Arbeitsjournal. Freitag, der 5. Oktober 2007.

5.13 Uhr:
[Arbeitswohnung. Purcell, King Arthur (Christie).]
S o sieht das aus, wenn Kinder in die Universität gehen.

Ohne die Klassenlehrerin meines Jungen, die mir das warm für ihn empfohlen hat, hätte ich das nicht mitbekommen. Es war der erste Uni-Tag seines Lebens, und >>>> es ging übers Gehirn; der Hirnchirurg Dietmar Schmitz sprach vor sehr sehr vielen Kindern im Audimax der Humboldt-Universität. Und der Vater meines Jungen war stolz wie Oskar, seinen Buben da in der dritten Reihe sitzen zu sehen. (Die Eltern nehmen unten im Kinosaal Platz und können die Vorlesung auf der Leinwand mitverfolgen, auf die sie projeziert wurden; das erklärt die Unschärfe dieser Bilder). Nächste Woche am Freitag werden wir abermals hingehn. Die Vorlesung gestern hab ich für die Klassenlehrerin mitgeschnitten und ihr eine Audio-CD davon gebrannt, so daß sie, die verhindert war, sie als Grundlage für ihren Unterricht verwenden kann. Das ist diesmal eine gute Nähe zu der Lehrerin, eine gleiche Welle, die über einen normalen Schulalltag hinausgeht und für die Kinder einen großen Vorteil darstellt, da ich mich nun rückhaltlos für die Klasse und mögliche Projekte einsetzen kann. Was mir Freude bereitet.

Das Konzerthaus Berlin, wohin ich wegen des >>>> Gluck-Projektes geschrieben habe, hat mir die Pressekarten genehmigt, obwohl ich in meinem Schreiben von Unstimmigkeiten mit dem >>>> Opernnetz schrieb und daß ich ihretwegen nicht zusagen könne, auch tatsächlich fürs Opernnetz über die Aufführungen berichten zu können. Offenbar hat der Hinweis auf die bisherigen auch in Die Dschungel eingestellten Besprechungen gereicht; so stellt sich nun, daß ich das so gehalten habe, als auch aus anderen Gründen klug heraus. Das macht mich zuversichtlich, auch wenn es mit meiner Auseinandersetzung mit dem Opernnetz korrespondierend immer noch weitergeht; ich sah soeben den Eingang eines Briefes des (von mir geschätzten) Herausgebers; hatte aber noch keine Lust, den Brief zu lesen, weil ich mir die Arbeitslust nicht schon jetzt eventuell verderben lassen möchte. Mir geht solcher Zoff ja doch immer näher, als meine schriftlichen Reaktionen vermuten lassen. Immerhin habe ich das Opernnetz-Label sogar auf meinen Laptop geklebt, mich also ziemlich identifiziert. Da tun mögliche Trennungen dann ziemlich weh. Andererseits bringt mich das eventuell einen Schritt auf dem Weg dahin weiter, Die Dschungel auch zu einem allgemein akzeptierten Rezeptionsmedium werden zu lassen – und damit meine Ästhetik der Vermischung ein gehöriges Stück voranzutreiben. Die Zugriffszahlen Der Dschungel stützen das freilich objektiv.

>>>> Gut weitergekommen gestern mit der ersten Heidelberger Vorlesung. Ich werde auch gleich daran weiterschreiben, so sehr schön bin ich im Fluß. Der Entwurf wird nun schnell fertigwerden, auch wenn ich heute mittag als Elternsprecher in der Schule sein muß; nachmittags will ich gleich dran weiterarbeiten; abends wird an der Komischen Oper >>>> Händels Orest wieder aufgenommen, >>>> über dessen Premiere ich vor anderthalb Jahren geschrieben habe.

Guten Morgen, Leser.

12.37 Uhr:
[Purcell, The Fairy Queen (Christie).]
Jetzt bin ich müde, nachdem ich um weitere vier einzeilige Vorlesungsseiten vorangekommen bin; schon stellt sich in Aussicht, zu lang zu werden, statt, daß einem nix mehr einfällt. Es fällt einem so vieles ein! Aber ich schreib jetzt erst einmal durch, dann strukturier ich und verknappe.
Mittagsschlafenszeit, aber geht nicht, weil ich in einer Stunde in der Schule sein muß. Schlaf ich halt danach. Noch eine Seite will ich schaffen an der ersten Vorlesung; dann möcht ich gern wieder an die Scelsi-Variationen.

Kurzer Briefwechsel (ich will mir angewöhnen, auch Mails „Briefe“ zu nennen, sofern sie nicht nur kurze Mitteilungen sind) mit >>>> Dielmann über eine angemessene Editionsform der Gedichte; da ist mir ein hübscher Gedanke gekommen. Außerdem mit dem Konzerthaus Berlin wegen des Gluck-Projektes. Und d o c h noch mal einen Brief ans Opernnetz geschrieben, was mich fast eine Stunde gekostet hat; aber hier sind Positionen zu vertreten und zu halten, auch wenn mir die Vorstellung wehtut, daß ich möglicherweise den Opernnetz-Sticker von meinem Laptop werde abkratzen müssen. Freilich möchte ich auch nicht in der Haut des Herausgebers stecken, dem es nun so ganz aus heiterem Himmel einen Loyalitätskonflikt auf den Teppich gespuckt hat.

22.20 Uhr:
Komme soeben aus >>>> der Oper zurück (hinreißend! sag ich Ihnen) und will noch schnell einige Notizen übertragen (wenn ich im Halbdunkel des Zuschauerraums schreibe, ist davon hinterher meist noch viel weniger entzifferbar, als bei meiner Handschrift sowieso schon). Die eigentliche Kritik formuliere ich dann aber erst morgen zur Früharbeit ab halb fünf/fünf. Da ich mich auf meine Premieren-Kritik von vor anderthalb Jahren beziehen kann, wird das nicht so viel Arbeit machen wie sonst; allerdings will ich andere Akzente setzen. Die >>>> alte Premierenkritik werde ich damit verlinken, dann auch in Der Dschungel, so daß Sie sie ebenfalls werden nachlesen können. Oder eben schon jetzt mal.

Weitere 5 TS-Seiten hab ich zur ersten Heidelberger Vorlesung fertigbekommen, im Entwurf, klar; jetzt muß ich bereits darauf achtgeben, nicht zu lang zu werden; ich schrieb das wohl schon. Wahrscheinlich werd ich morgen, spätestens übermorgen den gesamten Entwurf der Vorlesung fertighaben. Damit bin ich ausnahmsweise einmal wunderbar in der Zeit. An die Scelsi-Variationen kam ich heute allerdings nicht mehr.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .