Da scheint’s Paul tatsächlich ganz anders zu gehen am Morgen als mir. Schon die Erwähnung der Frühstücksbrutzelei läßt mich erschaudern. Ein rascher Joghurt, während der Kaffee durchläuft, und dann die erste Zigarette. Und dann stört mich am besten niemand, damit ich mich in den Morgen hinein ausdehnen kann. Ausnahmen sind allerdings zugelassen, solange sie zeitlich beschränkt sind. Dann lieber schon etwas später an der Bar Cornetto & Cappuccino, wie auch heute wieder. Diesmal auf dem Bahnhof Termini. Und schon wieder hatte das Personal in der Bar gewechselt, die ich normalerweise aufsuche. Keine Ahnung, nach welchen Kriterien die Auswahl stattfindet, ästhetische sind’s jedenfalls nicht. Also lieber auf den breiten Gang schauen und dort dem Ästhetischen auflauern. In Rom die gewohnten Wege. Der Reiz der Stadt ist immer wieder sehr stark, seit ich dort nicht mehr wohne (seit achteinhalb Jahren schon nicht mehr). Denn wenn man dort wohnt, wohnt man ja nicht im Zentrum, sondern in der Peripherie oder meinetwegen Halbperipherie (die „es sei denn’s“ mal beiseite gelassen), die überall dieselbe Trostlosigkeit vermittelt. Ganz zu schweigen von der entnervenden Fortbewegung Richtung Zentrum. In Rom wohnend, sah ich weniger von Rom als jetzt. Und da die Häufigkeit meiner Fahrten dorthin nicht allzu groß ist, wird es mir nicht zuviel. Also die richtige Dosierung. Dann nehme ich auch in Kauf, auf der Hinfahrt im Zug stehen zu müssen, da die Strecke zu den stärksten Pendlerstrecken in Italien gehört. Den Pendlerparkplatz in Orte sollte man morgens zeitig aufsuchen, sonst kann es vorkommen, keinen Platz mehr zu finden fürs Auto, und es irgendwo am Straßenrand halb in den Matsch stellen zu müssen mit dem Risiko eines Strafzettels hinterm Scheibenwischer bei der Rückkehr. Ein kleines Erfolgserlebnis beim Umschauen nach Klamotten: endlich fand ich etwas, was mir paßte und mir gefiel. Zwar habe ich den ganzen Vormittag dran gedacht, aber dann völlig verdrängt, mir nämlich einen roten Schal zu kaufen. Wird nachzuholen sein. Für die Neffen noch zwei Bücher zu Weihnachten: „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ und „Tom Sawyer“. Für mich René Char: „Feuillets d’Hypnos“ (frz.-it.):
Au jardin des Oliviers, qui était en surnombre?
Wer dort wohl überzählig war, da wo die Olivenbäume… ?