7.12 Uhr:
[Villa Concordia Bamberg.]
Im Augenblick scheint mein Körper Rechte einzufordern; wieder verschlafen. Weshalb ich mich sputen muß, wenn ich den 9.08er ICE nach Berlin erwischen will; und das will ich. Hatte gestern abend/nacht mal wieder einen Filme-auf-DVD-gucken-Anfall: den einigermaßen überraschenden „The Wickerman“ gesehen – eine Filmvariation über ein /fiktiverweise) in Neu-England erhaltenes matriarchales Ritual des Frühlingsopfers; interessant daß das Thema wieder aufkommt, das ja ich selbst am Ende meines >>>> Sizilienbuches variiert habe; mit einem übrigens erstaunlichen Nicolas Cage, der seine Überforderung deutlich gut spielt. Danach Brian de Palmas neuen Film, die tatsächlich etwas durchhängend geratene „Black Dahlia“. Und da der lStreifen ange ging, kam ich eben heut früh nicht hoch.
Gespräch mit der Leitung der Villa: Übergabe meines Studios nunmehr am nächsten Mittwoch (21.3.), für danach bekomme ich ein anderes Zimmer, ein raucherfreies allerdings, für die noch anstehenden Übernachtungen… da ich ja mein Zeug peu à peu mit dem Rucksack nach Berlin transportiere. Weshalb ich mich jetzt auch, wegen des Packens, sputen muß, wenn ich den 9.08er ICE nach Berlin erwischen will. Und das will ich. Gearbeitet wird also im Zug.
Die „Hexametrisierung“ der Elegien auf die strenge Form braucht irre viel Zeit; Vers für Vers kämpft man sich durch den Srom der fertigen Texte voran, um sie, gewissermaßen, zu begradigen.
Ich bin >>>> vielleicht etwas heftig in meiner Reaktion, aber weshalb können die Leute nicht wenigstes richtig – und an der richtigen Stelle – abschreiben?
(Der Laptop muckt immer mehr. Jetzt brauchte er mehrere Ein- und Auschalt-Anläufe, um überhaupt hochzufahren. Meine transportable Extra-Festplatte erkennt er schon gar nicht mehr; weshalb ich keinen Backup machen kann. Das ist alles ziemlich riskant. Ich sollte mir die wichtigsten Texte selbst ans email-Konto schicken, um sie notfalls aus dem Netz abrufen zu können. Gerade die Fisselarbeit der Hexameter-Überarbeitungen… Wenn gleich noch etwas Zeit bleiben sollte, werd ich das wohl auch tun.)
8.12 Uhr:
Fortsetzung.
8.12 Uhr:
Fortsetzung.
9.12 Uhr:
[ICE Bamberg-Berlin.]
14.44 Uhr:
[Berlin, Arbeitswohnung.]
Wegen eines Güterzug-Brandes auf der Strecke etwas mehr als eine ¾ Stunde Verspätung, dann den w i r k l i c h schweren Rucksack in die Arbeitswohnung geschleppt und provisorisch ausgepackt. Ich muß hier mal zwei arbeitsfreie Tage nur dafür abstellen, Schriftkram, Bücher und alles sonstige, was wie Kraut und Rüben herumliegt, zu ordnen. Sonst geh ich unter.
Immerhin springt der Musikcomputer, auf dem alles funktioniert außer (sic!) Prozessen, die mit Musik zu tun haben, anstandslos an, und e r k a n n meine tragbare Festplatte lesen. Also Daten sind k e i n e verloren gegangen. Weshalb sich allerdings der Laptop weigert, die Platte zu erkennen, ist mir dunkel und wird das wohl auch bleiben.
Während der Zugfahrt – von einer halben Dämmerstunde zwischendurch abgesehen – unentwegt an der Zweiten Elegie gefriemelt. Das geht wirklich nur Zeile von Zeile voran.
Ich beginne, mir um >>>> dielmann ernstliche Sorgen zu machen. Ist er verunfallt? Gibt es da etwas, das er geheimhalten will oder muß und das ihn immer mal wieder aus dem Verkehr zieht (oder er zieht sich selbst raus), so daß er gar nicht reagieren k a n n ? Jedenfalls steckt irgend ein Geheimnis dahinter, dessen Lüftung es womöglich begreifbar machte, weshalb er es sich verlegerisch auch mit den wichtigsten und ihm tatsächlich sehr nahen Autoren und Dichtern verdirbt. Ich hab schon überlegt, ob ich nicht meine n o c h gültige Bahncard100 nutze, um einfach in Frankfurtmain vorbeizufahren und zu klingeln – oder sonstwie Nachforschungen anzustellen. Alles das kommt mir zu seltsam vor, als daß ich verärgert wäre; es hat etwas Dräuendes, Beängstigendes – nicht für mich selbst, ich kann ja sauer sein, wenn ich will -, aber für ihn, den Freund.
Hab gestern nacht noch an Prunier einen besorgten E-Brief geschrieben.
So, ich trink jetzt meinen latte macchiato aus – wie schön, daß es die PAVONI hier gibt -, dusche schnell, zieh mich um, dann geht‘s erstmal in die Väter-WG an den Küchentisch, wo ich dies hier einstellen und Post checken will – danach radle ich zu meiner Familie. (Morgen früh geht‘s reisetechnisch gleich weiter; erst nach Bielefeld wegen der Stromboli-Dichtung, dann, am Freitag, >>>> nach Heidelberg zur Lesung. Hab ein bißchen Angst, daß man mir das Mobiltelefon abstellt; gestern kam per SMS eine Warnung; aber ich hab überhaupt kein Geld auf der Naht und hoffe, daß mir der Profi heute was vorstrecken kann. Am Freitag gibt‘s ja wieder etwas Handgeld.