15.56
Erstaunlich. Ich bin schon auf Seite 51 dieses für das „chorische“ Schreiben bestimmten Dokuments. Was nicht für das ganze Tagebuch gilt, sondern nur für dieses Quartal. Das Tagebuch-Dokument für letztes Jahr (ab dem 16.8.) kommt auf 77 Seiten. Das gilt für eine Seite mit kleinstem Zeilenabstand, Times New Roman 12, und eine Seitengröße mit oben und unten eingestellten 3,5 cm und rechts und links 3 cm. Und ohne die Bilder, auf die ich meistens aber doch lieber verzichte. Was zählt, ist der Text.
Im Grunde aber gäbe ich etwas darum, ANH auf der Leipziger Messe mit dem Rucksack herumlaufen zu sehen. Eines Anderen Freude ist dann erhebend und konziliant (mit sich selbst), wenn es eine wirkliche Freude ist und keine Schadenfreude. Man muß das nur begreifen. Sobald ein Händereiben sich andeutet: sollte man sich dem nicht anschließen. Also Mitfreude. Aber wenn ich da in Leipzig herumliefe: wer weiß, ob er mich erkennen würde, so ganz ohne Bart, den ich ja nun tatsächlich gestern noch abrasiert habe. Meinen Bart, den trug ich seit Ende der siebziger Jahre. Doch ich kann’s genauer festmachen: ich hörte 1979 auf, mich zu rasieren, als man mir im September einen Aufenthalt in Levico Terme spendierte, um einen Kurs über italienische Sprache und Kultur zu frequentieren, den ein Trientiner Institut anbot. Es war ein herrlicher Spätsommer, und zu Dritt schliefen wir in einem Dachzimmer des Hotels „Sorriso“ (sic!). Damals kaufte ich auch das Sansoni-Wörterbuch, das ich immer noch benutze, auch wenn manche Seiten mittlerweile nur noch zwischen den anderen Seiten liegen, ohne noch mit diesen zusammenzuhängen. Also Wörterbuchfetzen. Irgendwann hatte ich es mal neu binden lassen, aber das hielt auch nicht ewig. Die ständige Benutzung macht das ihrige. Das gilt auch für all die anderen Wörterbücher, die ich dauernd um mich habe. Also „Land des Lächelns“ heute. Sogar wenn ich mich im Spiegel anschaue, probiere ich ein Lächeln. Im „neuen“ Gesicht. Gewohnt bin ich dieses Gesicht noch nicht ganz. Ich muß noch öfter hineinschauen. Lächeln heißt eigentlich für mich: die ein klein wenig nach unten gebogenen Mundwinkel in einer breiten Horizontale mit dem Restmund auszurichten. Tatsächlich macht jetzt der Mund diese Muskelübung. Nicht, weil er’s soll: er tut’s einfach. Von einer holländischen Studentin (es waren auch Stipendiaten aus Utrecht da) lernte ich damals dieses: „Komm op de schommel, Luise“. Luise hieß sie, und schommel heißt Schaukel.
Um nicht gar den Eindruck eines Schunkelns zu erwecken, werde ich plötzlich ganz ernst: dazu braucht es nur ein oder zwei Minuten, einen Blick aus dem Fenster, die Hand, die dem Schaukeln Einhalt gebietet. Und alles verweist auf ein Hinabsteigen auf die Erde. Bejahend wippt der linke Fuß am Ende des Beins, das über das rechte geschlagen ist. Aplomb.
ein abundanter auftakt…swing tanzen:gestattet:)
. Schön.