Heute war und ist wenig Zeit für das TB. Weihnachtseinkäufe, die Wohnung muss in Ordnung gebracht werden. Morgen kommt sie zurück . An SIE ist auch noch zu schreiben usw. Leichter Stress.
Paul und Rita waren gestern in Frankfurt in der Oper. Figaros Hochzeit.
Abschließend sitzen sie bei einem kleinen Italiener. Im doppelten Sinn des Wortes. Das Lokal ist winzig und der Kellner maximal 1, 55 hoch. Der heitere Mozart ist schnell vergessen. Sie müsse noch einiges ordnen, bevor sie losfährt und hätte deshalb Freitag und Samstag keine Zeit. Und, das erzählte sie ihm in der Nacht, ich bleibe in Wilna. Ich will mich schonen. Es ist mir zu stressig immer zwischen Deutschland und Litauen hin und her zu switchen. Einen neuen Job in ihrer Heimat hätte sie auch schon. Ich verdiene zwar etwas weniger meint sie, aber dafür ist das Leben auch billiger.
Nach ihrer Wohnung in Bad V. fragt er gar nicht erst.
Er nimmt an, dass sie auch das schon geregelt hat.
Und immer, sie greift nach dem Glas, das auf dem Boden neben dem Bett steht, wenn uns jemand zusammen träumt, – dann treffen wir uns.
Paul kennt den Satz. Er steht in einem Brief, den Marina Zwetajewa am 2. 8. 1926 an Rainer Maria Rilke sandte. Dass Rita ihn überhaupt nicht in ihre Lebensplanung einbezieht, trifft ihn ziemlich. Später, zu Haus, sucht er Trost und findet in einem Inselband Rilkes Widmung für Marina. RMR schrieb sie ihr in seine „Duineser Elegien“. Sie werden Paul, obwohl selbst kein Dichter, >>>die Gelegenheitsverse beweisen es, wieder einigermaßen aufrichten:
Wir rühren uns. Womit? Mit Flügelschlägen,
mit Fernen selber rühren wir uns an.
Ein Dichter einzig lebt, und dann und wann
kommt, der ihn trägt, dem der ihn trug, entgegen.
war ist
der flügel
sind : trug
ihr sein
wollen
klar ist
der spiegel
blind: spuk
ihr ein
sollen
da bist
du siegel
und : lack
dir ein
wollen
wahr ist
der insel
wind: ruf
ihn sein
sollen
möglich-
keit besteht
trotz in-
sel weit-
erhin
Raum, ihr Herren, dem Flügelschlag
Einer weißen Amsel!
(Herwegh: Gedichte eines Lebendigen)