Arbeitsjournal. Mittwoch, der 21. März 2007.

5.07 Uhr:
[Villa Concordia Bamberg.]
Frühlingsanfang; es ist tiefschwarz noch draußen, aber die Vögel konzertieren zum unablässigen Rauschen des Wehrs. Mein letzter Morgen in ‚meinem‘ Studio, meine Nachfolgerinnen für deutschsprachige Literatur werden hier, hörte ich, >>>> Hertha Müller und eine junge Autorin sein, die mir >>>> Ricarda Junge einmal empfohlen hat und von der in meiner Arbeitswohnung ein noch immer ungelesenes Buch liegt, deren Name mir aber eben nur noch so ungefähr einfällt, daß es nichts nutzen wollte, Ihnen auch für sie einen Link zu ergooglen. Upps, was’n Satz…
Die >>>> gestrige Veranstaltung lief recht gut; ich las die Texte sehr unterkühlt, um Distanz zu wahren – nicht aus Distanziertheit, sondern weil ich meine, daß man derartiges nicht zur Show machen darf. Der Raum war, wie fast immer, locker gefüllt; hinterher zogen wir Stipendiaten mit einigen anderen zum letzten Mal ins Klosterbräu. Einer von uns reiste bereits ab, >>>> Zschorsch wiederum soll zwar noch da sein, aber war insgesamt nicht zugegen. Ich selbst fahr nachher – noch ist ein Weniges ist zu packen und das, was ich heute nicht mitbekomme, in einem Karton ist andere Studio zu bringen; wenn ich Sonntag nacht für den Montag noch einmal herkomme, werde ich bereits in diesem anderen Studio übernachten, weil in ‚meinem‘ ab Freitag Handwerker wüten. So werden Sie also vielleicht heute zum letzten Mal in Der Dschungel als Subline [Villa Concordia Bamberg.] lesen. Denn auch die DSL-Gerätschaften montiere ich nachher ab und transportiere sie nach Berlin.
Seltsam, daß ich keine Wehmut verspüre; allerdings kann es sein, daß ich während der Überarbeitungszeit der BAMBERGER ELEGIEN nochmal zurückkommen muß, um mich dann ins Barockgärtchen zu setzenweil ich Bilder auffrischen muß. Aber s e h r wahrscheinlich ist das nicht. Übernachten könnt ich freilich in einer von A.‘s Gästewohnungen.
Zwei Stunden Versarbeit jetzt, dann die letzte Räumerei. Ich will den 11.08er ICE bekommen. Wird wieder ein hartes Geschlepp.
Guten Morgen. Mein Mobilchen, übrigens, ist wieder angestellt worden. Nach der Veranstaltung probierte ich‘s aus und bekam auch tatsächlich die schöne Stimme der Geliebten ins Ohr. Ab Freitag, ab Buchmesse Leipzig, ist‘s wichtig, daß das Gerät funktioniert.

8.59 Uhr:
>>>> Dielmann hat angerufen, s c h w e r krank. Meine Sorge war sehr begründet. Nun müssen wir sehen. Die >>>> Gedichtausgabe kommt jetzt, wenn auch langsam, auf den Weg. Und auch die BAMBERGER ELEGIEN will er weiterhin machen, kann aber momentan nicht einschätzen, wie er die Arbeit schaffen wird. Ich werde vielleicht am letzten Tag, an dem die Bahncard100 noch gilt, nach Frankfurtmain in den Verlag fahren und abends wieder zurück, um >>>> die Vorzugsausgabe zu signieren und auch schon ein paar Exemplare der „Normal“ausgabe mit nach Berlin zu nehmen. Die Sorge bleibt, aber es ist eine beruhigte, wissende, nun.

Geräumt ist nun alles im Studio. Hier die letzten Blicke:

Mein nächster, letzter, Besuch in der Villa wird Besuch nur noch sein.

9.48 Uhr:
Jetzt kommt doch etwas Wehmut… als ich diese Bilder hier noch einmal ansehe, vor allem das achte, das den Blick hinaus beim Aufwachen zeigt… und ich höre meinen Jungen sagen: „Papa, ich möchte nach Bamberg“, und er will an der Fensterfrontseite schlafen… wegen des Blicks… – Da muß ich schlucken.

Die letzte dreiviertel Stunde.

11.13 Uhr:
[ICE Bamberg-Berlin.]
So, im Zug. Ich freue mich auf vier Stunden ruhiger Arbeit.

15.59 Uhr:
[Berlin, Küchentisch.]
Angekommen und strikt durchgearbeitet. Ich mach jetzt eben einen Auszug der hexametrisierten Dritten weblog-fähig und stelle ihn ein. Damn radle ich rüber zur Familie.

17.39 Uhr:
[Berlin, Arbeitswohnung. Berlioz, Les nuits d‘Eté (Baker/Barbirolli).]
Für die ¾ Stunde, in der mein Junge in der Musikschule ist, bin ich eben in die Arbeitswohnung geradelt, um nach Post zu sehen und – Musik zu hören. Ach, welch einen Klangzauber diese Anlagenkombination einem schenkt. Fast zwei Jahrzehnte alt, ist es, als würden Linn und Accuphase und ProAc zunehmend samtig – ich bin das überhaupt nicht mehr gewöhnt. Und hab jetzt eine halbe Stunde lang dieses große innere Glück. Laß die Verse für diese Zeit einfach auch Verse s e i n und arbeite n i c h t. 21.56 Uhr:
[Berlin, Küchentisch.]
Noch einmal an d i e s e n Arbeitsplatz, der Netzzugang hat, gefahren, nachdem drüben alles schlief. Völliger, abrupter Schneeinbruch draußen, alles ist weiß und von einer Art Kälte, daß mir von dem kleinen Kilometer Radfahrt die Stirn und die Hände brennen. Aber schön sieht‘s draußen aus. Mich mit dem Profi in der Bar zu treffen, hab ich allerdings aus diesen Witterungsgründen gesteckt; vielleicht kommt er noch gegen elf mit dem Wagen auf den Prenzlauer Berg. Bis dahin will ich noch eine Kleinigkeit tun. Später geht‘s ohnehin wieder zur Familie; morgen früh um halb fünf fahr ich für die Morgenarbeit dann wieder hierher.
Mann, es schneit und schneit weiter…

2 thoughts on “Arbeitsjournal. Mittwoch, der 21. März 2007.

  1. Schöner kann der Morgen einen nicht begrüßen noch kann man schöner erwachen.

    Ungaretti, nachgetragen:

    Matina

    m’illumino
    d’imenso

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