Paul Reichenbachs Freitag, der 28. Dezember 2007. Grundlos.

Wo aber bleibt das bleibende Tier?
Ein gebliebenes ist es?
(Alban Nikolai Herbst, Bamberger Elegien 2. Fassung)

Wieder einmal ist Freitag. Das letzte Mal Sauna in diesem Jahr.
Der nächste Freitag sieht mich in Berlin. Ich freue mich ANH und Bruno
zu sehen. Aber bis dahin will ich unbedingt meine Schreibarbeit„ Litauische Krankheit“ beendet haben. Es wird schwierig, weil die Figuren, als lebten sie in einer anderen Welt, eine Selbständigkeit mir gegenüber behaupten, die sich mit meinen Absichten so gar nicht vertragen will. Meine Absicht ist es, auf der Folie einer Liebesgeschichte, die Veränderungen in Osteuropa, nach dem Wegfall der Sowjetmacht, in eine Art Novelle bzw. Roman zu kleiden. Auf meinem Schreibtisch (und daneben!) stapeln sich Bücher über Litauen, Estland und Lettland. Monographien, Romane, Lyrik und Erzählungen. Deutscher Orden, Herder, Boehlendorff, Thomas Mann, Bobrowski, Donelaitis, Riga, Wilna, Reval und, und, und… Nichts davon habe ich bisher bewusst in die Fabel eingeführt. Die Liebe zwischen Paul und Rita, das musste ich beim Schreiben erfahren, braucht keine Historie, keinen kulturellen Hintergrund. Das Tier im Menschen ist ohne Vergangenheit, hat niemals Zukunft und kennt keine Kultur. Sein Domizil heißt Gegenwart. In ihm wird es geboren, lebt oder stirbt es. Rita und Paul flattern wie Schwalben, den Lehm im Mund. Und suchen ihr Gehöft. Es hat niemals Grund und hat kein Dach. Die Natur aber lässt hoffen:
Schwalben trinken im Flug.

&
Ich ginge herum um den See in dessen Mitte
die müde Sonne dieses Jahrtausends untergetaucht ist
wo zwölf Bächlein mit Reif bedeckt
zur Nacht erglänzen wie silberne Speichen

kurzbeinige Eidechsen
umtanzen den schlafenden Stein
kurzbeinige Eidechsen
umtanzen den blauen Stein

es schlägt die Trommel der Schöpfer
es schlägt die Trommel der Herrscher

es schlägt die Trommel der Richter
es schlägt die Trommel der Beschützer

ich flattre wie eine Schwalbe
den Lehm im Munde
ich flattre wie eine Schwalbe
den Lehm im Munde

(Antanas A. Jonynas)

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