Arbeitsjournal. Sonntag, der 1. Juli 2007.

5.04 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Das ist ein schönes Gefühl, wenn’s einen zur Arbeit drängt. Auch gestern nachmittag, immer wieder, Am Terrarium, an AEOLIA gegangen, mal einen der Zwillinge auf dem Arm, mal im Zimmer meines Jungen, der Schulaufgaben löste, neben ihm den Laptop aufgebaut und sozusagen mit ihm zusammen gearbeitet – auch gegen den >>>> Zahnschmerz, der mich seit vorgestern abend – eben n i c h t: – im Griff hat, vielleicht, weil ich weiß, daß ich selbst an ihm schuld bin; schließlich hab ich den letzten Zahnarzttermin verbusselt; ‚verbusselt‘ stimmt nicht ganz, sondern ich mochte aus der Arbeit nicht rausgerissen sein, das Provisorium, das ich im Mund hab, nun hin oder her. – Moment, die PAVONI zischt…

5.13 Uhr:… da steht er, der latte macchiato.
Jedenfalls macht man sich dann auch so seine Gedanken, wegen des Zahnschmerzes und der Art, ihn ohne das Gesicht zu verziehen auszuhalten… „religiöse“ Gedanken, weil mir so auffällt, daß es viel leichter ist, mit starkem Schmerz umzugehen, wenn man ihn als „Prüfung“ begreift… dadurch mag manches motiviert sein, was zur religiösen Prüfung wurde, von den Versuchungen bis zu den Martern. Also hab ich zwei Schmerztabletten (Paracetamol) nur zur Nacht genommen, weil im Schlaf das bewußte Ich, also der Wille, ausgeschaltet ist; ansonsten allenfalls auf Gewürznelken herumgekaut, zwei oder drei, über den Tag.
Übrigens wäre es n o c h leichter auszuhalten, müßte ich morgen nicht nach Weimar wegen >>>> der Kulinarischen Anthologie, an der ich als Beiträger beteiligt bin und für die das >>>> ANNO 1900 morgen abend das große Essen gibt; es wird kaum möglich sein, vor der Abfahrt noch den Zahnarzttermin hineinzulegen. Aber versuchen will ich’s.

So, zu Wichtigerm. AEOLIA. Die Sonette sind jetzt fast alle nach Silbenanzahl ausgezählt und revidiert; jetzt überprüfe ich gerade die hexametrischen Formen. Später will ich Ihnen, damit in Der Dschungel auch mal wieder etwas Original-Literarisches steht, das komplette Finale einstellen, auch wenn, wie ich gestern merkte und vorgestern schon ahnte, da noch etwas mit der Anzahl der Verse nicht stimmt. Guten Morgen.

18.10 Uhr:
[Am Terrarium.]
Jetzt habe ich den gesamten Aeolia-Gesang einmal durchgelesen und durchkorrigiert; es fiel mir nur noch Weniges auf, das wackelt; richtig wackelt eigentlich nichts mehr in dieser Zweiten Fassung… glaube ich… Aber es braucht nun auch wohl wieder A n d e r e r Augen. Ich übertrage eben noch die paar Korrekturen, dann schick ich den Text auf den Weg und geh mit der Geliebten spazieren.
Momentlang war ich sogar benommen von dem Gesang und dachte: er >>>> hat, mit >>>> Juda Liva, recht.

0.24 Uhr (2.7.):
[Arbeitswohnung.]
Weil ich mein Ticket online buchen und mir gleich ausdrucken, und weil ich überdies die übertragenen Korrekturen für AEOLIA noch ausdrucken wollte, bin ich zurück in die Arbeitswohnung geradelt und arbeite hier bereits wieder sei Viertel vor elf. >>>> Svarupa hat bereits sehr genau und sensibel gelesen und ein paar Fragen gestellt, vor allem auch auf Tippfehler aufmerksam gemacht, die mir völlig entgangen waren, auch beim erneuten Lesen. Das ist jetzt ebenfalls korrigiert.
Ich werd jetzt aber zu Bett gehen und die neuausgedruckten Seiten erst morgen früh lochen und einheften. Wird ein Reisetag, ich hab Lust, dieses Gedicht zu schreiben, dessen Anfangszeile mir gestern einfiel. Und ab 17 Uhr wird dann gespeist. Näheres morgen früh.
Nacht, Leser.

[Auch an meinen Redakteur Zenke vom Deutschlandfunk das AEOLIA-Typoskript geschickt und gefragt, ob er’s akzeptiert, daß ich es zur Grundlage meines Stromboli-Hörstückes mache. Ich hoffe innig, er sagt zu. Es würde irre schön…]

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .