B.L.’s 5.3. – Unterwegs

18.07
Die typische Müdigkeit, nachdem man wirklich alles erledigt hat und plötzlich nichts mehr unfertig auf dem Tisch liegt. Gern würde ich mich jetzt unten einfach nur aufs Sofa legen, aber die Putzfrau ist noch da, sie selbst putzt auch unten, und wahrscheinlich auch noch, wenn die Putzfrau weg sein wird. Weil es so war und ist an diesem Nachmittag, bin ich nach dem Abschicken der letzten Arbeit erst mit dem Hund spazierengegangen, dessen Bellen nicht mehr zu ertragen war, dann nahm ich das Auto und fuhr zwei Stunden durch die Gegend. Zuerst nach Narni Scalo zu Lidl, um zwei Dosen Starkbier zu kaufen. Vor dem Supermarkt spielte der Balkan Geige. Im Supermarkt suchten Gesichter in den Billigwaren, von denen weder diese noch jene in teureren Supermärkten zu finden sind, Gesichter, die sich schon erschrecken, wenn sie von der Kassiererin angeredet werden, und sich dann gleich nach dem Hintermann umdrehen, als sollte die Anrede weitergegeben werden: Nein, nicht ich! Und senken den Blick und murmeln etwas, was nicht zu verstehen ist. „Scalo“, so heißen meistens die tristen Bahnhofsvororte der einige Kilometer entfernten Hügelstädte: Orvieto Scalo, Orte Scalo, Narni Scalo. Vororte für Arbeits- und Pendlervolk mit Durchgangsstraßen, auf denen der Verkehr niemals ruht. Die Wohnungen sind billiger, der Lärm größer. Darum bei Lidl auch viel Publikum aus dem Osten. Und überhaupt: keine selbstbewußte, sondern eine gebückte Menschheit. Ich war froh, als ich wieder im Auto saß, und beschloß, einen Umweg durch die hügeligen Felder zu fahren, eine Dose Bier zwischen den Schenkeln. Und aufpassen muß ich, – sagte ich mir -, nicht in die Falle der billigeren Wohnungen zu treten, die es an diesen Orten gibt. Wenn, dann doch lieber Piediluco, zwar etwas abseits, aber reizvoll allemal. Morgen werde ich wieder hinfahren, wenn ich aus Rieti vom Psychologen zurückkomme, der seine Praxis 10 Meter entfernt von dem Platz hat, der sich mit allem drum und dran (Denkmal und polyglotte Steintafel) rühmt, die geographische Mitte Italiens zu sein. Allerdings beanspruchen die Städte Narni und Foligno dasselbe für sich.

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