8.32 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Seit halb sechs an der Zehnten Elegie. Dann wurde der Laptop schrecklich langsam, öffnete auch Programme nicht mehr oder nur nach langen langen Verzögerungen, so daß ich einen Reinigungsvorstoß unternahm, der jetzt tatsächlich erfolgreich verlaufen ist. Katanga hatte mir als Sicherheit einen nicht-adminsitrativen Benutzer einrichten wollen; das hatte aber nicht geklappt, es gab Schwierigkeiten, die er dann erstmal provisorisch behob. Dadurch mußte der Laptop ständige, offenbar auch wirre Umwege nehmen. Ich hab heut früh erst mal die Arbeitsdaten gebackupt und dann mit der Reinigung begonnen, incl. Virencheck. Jetzt läuft alles rasant schnell. Fein.
Maclike läßt mich immer noch ins Netz; ich hab den verschwörungstechnischen Eindruck, man habe mich dortseits willentlich freigeschaltet und freu mich. Wüßte ich die IP zu identifizieren, ich schriebe eine Mail und bedankte mich…
Gestern nacht wuchtete dann noch ferromonte, während er, wie er schrieb, Marillen entsteinte, unsere Auseinandersetzung in einen privaten Email-Verkehr, worin er mir unumwunden erklärte, ich hätte mich als Arschloch herausgestellt – was er, der mich persönlich ja gar nicht kennt und schon gar niemals von Angesicht gesehen hat, freilich nicht anders begründete als mit dem, was in meinem Tagebuch steht – das ich bekanntlich gar nicht mehr führe, worüber wiederum er sich hier in einigen Beiträgen ausgesprochen enttäuscht geäußert hat; aber vielleicht meint er das Arbeitsjournal, und er meint sowas wie >>>> das. Nun mag er mich ja gerne für ein Arschloch halten, solange er meine literarische Kompetenz nicht öffentlich in Abrede stellt… was einigermaßen irre wäre, täte er das, denn als er den >>>> WOLPERTINGER las, als er >>>> MEERE las, war er von den Büchern derart eingenommen, daß er auf seiner Site für sie Werbung gemacht hat. Es scheint ihm also so zu gehen, als wäre ein vermeintlich unmoralisches (welches bitte?) Verhalten geeignet, ihm die Bewertung von Kunstfähigkeit zu verwirren; ein guter Schriftsteller muß ein guter Mensch sein, ein schlechter Mensch kann kein guter Schriftsteller sein – halt genau das, was ich mit „sozial-moralischer Verfaßtheit“ meine, also mit der demokratischen Ideologie „bürgerlicher“ Anständigkeit. Diese, das ist meine feste Überzeugung, spielt für Kunst aber gar keine Rolle – freilich auch nicht, unbedingt, eine hinderliche. Und aus diesem Grund, um diese Position zu klären und zu erklären, diskutiere ich den, sagen wir, „Fall ferromonte“ öffentlich – weil er etwas über unangemessene Ansprüche an Kunst aussagt, das allgemeiner Natur und nicht bloß ein Hickhack zwischen ihm und mir ist.
Ich hatte momentlang sogar den Gedanken erwogen, ferromontes beide Mails hier einzustellen, laß das aber sein, weil ich den Mann nicht noch zusätzlich auf die Palme bringen will. Prinzipiell gilt aber: wer mir schreibt (oder über mich schreibt), muß damit rechnen, Gegenstand literarischer – das heißt i m m e r : öffentlicher – Auseinandersetzung zu werden; da gilt kein Privates, weder bei Banken noch bei Finanzämtern noch bei der Telekom noch bei Personen. Ob ich solche Zuschriften und dergleichen veröffentliche oder nicht, unterliegt meiner eigenen Entscheidung. Wenn sich jemand dagegen wehren will, meinethalben rechtlich, dann soll er das getrost tun – oder mich mit Zuschriften einfach in Ruhe lassen. Ausgenommen von dieser meiner inneren Regelung sind Personen, denen ich Privatheit zugesichert habe; bei denen halte ich mich, wie an jedes Versprechen, unbedingt daran. Und wenn jemand mich nur bittet, eine Zuschrift und/oder Äußerung nicht zu publizieren, dann werde ich das, waltet auch auf der anderen Seite die Fairness, ebenfalls nicht tun – oder ins Unkenntliche anonymisiert, falls der Inhalt der Zuschrift mir von öffentlicher Bedeutung zu sein scheint.
Um das deutlich auszusprechen: Ich veröffentliche Privates nicht, um zu verletzen, bzw., u m zu verletzen d a n n, wenn seinerseits (in der Zuschrift an mich) eine bewußte Verletzung oder ein bewußter Übergriff vorausgegangen ist, als Reaktion nämlich darauf – als Gegenschlag. Ich bin kein Pazifist und habe das oft genug gesagt. Gegen den Krieg bin ich, weil er von Soldaten geführt wird, die Befehlen widerspruchslos gehorchen müssen, nicht aber bin ich gegen den Kampf – ich halte auch materiale Gewalt bisweilen für angemessen und notwendig. Widerlich finde ich an ihr das Stellvertretende, das a n d e r e in den Krieg schickt und a n d e r e für einen den Kopf hinhalten läßt, anstelle ihn selbst hinzuhalten.
So, weiter im Text der Zehnten.
15.28 Uhr:
[Am Terrarium.]
Ferromonte hatte eben seine Mails und meine Antwort auf die eine von sich aus in Die Dschungel gestellt. Ich mußte das löschen, nicht wegen seiner Argumentation, sondern weil darin meine Familie zu einem Gegenstand wird. Ich stehe da aber in dem Versprechen, daß jemand, und also auch nicht dessen direktes Feld, nicht in Der Dschungel vorkommt, jedenfalls nicht kenntlich und nicht so, daß irgend jemand irgend welche persönlichen Schlüsse ziehen könnte. Gegen dieses Versprechen war ferromontes Kommentar ein Verstoß, und wenn i c h mich an mein Versprechen halte, kann ich nicht zulassen, daß jemand anderes mein Versprechen bricht.
Es zeigt sich aus dem aber die völlige Ahnungslosigkeit ferromontes, die, da sie sich mit Attacken verbindet, etwas Brutales hat. Mehr möchte ich dazu nicht sagen; ich habe ferromonte nunmehr als Kommentator für Die Dschungel gesperrt.
ANH
(P.S., 15.43 Uhr, nach einer erregt im Regen gerauchten Zigarette:
Gewiß habe ich heute morgen mit dem Gedanken, die Mails hier einzustellen, selbst gespielt. Aber es fand sich darin eine Passage, die sich auf meine Familie bezog und mir dabei auch etwas Heftiges unterstellte. Diese Passage hätte ich selbstverständlich vorher herausgenommen, da ich meines Versprechens wegen nicht auf sie hätte reagieren können.)
20.25 Uhr:
[Am Terrarium.]
Ich habe jetzt all diese Kommentare, auch meine, offline gestellt und werde aus diesem Arbeitsjournal auch die Links herausnehmen. Rostschleifer hat recht, es ist peinlich; und was an Schmutz außerhalb Der Dschungel noch verschmiert werden soll, kann der Betreffende auf seiner eigenen Site tun, gern auch im Schulterschluß mit solchen, die gern Schulter an Schulter zusammenstehen. Egal. Ich bekam Emails, die mich baten, mich doch nicht immer auf sowas einzulassen. Bohren tut’s aber eben doch. Wie gesagt: Egal. Kommentare und Links sind nun offline.