Paul Reichenbachs Donnerstag, der 8. März 2007. Meine Universitäten.

>>>Somit geht die Zunge dorthin,
wo Bruno Lampe vorzieht zu schweigen
.

Schweigen war gestern das Beste, was ich tun konnte, als angesichts einer Menge Bücherstapel, die das Haus, vorzüglich mein Arbeitszimmer, bevölkern eine Diskussion darüber ausbrach, was an den neuen Wohnort mitzunehmen sei. Keinesfalls kannst du alle Bücher in der neuen Wohnung unterbringen. Mach Dir jetzt schon mal Gedanken, welche du wegwerfen und welche du behalten willst. Richtig ist, dass meine Bibliothek in den letzten 2 Jahren einen Zuwachs hat, den Regale und Schränke kaum beherbergen können. Korrekt ist auch, dass die neue Wohnung weniger Platz für Bücher haben wird, einfach weil sie kleiner ist, als das Häuschen indem wir jetzt hausen. Aber warum ich mir darum heute schon Gedanken machen soll bleibt unerklärlich. Denn erst in 3 Jahren werden wir, wenn nichts dazwischen kommt, von hier wegziehen. Also ging, um mit Bruno zu sprechen, „meine Zunge dorthin“, wo Paul ebenso wie Bruno „es vorzieht zu schweigen.“ Wortlos, irgendwie sah ich ein, dass ich mein Bücherhaufenchaos begrenzen muss, machte ich mich an die Arbeit und fing an die Lücken in den Regalen aufzufüllen. Und vielleicht gehört tatsächlich einiges in die Mülltonne? Aber es ist schwer sein eigener Zensor zu sein. Angefangen habe ich, die Lyrik ließ ich außen vor, mit den Russen und sowjetischer Literatur allgemein. Alle Werke, die ich doppelt oder dreifach in verschiedenen Editionen besitze, das betrifft Autoren wie Aitmatov, Bulgakov, Dostojewski, Ehrenburg, Katajew, Schukschin, Solshenizyn und Tolstoi, reduzierte ich auf nur noch eine Ausgabe. Am Ende blieben 95 Bücher doppelreihig gestellt im Russenfach. Von Aitmatow bis Zwetajewa herrscht nun wenigstens dort wieder RAK – Ordnung. Mancher Schatz, mit dem mich tiefe, erschütternde Leseerlebnisse verbinden, fand sich wieder. Darunter: Samjatin „Wir“, Paustowski „Goldene Rose“, Gorki „Meine Universitäten“. Bei Gorki blieb ich hängen und las mich dann so fest, dass kein Wort mehr meine Lippen verließ.

Nachtrag: Bulgakov, Der Meister und Margarita, 3 verschiedene Ausgaben, darunter eine aus der DDR, stehen weiterhin einträglich beisammen. Die DDR-Ausgabe, 430 Seiten, kostete 1968 9,80 DDR- Mark – unvorstellbar heute!

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