B.L.’s 19.3. – Froschgespenster

16.27
Dezibelstarker Westwind, der Blick auf das schon üppig grünende Getreide vom Regen schraffiert, hin- und herdonnernde Fensterläden, ein Tag für Weißwein wegen seiner grünlich-kühlen Reflexe: Ton-in-Ton-Sein. Gut, das Blau meines Hemdes stört. Auch wenn ich mich… halt, ich stolpere… Auch wenn ich ihn bzw. ich mich bzw. er mich bzw. er sich bzw. er ihn (das nennt man Promiskuität) dort als Gespenst in einem diesmal wohl weißen Hemd sah, wo er bzw. ich gar nicht war. Zwar hatte er bzw. ich etwas geschrieben an jemanden, da aber keine Antwort kam und ein Teil des Geschriebenen im Internet auftauchte, bezog ich bzw. er auch den Rest auf sich bzw. mich, wo doch eine ganz andere Person gemeint war. Allerdings reagierte ich bzw. er so, als wäre er bzw. ich gemeint. Erst heute morgen merkte er bzw. ich, diesen Irrtum. Und er bzw. ich schämte mich bzw. sich doch etwas, wie jemand, der auf einer Bananenschale ausrutscht und dann hilflos in die Runde der Gesichter um ihn schaut. Worauf ich hinaus will: Das Internet erzeugt und verstärkt Reflexe des eigenen Ich, die der Körperlosigkeit des Internet entspringen. Zwischen realen Menschen reicht ein Blick, ein Wort, eine Geste. Im Internet aber habe ich oft schon die Falle erlebt und erlitten, die geschriebene Worte stellen. Sobald die vermeintliche Mitte dessen, die den Rand definiert, an dem zu stehen man sich denkt und projiziert, anfängt zu strudeln, wird aus dem Zuschauen ein Fixieren, das im Konzentrischen seiner Bewegung den Blick auf das Ich zurückwirft, daß – auf einmal allen Kontextes bar – aller Unterschiede verlustig geht, weil der Blick nichts sonst mehr wahrnimmt, als das, was Poe in seiner Geschichte vom Malstrom beschrieben hat. Nun habe ich aber gerade nachgeblättert in der Geschichte und halte den Vergleich doch nicht mehr für geeignet. Besser gefiele mir Bashos Frosch. Da ist ein Verschwinden, ein Zentrum des Verschwindens, ein Verklingen des Verschwindens, schließlich ein Nicht-Verschwinden. Also ein sich verlierendes Ich, ein Zentrum des Sich-Verlierens, ein Verklingen des Sich-Verlierens, schließlich ein Sich-Wiederfinden ex negativo. Pax mecum! (Wie dreht man eine Schraube heraus: rechtsherum oder linksherum?).
Zum sonstigen Befinden: The best of all is the presence of the best and the way to stay is to sit long in that way. No way to stay is a way to go away. No way is a way. No way is way. Gertrude STEIN, zitiert nach der gestern schon bibliographierten „Republik“, S. 145.

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