18.21
Und wieder mit Drommeten die Jericho-Mauern des Tags einstürzen lassen… damit das ringsum liegende Dunkel eindringt in Jericho. Was war eigentlich in Jericho? „Jericho aber war verschlossen und verwahrt vor den Kindern Israel, daß niemand aus oder ein kommen konnte.“ (Josua 6,1) — Verschlossener Tag. Aber sieben Mal gingen die Priester um ihn herum, als da sind labora, labora, labora, labora, labora, labora, labora, und halleten die Posaunen, die da auch heißen: Telefon, Fernsprechgerät, Handy & Mobiltelefon. Nicht vermochten die Mauern dem Dunkel zu widerstehen, drang ein schon vor aller Zeiten Anfang. — „Rahab aber, die Hure, samt dem Hause ihres Vaters und alles, was sie hatte, ließ Josua leben.“ (Josua 6,25) — Und so heißet meine Schrift Rahab und ist eine Hure, die Boten verbirgt. Eine Helle im Dunkeln, damit das Dunkle doch auch noch scheine. Verwerflich aber sei, daß das Dunkle scheine. Nein, es ist nicht verwerflich: es scheint. Und dem Doppelsinn zu entkommen, tue ich so, als ob der Tag eine Feste, die das Dunkle erobert, und alles, was da lebte im Tage, „mit der Schärfe des Schwerts“ (Josua 6,20) verbannte. Also bleibt vom Tage nichts als die Hure Rahab, meine Schrift.
Hölderlin (in: ‚Kanton Schweiz’) aber erinnerte mich daran, daß ich selbst einmal den Sauerampfer auf den Wiesen aß:
„[…] kosteten lächelnd
Auf dem Pfade des Sauerklees, und erfrischenden Ampfer“
Und wenn ein Hölderlin eine Erinnerung, die vielleicht doch auch ein bißchen sauer auf der Zunge durch das Wort allein schon einen Nachgeschmack hinterläßt, wachruft, dann heiß’ ich sie gerne gut und willkommen.
Schein kann nicht reden…er mampft!