Arbeitsjournal. Montag, der 30. Juli 2007.

5.05 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Das Jahr hat sich gedreht, sehr; es ist nun schon noch nahezu dunkel, wenn ich um halb fünf aufsteh und herüberradel; wozu aber auch die schwere Wolkendecke einiges tut; es regnet momentan quasi unentwegt; ich kann nur hoffen, daß es ab Freitag besser werden wird mit dem Wetter, im Schwarzwald, vor allem aber ab dem 13. 8., wenn die Familie ganz an die Ostsee fahrn wird für eine Woche und wir da nur ein Zimmer haben für alle fünf.
Mit der Elegie nach dem späten Vormittag nicht mehr weitergekommen; familienhalber; und wegen dieser doch schon sehr quälenden Diskussion über meine Characterfehler, die sich, hörte ich – ich bekam privat einige Emails darüber, auch Anrufe; eine Leserin sprach von „Netzhaien“, während ich der Meinung bin, es handelt sich eher um Krähen – nun anderswo austrägt und auch, wurde erzählt, ordentlich auf meine Lyrik draufhaue…. – soll sie. Das >>>> Engelgedicht habe i c h geschrieben, nicht die; solln sie’s besser machen. Um von den Elegien zu schweigen und von dem, was sonst noch so vorliegt.

Mit der Zehnten hab ich ein paar Probleme; sie läuft wieder nicht so glatt, immer wieder stockte ich gestern, verwarf, schrieb neu; der Ton ist zu niedlich, zu kommod, was vielleicht an der Verbindung von Naturbildern, wenn sie schwärmen, mit dem Hexameter liegt, dessen Antikisierendes das Schwärmen backfischhaft macht, sofern die Metaphern nicht wie gestanzt, wie geätzt sind. Es sind diese Szenen, die es für die Dritte Fassung nötig machen werden, daß man geradezu gewaltsam eingreift und das Versmaß zerreißt… denke ich j e t z t; ob immer noch, wenn ich mit der Dritten Fassung beginnen werde, kann ich selbstverständlich jetzt noch nicht wissen. Auf keinen Fall will ich aber aus der Form raus und werde deshalb einen Rhythmus entwickeln müssen, der, ebenso streng, dem Hexameter konterkariert wird, aber auf keinen Fall die Auftaktlosigkeit der Verse verlassen darf, vielleicht indem man zweidrei Verse nur in Spondeen schreibt… sowas. Mal sehn.

Ich bekäm die Zehnte heute gern fertig in der ZF; das ist aber viel Zeugs und wahrscheinlich gar nicht zu schaffen.

(Maclike, „mein“ freier Gastzugang ins Netz, ist unstet heut morgen, er flattert; so weiß ich nicht wann ich diesen Beitrag werde einstellen können.)

Mir fiel noch ein, daß Demokratisierungsprozesse ganz notwendigerweise von Banalisierungs- und Profanierungsprozessen begleitet sein müssen; ob das zu bedauern ist, allgemein zu bedauern, ist gar nicht sicher; denn es geht ihnen ja nicht um Verfeinerung der Bildung und des Geschmacks, sondern um die Befreiung der Lebensumstände der Mehrheit, ist also von Anfang an, und humanerweise in diesem Fall, ein Quantifizierungs-, nicht Qualifizierungsprozeß. In diesem Sinn ist wahrscheinlich auch Enzensbergers Hohelied des Mittelmaßes zu verstehen, gegen das ich bisweilen – aus der Kunstposition – polemisiert habe; Kunstpositionen, jedenfalls der E-Künste, s i n d keine demokratischen und können das auch gar nicht sein. Ich will darüber später schreiben, jetzt geht’s erstmal an die Elegien-Arbeit.

0.25 Uhr:
Ich hätte die Zehnte fertigbekommen, wäre nicht mittags ein Anruf eingetrudelt, der mich dann völlig aus der Arbeit riß und sofortiges Handeln, aber ein schließlich und vorhersehbar erfolgloses, nötig machte. Aus Klugheit veröffentliche ich den Vorgang hier nicht; aber d a s kann ich schon Ihrer Fantasie als Lockmittel geben: Auf mein empörtes Vorhalten sagte die Mitarbeiterin des entsprechenden Senders: „Das haben wir absichtlich so gemacht.“ Ich war fassungslos; die Geliebte, die mithörte, auch. Das allerdings nur kleine Geld ist damit perdu. Es hätte aber Handy-Rechnung bezahlt. So muß ich nun gewärtigen, bald gar nicht mehr telefonisch erreichbar zu sein und im Netz nur dann, wenn Maclike mich wieder mal trittbrettfahren läßt – tags werde ich fast immer geblockt, nachts und frühmorgens geht es.
Hab bis vor einer halben Stunde mit dem Profi zusammengesessen, der mir schon vor Wochen einen Ratschlag erteilt hatte, den ich nicht befolgt habe; nun hat sich das gerächt.
Egal, ich muß schlafen. Morgen ist für die Arbeit nicht viel Zeit, weil ich nun endlich zum Zahnarzt gehe – was eine längere Prozedur werden könnte. Aber immerhin, wenn ich pünktlich aufstehe, sind fünf Stunden Morgenarbeit drin. Nachmittags muß ich hier entmüllen und putzen, weil am Mittwoch UF kommt; ich mag nicht, daß er in einer Abhalde nächtigt.
Gute Nacht.

6 thoughts on “Arbeitsjournal. Montag, der 30. Juli 2007.

  1. Drehjahr, Volltext Ach, wenn sich das Jahr erst ordentlich gedreht hätte … Ich schreibe noch, wenn Du aufstehst. Und ich muss dann im Hellen ins Bett. Das fühlt sich falsch an. Feierabend – Dunkelheit. So geht das zusammen. Das ist Sommers nicht zu machen. Meine Jahreszeit also ist er nicht. Zu warm auch. Ich mag Hitze nicht. Da ich wenig erfolgreich durch die Nacht versucht habe, Swinburn ins Deutsche zu bringen und seinen lyrischen Ton zu treffen, wünsche ich Dir einen erfolgreichen Tag, damit die Waage der Lyrik ausgeglichen wird.

    Volltext übrigens: Ich lass in der letzten oder vorletzten Ausgabe, jemand in Bamberg hätte dem Kollegen Müller (war das der Name?) ein Hitlerbärtchen gemalt und die Zeitung dann dort liegen lassen; also in Bamberg.

    1. @Sukov. Kollege Müller? Hm, kenn ich nicht. Wohl aber Herta Müller, die zur Zeit in der Concordia Stipendiatin ist. Ihr aber, der Kollegin Müller, dürfte das Hitlerbärtchen nun g a r nicht stehen, schon geschlechtshalber. Anstehn tut’s ihr erst recht nicht. Nur kann von Anstand bei sowas eh keine Rede sein.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .