Hinter dem Spiegel… II

Ich fühlte mich überhaupt nicht gut, als ich zu Bett ging. Ich fragte mich, ob er noch da, oder ob er wirklich und tatsächlich in diesem Buch eingeschlossen war. Konnte er mich sehen?. Wusste er, was ich in diesem Augenblick tat?. Gleichzeitig kam ich mir so nackt vor, so bloßgestellt, ich hatte das Gefühl, dass er garnicht zu sehen brauchte, er wusste auch so, was ich gerade machte. Ich fragte mich, was er mit meinem Körper und mir angestellt hatte. Wieso sprachen die körperlichen Reaktionen eine so deutliche Sprache, wieso reagierte ich so… und wieso hatte ich dieses Buch überhaupt gekauft. Mit diesen Gedanken schlief ich erst einmal ein. Die Nacht war dann sehr unruhig, mein Körper wollte eine fühlbare Reaktion von mir, er wollte ernstgenommen und nicht wieder unterdrückt werden. Die Nässe im Geschlecht ständig nachproduzierend machte er mir definitiv klar, dass er einen Orgasmus wollte, wobei ihm der Sinn mehr nach zwei Orgasmen stand, als nach einem. Er ließ mir keine Ruhe, ich wälzte mich von einer Seite zur anderen, das ging über Stunden so. „Du kriegst jetzt Deinen Orgasmus nicht, verdammte Scheiße, ich weiß doch noch nicht einmal, warum du ihn jetzt haben willst“. „Doch du weißt es“. „Nein ich weiß es nicht“. „Doch, du weißt es ganz genau, du willst es dir nur nicht eingestehen“. „Was redest du da für ein Scheiß“. „Mach mir einen Orgasmus, und zwar so, wie ich ihn wirklich haben möchte, dann gebe ich Ruhe. Du kannst allerdings auch in Erwägung ziehen, mich zu verraten, weil du lieber dein für als „recht und sittsam“ eintarifiertes Leben leben willst. Mich gegen Deine Prinzipien verraten… fühlt sich doch genauso ambivalent an, wie die Möglichkeit in Erwägung zu ziehen, dass er zusehen könnte, nur nicht ganz so geil“. Nach vier wirklich sehr quälenden Stunden gab ich nach… ich gab tatsächlich nach, mitten in der Nacht ging ich wie unter Zwang die Schritte vom Schlafzimmer zum Wohnzimmer, die Füße nur langsam einen Schritt vor den anderen setzend. Ich war nackt. Ich setzte mich auf den Stuhl vor den Schreibtisch, mit meinem Hintern auf dieses blanke Holz und legte dieses Buch direkt vor meine Brüste und sah mich im Raum um: „Was mach ich bloß, wenn er das jetzt sieht. Ist er noch da?. „Siehst Du mich hier so sitzen?“… fragte ich in den Raum. Keine Antwort. Ich saß lange einfach so da, wollte meinen Körper erfühlen und gleichzeitig den Konflikt zwischen Körper und Geist erfassen. Etwas lähmte mich, aber etwas erregte mich auch unglaublich. Ich saß da… die Füße wurden kalt, die Kälte kroch die Beine hoch, von dort aus in meinen Leib, in die Arme und in die Hände… ich fing an zu frieren… aber ich war nicht dazu in der Lage, mich zu rühren. Doch, eine Bewegung vollzog ich, ich spreizte meine Schenkel, langsam und sehr provozierend und produzierend spreizte ich sie. Ja, ich stellte mir vor, dass er mich so dabei sah, dass er mir zusah. Und dann richtete ich meinen Blick nach unten, ich konnte es nicht fassen, mein Uterus kommunizierte mit meinem Geschlecht… ich fror am ganzen Körper ganz erbärmlich, aber das Teil da zwischen meinen Beinen glühte, alle Energie im Körper fing an, sich nach unten zu bewegen. Der Griff in die Scheide war nicht gerade zärtlich, ich brauchte dieses Gefühl, angefasst zu werden. Masturbation ist immer schnell auf den Punkt gebracht… doch dieses Mal hinderte mich etwas zu Beginn, nämlich genau die Vorstellung, dass er doch da war, dass er zusehen könnte… das er mich so sehen könnte, wie mich sonst niemand sieht. Bis mir klar war, dass ich mich wieder einmal meiner eigenen Gefühle schämte… danach gab es kein Entrinnen mehr, mein Körper vollzog die nötig gewollten Bewegungen selbst. Die Schenkel bis zum Anschlag geöffnet, den Körper zu einem einzigen Bogen gespannt, fickte ich mich selbst und bearbeitete gleichzeitig die Klitoris – eigentlich sogar ziemlich brutal, jetzt wollte nicht nur mein Körper diesen Orgasmus haben, sondern auch ich selbst. Ich fickte mich also selbst, obwohl ich das eigentlich garnicht wollte, aber eben doch wollte. Die Kollision zwischen Körper und Geist entlud sich derart, dass ich voll mit dem Kopf auf das Buch knallte.. war überhaupt ein Wunder, dass ich auf diesem Stuhl sitzen blieb. Der zweite Orgasmus differenzierte dann schon, zwischen bewusster Provokation, die über den von mir bisher verstandenen Grad von Erregung sehr deutlich hinausging und somit auch Exhibitionismus.

Als ich aufstand, nahm ich das Buch in die Hand. Ich ging nicht ins Bad und wusch mir die Hände: „Nein, wenn ich mich selbst gut riechen kann, sollst Du auch etwas davon haben“ sprach ich wieder laut in den Raum. Ich nahm es mit ins Schlafzimmer, legte es auf den Nachtschrank, rollte mich so wie ich war in meine Decke und schlief augenblicklich ein. Es war mir scheißegal, ob er da war oder nicht…. oder sollte ich vielleicht sagen, ich war damit einverstanden, dass er da war?. Mir wurde kurz vorm Einschlafen klar: „Scheiße, wenn du wissen willst, wie es mit Franco und Katharina weitergeht, musst du dieses Buch ja wieder öffnen“. Es klang wie ein schützender Vorwand… eine Begründung, dieses Buch wieder öffnen zu wollen.

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