehört ebenfalls, daß ich, anstelle völlig zu schweigen, dieses hier schreibe. Es ist mir ja nicht unbewußt, daß Die Dschungel, um es in den Sätzen einer mich warnenden, mit dem Literaturbetrieb vertrauten Person auszudrücken, „sehr genau beobachtet werden“ – und zwar dies eben nicht nur von Juristen, sondern auch von solchen, die ganz andere Süppchen aus mir kochen, die diese Süppchen einkochen möchten.
Erstmal sind also ein paar Briefe zu schreiben, dann geht‘s wieder an ARGO und die letzten zweihundert Seiten Korrektur von EF zur ZF. Guten Morgen, Leser.

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