18.37
—> Piediluco, heiter am lachenden See, da wollte ich heute hin auf der Rückfahrt von Rieti. Beim Suchen nach Anzeigen für Mietwohnungen stieß ich auf Angebote aus Piediluco. Ich wollte dort einfach nur mal spazieren gehen. „Am Fuß des heiligen Hains“, so die Bedeutung dieses Namens. Leider aber hatte es angefangen zu regnen. Und heiter war’s nicht und lachend auch nicht. Zwar fuhr ich von Marmore oberhalb des gleichnamigen Wasserfalls (den die Römer dem von Rieti kommenden Velino und der Senke von Terni beschert hatten) mit dem Auto die Straße entlang bis zum See – auch, um die Distanzen besser abschätzen zu können (jedenfalls wäre auch dort ein Auto notwendig: der Bahnhof liegt zu weit weg, auch wenn gleich beim Ort ein Busbahnhof liegt (hm, also doch lieber in die Stadt?)) -, aber zum Spazierengehen war das Wetter dann doch nicht angetan. Also zurück. Und lieber überlegen, wie ich mir Geld besorge. Ich sollte vielleicht doch ein Darlehen ins Auge fassen, abgesichert durch meine in drei Jahren fällig werdende Lebensversicherung. Sie mir jetzt auszahlen zu lassen, würde mich um erhebliche Steuervorteile bringen. Sie selbst sagt seit vorgestern abend kaum etwas. Spürbare Distanz. Nichts Feindseliges jedoch. Nein, nein, ich muß mich selbst – allein – wieder in den Griff kriegen. Sonst klappt das nicht. Ich merk’s ja wieder: Ich kam aus Berlin zurück mit großem „I“, doch dann setzte der normale Alltag ihm wieder einen Punkt aufs Haupt, und wurde wieder zu einem Ich mit kleinem „i“. Ein fast unmerklicher Prozeß, dem ich scheinbar in der Beziehung nicht entwische, so sehr ich mein Hinterzimmer verteidige. Alles rationale Nachdenken darüber scheitert an irgendeinem schwarzen Loch in der Psyche. Nicht umsonst fahre ich mittlerweile nur noch alle drei Wochen zum Psychologen. Wahrscheinlich auch nur so lange, bis ich irgendwann triumphierend vermelde: Es ist vollbracht. (Das nächste Mal werde ich wohl auch das ansprechen müssen: Inwieweit ich da wieder eine Vaterfigur projiziere (wäre einer Erwägung wert: meiner hatte mich nie verstanden, und also suchte ich vergeblich bei ihm Anerkennung)).
Vater Mitunter habe ich den Eindruck, dass Vaterfiguren in der Geschichte eines Menschen viel dominierender sind, als die Mütter. Keine Ahnung, woran das liegen mag. Gerade ist mir mit dem Lesen über Anais Nin so einiges wieder davon über den Weg gestolpert. Sie schien nur geschrieben zu haben, weil der Vater sie mit Liebes- und Aufmerksamkeitsentzug bestrafte- nicht erst nachdem er die Familie verließ.
Ich habe vor einigen Jahren ein sehr ehrliches Buch zum Thema von Marga Kreckel bei Fischer gelesen: “ Macht der Väter- Krankheit der Söhne“.
MfG
Biggy
[es ist wohl festzuhalten: ich öffne dieses Kommentarfenster, und gleichzeitig fängt der Fensterladen an zu quietschen wegen irgendeinem Windhauch!!!] — Ich wollte – und fast hätte ich’s vergessen – doch noch gern auf Ihren Kommentar eingehen. Das hängt gar nicht mal so sehr mit den Vaterfiguren zusammen, sondern es geht eher den Umweg über die Türen, die Sie in Ihrem Blog thematisieren. In meinem poetischen Weblog ( http://parallalie.twoday.net ) führen solche Türen zuweilen in das, was in einem ist. Hier im Tagebuch schrieb ich neulich, daß ich die Tür zu meinem Arbeitszimmer gern geschlossen halte. Hier aber ist nicht vom Vater die Rede, der im Hause arbeitet und somit alles durcheinander bringt. Hier bin ich es, der alles durcheinander bringt, indem ich seit eh und je zu Hause arbeite. Das ist nun eine Komplikation sondergleichen. Ich sollte auch dieses mal behandeln in einem meiner TB-Beiträge.
merci
B.L.
Wenn der Arbeitsplatz zu Hause ist… Ich arbeite zu großen Teilen zu Hause und es ist ein wahnsinniger Glücksumstand.
Nur wer das mit im Haushalt lebenden Kindern unter einen Hut bekommt, ist wohl ein Genie. 😉
Bei einer mechanischen Tätigkeit mag es ja noch angehen aber wenn man kreative Impulse zerhackt bekommt, kann man stundenlang in der Scherben suchen, allein, wenn jemand nur mal freundlich lächelnd zur Tür hinein schaut.
Ich kann Nins Vater schon verstehen… in dieser Hinsicht, das hat auch nichts mit Überempfindlichkeit sondern mit Konzentration zu tun und mit dem zerstörten flow.
Schön, dass Sie meine Türgeschichten verfolgen. Ich freue mich auf ihren TB bezüglich dieses Themas.
MfG
Biggy
Das „mit dem zerstörten flow“ trifft’s eigentlich ziemlich genau. Ansonsten denke ich gerade an die Doors und überlege schon, wie ich das Türen-Thema behandeln könnte. Denn vorgenommen ist’s nun mal. Danke.
The Doors Danke für das wunderbare Stichwort!
Zu dieser Musik lief früher so einiges *schmunzel*.
Und ich habe die nächste Vision. Mal sehen, was Sie daraus basteln.