9.45 Uhr:
[Arbeitswohnung. Henze, Gogo no Eiko (Das verratene Meer).]
Nach dreieinhalb Stunden Schlafs seit halb fünf Uhr morgens pünktlich auf, seit kurz nach fünf am Schreibtisch, doch unter strengstem Internetverbot, nachdem die frühe gestrige Nacht in die späte eines langen, tiefen Messenger- Gespräches mit >>>> June hinein- und auslief. Wir haben bestimmt ein halbes Jahr lang nicht mehr gesprochen. Jedenfalls den Morgen über bis eben jetzt unentwegt und gleichzeitig an z w e i Texten gearbeitet, immer vom einen, >>>> diesem, in den anderen, den ich erst später, wenn er dann ganz stimmt, einstellen werde, springend und wieder zurück, zwischen >>>> Wortschatz und diversen Lexika, hin und wieder zurückgelehnt, um rauchend nachzudenken; jedenfalls angenehm konzentriert… wie man etwas Eingeschlossenes vorsichtig aus Gestein klopft, hier mal nachschmirgelt, dort etwas Wasser draufgibt, um zu polieren…
Jetzt frühstücke ich erstmal.
>>>> Das ist mir übrigens wichtig, so leichthin das auch herkommt. Wahrscheinlich äußere ich mich später noch detailliert dazu.
13.50 Uhr:
[Hindemith, Requiem.]
Tiefer Mittagsschlaf, vorher wirklich auch >>>> das fertigigbekommen und eingestellt. Jetzt geht’s mit dem Pettersson-Requiem weiter, dessen Texte ich nun doch strenger fasse als vorgehabt. Es stört mich einfach, wenn’s strenger ginge und ich mir bloß, weil’s nicht sein muß, aber doch könnte, die Arbeit erspare.
Es ist jetzt schon kalt; ich friere immer, wenn ich aufsteh.
Espresso.
16.33 Uhr:
Aus den Versen aufsehend, weil er mitdirigieren m u ß t e:
D a s ist vielleicht eine Aufnahme! Und ich kann Sie Ihnen nicht verlinken, weil es sie am Markt nicht gibt:
per soli, coro, coro di voci bianche e orchestra su testo tratto dalla Messa per i defunti e dalle poesie di Wilfred Owen.
– Requiem aeternam
– Dies irae
– Offertorium
– Sanctus
– Agnus Dei
– Libera me
Christine Brewer, soprano
Ian Bostridge, tenore
Thomas Hampson, baritono
Orchestra e Coro dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia
direttore, Antonio Pappano
ACCADEMIA NAZIONALE DI SANTA CECILIA – Stagione Sinfonica
Registrato il 29 ottobre 2005 al Parco della Musica di Roma
Von einer solchen Schönheit. Von einer solchen Kraft. Von einer solchen Trauer.
Noch acht Verszeilen, dann hab ich auch den Satz VI des Requiems fertig. Aber ich brauche lange, immer lange… Den Britten jetzt zu hören, paßt schon deshalb, weil ich ihn auch für >>>> das Hörstück verwendet habe, allerdings eine andere Aufnahme.
17.02 Uhr:
Scheiße! Man klatscht nicht nach einem Requiem! Das schneide ich aus diesem Rundfunkmitschnitt raus. Es geht einem wie ein Messer durchs Herz. (Und ich dachte eben noch: Bitte jetzt nicht klatschen, bitte bitte nicht klatschen…)
Das ‚Wichtige‘ reist in der Regel mit leichtem Gepäck…Was wie ein ‚Allgemeinplatz‘ klingt und so leichthin daherkommt, ist alles andere als selbstverständlich. Das ist mir bewusst gewesen und ich denke – im Rahmen – weiterhin darüber nach…