5.07 Uhr:
Bin mit Stromboli jetzt doch ein wenig in Verzug, Selbstverzug, da ein g a n z fester Abgabetermin nicht genannt ist, aber ungefähr um diese Woche herum wird er liegen; muß den Jesses noch mal schreiben, in >>>> deren Galerie der Stromboli-Kunstband erscheinen wird, bzw. muß anrufen. Da ich morgen nach Jena/Weimar fahren werde – für anderthalb Tage und für ein anderes Buchprojekt, eine Anthologie, deren Rahmenerzählung ich schreiben soll (wieder ohne richtiges Honorar, aber dafür gegen kulinarische Naturalien und, wegen der Zugreise(n), Spesen) – und in dieser Woche das Kinderzimmer in der Väter-WG geräumt werden muß, wird AEOLIA stocken. Ich hänge jetzt fest in einer „Kippe“ zur Coda; Aeolias Vorwurf an den Erzähler/Erzählten des Gesangs hat im übrigen biografische Implikationen, die mir nicht schmecken, die ich aber nicht wegzensiere, weil die Form und der konsequente Einfall sie herausgegraben haben; vielleicht zögere ich grad auch deshalb, den Entwurf der Passage in Die Dschungel zu stellen.
Alles, was mir nebenbei noch d a z u einfällt, Paralipomena, neue Gedichte, Erzählideen (ja, auch die gibt’s immer mal wieder), laß ich derzeit, sogar unskizziert/unnotiert, gehen, weil das sonst obendrein wegführen würde. Und: Die Arbeit m i t Familie, vor allem mit Babies, ist eine sehr andere als ohne, ist eine oft unterbrochene, was zumindest die Stetigkeit der Arbeitsabläufe anbelangt. Das macht mich nicht, wie früher, nervös; es ist ja meine Entscheidung, mein eigener Wille. Aber spüren tu ich’s und muß nun eine Art freien Rhythmus finden, der sich mit ihnen vereinbart. Daß sich auch das Finanzchaos immer wieder hineinwühlt, muß ich nicht eigens schreiben. Möglicherweise ist der Humus poetischer Prozesse aber durchaus nicht so glatt, wie mir meine Disziplin immer vorgeben möchte (meine Art, Welt zu ordnen); auch hier geht es in Sprüngen voran. Im übrigen war das Wochenende, auch in der langen Zeit meiner Trennung, sowieso immer >>>> „Kindertag“, jedenfalls ab 11 Uhr vormittags. – Was wohl aus >>>> Arndt >>>> geworden ist?
6.03 Uhr:
>>>> Wolfgang Hilbig… ich >>>> las es gerade >>>> dort. Tut weh.
8.51 Uhr:
[Philipp Glass, 3. Sinfonie… na, d a s ist vielleicht ein Zeugs! Nicht der
ungebrochenen Tonalität halber, sondern wenn man dagegen mal die
(scheinbar ebenso) ungebrochene Tonalität >>>> Allan Petterssons hält.
Welch Unterschied in der Kraft und in der – Wahrheit!]
>>>> … wozu festzustellen ist, daß die klassische, in der weiblichen Form 11silbige, in der männlichen 10silbige Forderung für die Sonettzeile sich in der Moderne überdies aufhebt und sie andererseits, wenn ich meine Idee weiterverfolge, etwa auch den Hexameter einem Sonett zugrundezulegen, logischerweise nicht erfüllt werden k a n n. Wiederum überlege ich, ob ich nicht einige der AEOLIA-Sonette auf die 10-, bzw. 11-Silbigkeit hinmoduliere. Aber das soll sich die Überarbeitungphase nach Fertigstellung des Rohlings anschauen.
Ich hab vorgestern Felix, meines Jungen Ratte, aus der Väter-WG geholt, damit das Tier nicht gänzlich vereinsamt. Jetzt klettert’s glücklich auf mir rum… und ich muß aufpassen, daß es nicht fortflitzt, weil es zwischen all den Regalen, Geräten, Bücherstapeln und schon gar von hinterm Ofen nur schwer wieder einzufangen wäre und, alleingelassen, hier doch einigen Schaden anrichten könnte, besonders an den Massen freiliegender Kabel.
In einer Stunde geht’s zur Familie heim. Frühstücken.
23.03 Uhr:
Bin wieder in die Arbeitswohnung gefahren, um hier zu schlafen, damit ich morgen s e h r pünktlich am Schreibtisch sitzen und noch >>>> an AEOLIA arbeiten kann, bevor ich Richtung Jena/Weimar zum ersten Treffens wegen eines von >>>> Titania initiierten Buchprojekts aufbrechen muß. Es ist vormittags auch noch familiär etwas zu tun, so daß Zeit wichtig ist.
Zu meiner Überraschung hab ich Am Terrarium tatsächlich noch das zweite Stromboli-Sonett des Tages hinbekommen, diesmal der Silben-Forderung entsprechend, aber auch da ein wenig gespielt, nämlich mit der Verteilung der weiblichen und männlichen Verse. Zwischendurch war ein Kleintransporter zu mieten und der über ebay ersteigerte neue Schreibtisch meines Jungen abzuholen und dann mit Katangas Hilfe hinaufzuwuchten. Kurz an Zenke vom DLF wegen des Stromboli-Hörstücks geschrieben. Ich hoffe, morgen Antwort zu bekommen. Und, jedesmal aufs Neue überraschend: wenn eine Kreditkarte bei der online-Fahrscheinbuchung noch funktioniert. Überraschend und erlösend.
Gute Nacht.