Wenn es virtuelle Personen gibt, die einem ans Herz wachsen können, dann gibt es auch solche, die einem eine entgegengesetzte Leidenschaft bescheren: abgrundtiefen Haß. Und das wirkt immer noch nach, was ihn in mir gestern schürte. Für den Umstand, daß es leidenschaftlich war, sollte ich dankbar sein. So tief wühlen die Gefühle sonst nicht in mir. Und solch ein Haß läßt sich mit Gegen-Ironie und Gegen-Häme schon gar nicht behandeln. Wenn man drin steckt, steckt man drin. – Aber das ist tatsächlich ein Thema, worüber zu schreiben sich lohnen würde: über die zwischenmenschlichen Beziehungen „via etere“, auch wenn die ganze Verkabelung so ätherisch nun auch wieder nicht ist, und der Ausdruck „über den Äther schicken“ schon sehr dreist etwas in eine quasi divine Dimension befördert, was einfach nur ein „von oben herab“ im weitesten Sinne. Aber wie das nun anfangen? Man kann diese virtuellen Personen ja nicht beschreiben, sondern nur wiedergeben, was sie schreiben, und wie man sich das von ihnen geschriebene vors Gesicht hält. Also die Spiegeleien, und plötzlich steht man dann im Badezimmer und fühlt sich an D’s Augen erinnert. Oder meinetwegen denkt man: Das müssen ja fürchterliche Augen sein, und wenn ich nun selber solche hätte? Die Farbe stimmt ja. In einem weiteren Sinne könnte man auch sagen, es sei der Tonfall, der den Reiz auslöst. Das Einbetten eines bestimmten Wortes in einen bestimmten Kontext. Dann steht es plötzlich fettgedruckt in einem erinnerten und persönlichen Kontext (alles wie bei google!), der dann den anderen Kontext überlagert, und schon beginnt man, mit sich selbst zu kommunizieren. Oder in Bezug auf das anfangs beschriebene: man haßt ein „pars“ für ein erinnertes „toto“, weil „pars“ im Kleinen wahrscheinlich das abbildet, was man schon immer gehaßt hat, vulgo: diese ganze Scheiße, die einem ständig begegnet. [Könnte vielleicht ein Ansatz sein für eine neue Auffassung von Tagebuch, was mich betrifft. Mal sehen.]