5.10 Uhr:
[Arbeitswohnung. Latte macchiato.].
Pünktlich hoch; es ist wieder sehr viel wärmer geworden in Berlin; ich hab den Kachelofen deshalb ausgehen lassen, zumal der Freund ja eh wieder wegist. Gestern morgen noch zwei weitere Graphen für die Dritte Vorlesung gezeichnet, dann in den Hunderten Scientific-American-Heften nach diesem einen Artikel mit den Computer-Grafik-Abbildungen gesucht, die mich dermaßen beeinflußt zu haben scheinen; aber vergeblich, ich fand den Artikel nicht; dafür zahllose andere, die ich noch unbedingt lesen muß. Unter anderem stieß ich auf einen vom April 2005, der sich mit der Abfolge der Hirntätigkeit bei Willens-Entscheidungen beschäftigt und ebenfalls wieder auf die Seite der Determinanten punktet, die ich nunmehr, matrisch, Wirk-Komponenten nennen will; zusammengenommen sind sie Ursache. Auch wenn der Verfasser immer wieder beteuert, nicht in das Wespennest der philosophischen Debatte darüber stechen zu wollen, ob es den freien Willen gebe oder nicht. Das wiederum, auch die Versuche, zu empirischen Befunden darüber zu gelangen, hat mich am frühen Abend ein Paralipomenon zu formulieren beginnen lassen; ich führte es aber nicht zu Ende, weil ich gestern für die Familie sein wollte. Ich werd’s also heute tun. Und die Dritte Vorlesung weiter ausformulieren. Worauf ich noch hinauswill, was bisher noch gar nicht drinsteht, das ist, daß es einem Kybernetischen Realismus auch darauf ankommt, Wissenschaft zu poetisieren; übrigens ist das ja auch nicht Neues, schon Goethe und viele vor ihm taten es; aber über das moralische Geschichts- und Sozialprimat, das ich als Folge des Hitlerfaschismus begreife, hat die Dichtung diese ihre mögliche Seite nahezu vergessen, jedenfalls im deutschsprachigen Raum. Wem es in der Kunst aber so auf Existenz ankommt wie mir, kann namentlich an der Physik und ihren Unterdisziplinen nicht vorbeischauen, wenn sie denn grundsätzliche Aussagen über Gegenwart treffen will.
Guten Morgen, das war mein Wort zum Montag.
18.05 Uhr:
Vom Mittagsschlaf abgesehen, der unwillentlich etwas länger als geplant ausfiel, bis eben an der Dritten Vorlesung durchgeschrieben. Ich mach mal vorübergehend Schluß und fahr heim. Das poetologische Wort zum Abend:
Am Anfang stand die Matrix.