6.59 Uhr:
[Berlin, Küchentisch.]
Man muß es s o sagen: tief verschlafen. Weiß schon jemand unter meinen n i c h t vertrauten Lesern, was der COUP i s t? (Seinetwegen mußte ich gestern nacht noch in die Arbeitswohnung radeln, um die Negative herauszusuchen, deren Abzüge durch ein Mißgeschick verdorben waren, als sie ihren Empfänger erreichten).
Jetzt nehm‘ ich einen späteren Zug, für den ich in etwas mehr als einer Stunde aus dem Haus muß, den großen Rucksack auf dem Rücken, weil ich bereits am Mittwoch wieder aus Bamberg Zeug mit zurück nachhaus nehmen will und muß – mein Aufenthalt in der Villa Concordia geht jetzt d e u t l i c h zuende; mein Junge ist am gestrigen Wochenende bereits das letzte Mal dort gewesen, und alles neigt sich der Geschichte zu. Sie wird von den Elegien mit der neuen Zeit in Berlin verklammert werden. Am Donnerstag will ich dann nach Bielefeld fahren, um mit der Galerie Jesse den Flug für Stromboli, also auch meinen Reisetermin, festzulegen und überhaupt das Projekt und >>>> meine kleine, am Vulkan direkt entstehende Dichtung durchzusprechen. Ich schätze mal, ich werde nun Ende April/Anfang Mai fliegen. Vor Ort werd ich dann auch die Tonaufnahmen für das Hörstück fertigen. – Am Freitag geht‘s dann weiter >>>> nach Heidelberg zur Lesung. Von dort aus wieder nach Berlin und dann Schlag auf Schlag Bamberg/Berlin/Bamberg/Berlin/Bamberg… bis das Studio geräumt ist und geputzt werden kann. Arbeitszeiten werden sich dann wohl g a n z auf die Zugfahrten legen. Vielleicht fahr ich dann täglich hin und her. Man will, daß ich bereits am 22. abreise, das schaff ich nicht, habe den 27. als Auszugs- und Übergabetermin vorgeschlagen, das wiederum kollidiert mit den Interessen des Hauses.
Und >>>> dielmann… >>>> Dielmann schweigt. Keine Ahnung, ob aus dem >>>> Bändchen mit den Liebesgedichten nun überhaupt noch etwas wird. Niemand geht ans Telefon, auf Emails wird nicht reagiert… ich hätte doch einfach gern irgend einen Bescheid. Das Erscheinen der BAMBERGER ELEGIEN rückt für mich, wenigstens seelisch, in die Ferne. Vielleicht ist aber, nach objektiver Überarbeitungslage, ohnedies ein späteres Erscheinungsdatum angesagt. Ich muß mich ja nun auch noch, allmählich wird‘s dringend, um den > >>>>> HOREN-Sonderband zu >>>> ANDERSWELT kümmern, der im Frühjahr 2008 erscheinen soll, und d a einiges auf den Weg bringen. Da, der Planung nach, parallel mein Privatkonkurs anlaufen soll, dessen Vorbereitung ebenfalls Zeit kostet, weiß ich imgrunde wirklich nicht, wo mir der Kopf steht. Und, ganz „nebenbei“, muß ich für den Abschluß von Bamberg jetzt dringend sachliches Zeug auf die Reihe stemmen: etwa dort das Telefon ab- und für die Berliner Arbeitswohnung wieder anmelden, damit der DSL-Anschluß Anfang April wieder stehen kann. Liebe Leser, wer von Ihnen würde diese festen Internet-Kosten übernehmen, so daß ich selbst dann arbeitsfähig bleibe, wenn man mich zupfändet? Es geht um nicht ganz 50 Euro monatlich. Insgesamt wäre es gut, hielten meine Leser meinen Berliner Arbeitsbereich geschützt, egal, was da noch so auf mich zurollen wird…
Guten Morgen, allerseits. Holen Sie sich den dieswöchigen SPIEGEL, dann wissen Sie mehr.
Bei allem kämpferisch wohlgemut: Ihr ANH.
11.02 Uhr:
[ICE Berlin-Bamberg. Hinter Naumburg. Ach Nietzsche!]
Fisse(e)le nun an der Zweiten. Für den COUP ist nun alles getan. Für den Nachmittag sehe ich dem Korrektur-Telefonat entgegen. Aus dem Zug gehe ich aus Kostengründen heute nicht ins Netz; es sind eh nur noch zwei Stunden, bis ich in meinem noch-Studio angekommen sein werde. Wer es eilig hat, kann mich ja anrufen.
13.51 Uhr:
[Villa Concordia Bamberg.]
Angekommen, es ist wunderbar warm, man könnte draußen sitzen. Ich werde vor meinem Mittagsschlaf die Post checken und >>>> Dschungelfragen beantworten. Danach geht es weiter an die Zweite. Hab die gesamte Fahrt hindurch stringent an ihr gesessen.
16.53 Uhr:
Beim Stand der Dinge wäre es wirklich unfair, Ihnen weiterhin zu verschweigen, >>>> was der COUP i s t. – Soeben ein weiteres Interview geführt. Und nebenbei d i e s e r Mailwechsel:
ANH
Das beste wäre, man übernähme d i r e k t die Rechnung, also es würde entsprechend einfach nicht von meinem, sondern einem anderen Konto abgebucht.
UK
Ich könnte mich ja mit ein, zwei anderen zusammentun… einer streckt das Geld dann immer vor. Leider muss ich selber auch grad ein Sparprogramm fahren…
ANH
Aber das w ä r e etwas: Meine Leser sichern mir zusammen Miete, Internet, Nebenkosten der Arbeitswohnung. So wäre es i h r e, und ich schriebe für s i e. Das wär eine Faust auf die Gesetze der kapitalistischen Vermarktungsindustrie… eine sehr sehr menschliche Faust.