5.06 Uhr:
[Villa Concordia Bamberg.]
Also wieder einmal, wie früher, >>>> ein Dts geschrieben; formal ein wenig verändert, nämlich nach „Vorhaben“ und in der Nacht einzutragendem „Erledigt“. Man sollte, jedenfalls sollte i c h, >>>> Vorhaben (Eintrag um 22.34 Uhr) immer sofort umsetzen, sonst schieben sie sich auf und auf. Wenn ich mit den ARGO-Korrekturen EF zur ZF durch bin und auch die BAMBERGER ELEGIEN überarbeitet, sowie den Artikel für den Freitag geschrieben haben werde, kann ich das Verfahren ja wieder lockern. Sollte ich allerdings bis heute nacht die EF-zur-ZF-Korrekturen nicht fertighaben, werd ich mir überdies für bestimmte Tageszeiten mal wieder ein Netz-Verbot verhängen.
Bin pünktlich mit dem Wecker hoch, um 4.48 Uhr saß ich am Schreibtisch.
Die Idee zu diesen Dts‘ stammt übrigens von einer mütterlichen Freundin, von der ich seit Jahren nichts mehr gehört habe; der Mutter meines damaligen besten Freundes, von dem ich ebenfalls nicht mehr weiß, was er macht und wo er abgeblieben ist. Ich sollte mal nachforschen… (aber sehen Sie, wie sich s c h o n wieder eine Ablenkung vor die Arbeit schieben will?) Jedenfalls stammt die Idee aus dem Jahr 1982, als ich nach einem Suizidversuch aus dem Geschlossenen Haus wieder freigekommen war und schwerdepressiv nur noch auf der Matratze herumlag. Da rief mich Renate W. an und gab mir auf, für jeden Tag solch ein Dts niederzuschreiben und mich, wenn ich mich denn aus dem Sumpf herausziehen wolle („das geht n u r am eigenen Zopf!“), geradezu erbittert daran zu halten. Damals begann ich dann die zwei Jahre später erschienene VERWIRRUNG DES GEMÜTS, die der poetische Anfang der ganzen Hans-Deters-Romanserie über WOLPERTINGER bis zu ANDERSWELT ist. Und damals fing offenbar, logischerweise, mein Formalismus an: die strenge Tagesstruktur bildet sich im Aufbau der Romane ab; so gesehen sind es Bollwerke. Die bezeichnenderweise noch und noch Flüssigkeit, das Fließende, thematisieren.
So, arbeiten.
7.53 Uhr:
Erstkorrekturen ARGO EF zur ZF fertig.Nebenbei läuft übern abgesicherten Modus das Virensuchprogramm. Deshalb kann ich das hier noch nicht einstellen.
Ich werde die Korrekturen im Zug übertragen, nun geht‘s erst mal an den privaten Tag.
22.05 Uhr:
[Berlin, Küchentisch.]
Nach der Ankunft lange Zuhause mit der Familie gewesen; während der Fahrt lief der Virenscan immer noch weiter und wurde auch zweimal fündig. Aber dadurch kam ich nicht so weit in der Übertragung der morgens abgeschlossenen Erstkorrekturen und auch nicht zu den beiden, sagen wir, Bettelbriefen. Um im Plan zu bleiben, sollte ich die eigentlich jetzt noch schreiben; aber ich bin überhaupt nicht in der Verfassung dazu. Bin eigentlich nur noch hier an den Küchentisch herübergefangen (die Straßen sind eisglatt, und das Rad steht noch hier; ich nehm es nachher mit hinüber), weil ich Post checken und kurz dieses Arbeitsjournal beenden, das heute Erledigte im Dts austragen und das Dts für morgen entwerfen will. Es ist noch nicht ganz klar, ob ich bereits morgen abend wieder nach Bamberg fahre oder erst übermorgen in aller Frühe. An sich wäre noch einiges mit dem Profi zu bereden; aber Mittwoch nachmittag muß ich bereits wieder hiersein und am Donnerstag für zwei Tage gleich abermals nach Bamberg. Es wird Zeit, daß ich die Zelte dort abbreche und, wie ich alles hingebracht habe, nunmehr nach und nach meine Sachen im Rucksack zurück nach Berlin bringe.
Immerhin habe ich mit ARGO aufgeholt. Für einen Sonntag war das nicht schlecht.
22.57 Uhr:
Nun hab ich die beiden Briefe doch noch geschrieben, aber erst einmal als Entwurf. Da ich morgen früh ‚nur‘ die Korrekturen in ARGO EF übertragen will, werd ich vor halb neun nicht ins Netz kommen, also erst, wenn der Junge in die Schule gebracht ist. Einen Netzanschluß gibt‘s drüben nach wie vor nicht.