4.55 Uhr:
[Waldschloß Parow, Aufenthaltsraum.]
Pünktlich hoch. Es braucht immer etwas, bis hier alles aufgebaut ist, auch wenn ich spätabends zuvor immer schon alles, bis auf den Laptop natürlich, in den Aufenthaltsraum hinunterbringe, wessen ich morgens bedarf: den Wasserkocher, das gefriergetrocknete Kaffeepulver und die H-Milch-Packung (wir haben hier keinen Kühlschrank), den Aschenbecher… Der Strandtag endete gestern mit einem Guß, alles floh, wir flohen, der Babies wegen, ebenfalls; ich kehrte allerdings nochmal zurück, um die Strandmuschel abzubauen, was ich, innerlich jauchzend, im Regen auch tat. Dann war irgendwann wieder Sonne, aber nicht mehr die Zeit, an den Strand zurückzukehren; jetzt umsirrt mich eine Schnake, die sich wohl hier hineingeflüchtet hat gestern; aber ich erwisch sie schon noch, wenn sie mich nicht zufriedenläßt.
An beiden Anlagen gestern weitergebaut, an der der Elegien hier drinnen, an der der Vulkane da draußen; ich hatte Durst wie ein Bauarbeiter abends. Da der Vulkan, den wir vorgestern gebaut hatten, den heftigen Wind und die nächtlichen Regenfälle vorgestern nacht überlebt hatte, besteht Hoffnung, daß auch heute, wenn wir an den Strand gehen, alles noch steht. Scharen von Kindern sahen gestern zu, wie wir den Berg rauchen ließen; Scharen von Kindern gruben dann mit (anderthalb Meter tief in den Sand bis zum Grundwasser einmal um den Vulkan und die mittlerweile sehr schön auf ihm angelegte Ortschaft herum; ein Schluchte wie bei Sorrento, wo Nietzsche und Wagner sich, auf- und abgehend, stritten, nur eben rund aus dem Meer und in das Meer zurückführend; „piratenhafte“ Steilwände zu Füßen des Vulkans, man kann nur mit einem Boot hinüber; das Land außen davor seinerseits Vulkanland, aber erloschener Vulkane… und anderthalb Stunden brachte ich damit zu, die Nylonschnur zu entwirren, die unser heikler Aufstiegsversuch eines Drachen hinterlassen hatte, nachdem der, schwindlig geworden wegen des dauernden Windwechsels, ins Meer gestürzt war – ein Meer, das ich so g a n z nicht für voll nehmen kann, weil es kaum Salz hat, jedenfalls nicht an der Küste und insgesamt wenig an der Oberfläche, so daß ich, als ich zum ersten Mal hinfuhr, völlig baff war, weil Schwäne drauf schwammen. Es ist ja eigentlich auch kein „richtiges“ Meer, sondern ein riesiges Schmelzwasserbecken, das die letzten beiden Eiszeiten hinterlassen haben (daher der Bernstein, der sich so häufig an der Ostsee findet; vor – s e h r schönes Wort in diesem Zusammenhang – Menschengedenken war alles hier Wald).
Ich habe gestern zur Früharbeit viel Korrespondenz erledigt und kam eine Seite mit der Hexametrisierung der Elften weiter. Zeit für den Cigarillo des morgens.