6.23 Uhr:
[Hindemith, Das Unaufhörliche, und latte macchiato.]
Hab mir vorgenommen und auch heute durchgeführt, den Wecker erst auf sechs zu stellen, damit der Körper sich mal wieder etwas zurechtschläft. „Die Liebste machte sich etwas Sorgen wegen dieses Ausfalls“, sagte ich dem Profi gestern frühnachts, und er, nüchtern: „Das macht‘ ich mir an Ihrer Stelle auch.“ Also hör ich mal auf die beiden. Zumal die Arbeit momentan ja ganz gut läuft und außerdem kleinteilig genug ist, um das zu erlauben. Wieder hatten wir, der Profi und ich, ein längeres Gespräch über den Konflikt von Recht & Kunst, in den grundsätzlich verschiedene Auffassungen darüber gehören, was denn privat sei und was nicht. Etwa Briefe und Mails: Schreibt mir wer, muß er damit rechnen, daß ich das ebenso als Arbeitsmaterial begreife wie jede andere Erscheinung meines Umgangs. Es g i b t für Künstler kein Privates, das unterscheidet diesen Beruf – ich wiederhole nochmal >>>> Gerald Zschorsch: diese Haltung – von jedem anderen, und zwar einfach deshalb, weil ihm immer aus einer existentiellen Bewegung heraus nachgekommen wird. Schon klar, daß sich das rechtlich nicht normativ fassen oder gar bestimmen lassen kann. Hier liegt der prinzipielle Grund des Dissenses mit Sozialsystemen, der die Künste seit, kann man ja sagen, gut zwei Jahrtausenden und länger begleitet. Wenn ein Künstler etwas von dieser Material-Auffassung ausnimmt, so aus Gründen, die etwas mit Absprachen zu tun haben und ein Akt hochgradig bewußter Anstrengung sind.
In dieses Problemfeld gehört auch die kleine, mir sehr liebe Erzählung CLARA GROSZ hinein, die nun endlich erschienen ist, und zwar in L. Nr. 87 (Oktober 2007), der kleinen feinen Literaturzeitschrift des Hessischen Literaturforums, die Sie für 5 Euro >>>> dort bestellen können. Ich hatte das Geschichtchen >>>> vor zweieinhalb Jahren im Auftrag des und für das Ensemble Modern geschrieben, aber man hat es dortseits dann abgelehnt, aus nicht genannten Gründen; sowieso ist das geplante Projekt einer Edition zum 25-Jahres-Jubiläum dieses großartigen Ensembles offenbar nicht zustandegekommen. Jedenfalls lag die Erzählung seither herum; >>>>> ihr Entstehen ist, wie seit 2003 nahezu alle meine Arbeit, hier in Der Dschungel dokumentiert.
Ich werd mich jetzt über die achte Scelsi-Variation beugen, dann über Marianne Fritz recherchieren, um den Volltext-Artikel zu beginnen; außerdem will ich mir nun erst, um die Zeit einzuschätzen, die erste Heidelberger Vorlesung vorlesen und ganz eventuell die letzte Überarbeitung der BAMBERGER ELEGIEN anfangen, wozu erst einmal gehört, auch sie noch einmal ganz zu lesen. Um halb eins mittags rückt hier das Drehteam von >>>> ttt an; ich hoffe, daß mir >>>> Dielmann bis dahin das Cover der MEERE-Taschenbuchausgabe herübergemailt hat, die zum 7. November erschienen sein soll; ich will’s während der Fernsehaufnahmen auf den Desktop des Musikcomputers legen und überhaupt zusehen, daß das Buch im Fernsehen Erwähnung findet.
Guten Morgen, Leser.
7.14 Uhr:
… ah ja, ich vergaß: Um 20 Uhr ist heute >>>> die erste Gluck-Premiere im Konzerthaus Berlin. Darauf bin ich nun s e h r gespannt; am Montag spreche ich über das Projekt mit >>>> Lothar Zagrosek fürs >>>> Opernnetz; über heute abend schreibe ich für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Das werd ich noch nachts tun müssen, damit mein Artikelchen morgen früh rechtzeitig zum Satz in der Redaktion liegt.
11.14 Uhr:
[Isang Yun, Duo Sori.]Acht Zeilen in fünf Stunden, also richtig gut läuft das nicht; irrsinnig knifflig ist es; die >>>> Form soll ja nicht nur erfüllt werden, sondern auch s e i n. Ich frühstück mal was, um diese Ganglienknoten zu lösen…
13.43 Uhr:
Soeben fertiggeworden mit der 9. Variation. Das Drehteam ist nun s e h r verspätet; es steckt im Stau zwischen Tegel und hier. Ich werd müde; Mittagsschlafenszeit is‘ ja… — ahh! Es klingelt. Sie kommen.
15 Uhr:
Und sind schon wieder weg. Aber da ich Ihnen ein Foto versprach:
Titel Thesen Temperamente
WDR
Arbeitswohnung ANH
Und von Dielmann, in wirklich allerletzter Minute, die Leute hatten schon zusammengepackt, kam der Cover-Entwurf. Ich halte ihn aber noch zurück; Ihrer Neugier möge für heute das Foto vom Dreh genügen.
Und jetzt schlaf ich ’ne Stunde.
Ach so, die Sendung wird >>>> am Sonntag, dem 21.10., um 23 Uhr ausgestrahlt.
16.53 Uhr:
[Gluck, Orfeo ed Euridice (Bernius mit Michael Chance).]
Sò, mich parallel >>>> einhörend als Vorbereitung für >>>> heute Abend, such ich jetzt aus dem Netz Marianne-Fritz-Artikel heraus, um mich für den >>>> VOLLTEXT-Artikel einzulesen. Gegen 18 Uhr will ich zur Familie heim, um 19.15 Uhr brech ich zum Konzerthaus auf. Schreiben werd ich heute nacht, 100 Zeilen hab ich von der FAS, morgen früh um acht müssen sie auf dem Redaktionscomputer sein. Zweifelhaft also, ob ich mich heute noch mal melden werde. Vielleicht in der Nacht, nach der Oper.
22.32 Uhr:
[Gluck, Orfeo ed Euridice (Zagrosek).]
Von der ziemlich guten Aufführung im Konzerhaus zurück, kurz ein Brot gegessen, den Wein geöffnet; nun les ich das Programmheft. Vor allem will ich das Stück noch einmal durchhören; wie immer, wenn ich über etwas arbeiten soll, schnitt ich mit. Das hält Eindrücke präsent und revidiert auch solche falschen, die von wenn auch meist nur kurzen Ablenkungen verschuldet sind. Danach werd ich schreiben, aber vielleicht dann doch besser erst morgen zur Früharbeit. 100 Zeilen sollten in zweieinhalb Stunden konzentrierter Arbeit stehen. Fürs Opernnetz werd ich dann, n a c h der FAS und vor allem nach dem Gespräch mit Zagrosek am Montag, ausführlicher und damit genauer werden.