Die Moira und der Wille.

Daß es freien Willen gebe, ist von Zweifeln frei dem Gefühl zu entnehmen. Daß es ihn n i c h t gebe, von Zweifeln frei dem Denken.

(CDXLXIV).

Sukhvinder S. Obhi/Patrick Haggard, >>>> Spektrum der Wissenschaft im April 2005: Die ganglische Vorbereitung zu einer Handlung geht der Willensentscheidung zu einer Handlung v o r a u s. Mich wundert daran nur der experimentale Aufwand: daß etwas, d a s geschieht, mit Gründen geschieht, die hinreichend und notwendig sind, begründet ja den Erfolg des Denkens schlechthin. Immerhin verschafft der Artikel die Ahnung, es werde eine Entscheidung des Gehirns als freie Entscheidung empfunden; die hirnelektrische Vorbereitung hat den A u s d r u c k der Empfindung, so, wie ein Schlag ins Gesicht den Ausdruck eines Schmerzes hat, nicht aber Schmerz i s t.

P.S.: Entscheidung des Gehirns. Schon von „Entscheidung“ zu sprechen, ist unangemessen anthropomorph.

8 thoughts on “Die Moira und der Wille.

  1. Verwechslung von Identität und Expression tja, hier wird ein problem berührt, das immer wieder in neurophysiologischen publikationen (oder ihren popuklärwissenschaftlichen trittbrettfahrern) begegnet und verärgert: die verwechslung von identität (des neuro-elektrischen phänomens mit einer physischen handlung) und expression (die erstere in letzterer) findet. dabei ist ex-pressio durchaus wörtlich zu nehmen: etwas prägt sich aus, und diese ausprägung ist materialiter und formal von ihm so verschieden, wie der ab-druck im wachs von dem siegelring, der ihn geprägt hat.
    niemand köme doch auf die idee, die spannungsänderung innerhalb eines muskels knapp vor der kontraktion als identisch mit der ausgeprägten bewegung eines armes anzusehen! da der mensch aber ein augentier (bitte, nicht augentierchen!) ist und zwar die armbewegung, nicht aber die entscheidung sehen kann, sie aber sehen will, liegt der kurzschluß doch bequem nahe.
    noch heikler als bei entscheidungen wird diese verwechslung bei empfindungen, von denen einige (etwa die liebe) nach landläufig/romantischer sicht auf keinen fall mit gründen verbunden sein dürfen.
    für eine vermarktung allerdings (die ja immer mal als wildsau durch due dschungel getrieben wird) ist dieser kurzschluß geradezu unerläßlich. denn jede große, ein S im titel führende zeitschrift würde doch eher titeln „endlich wissen wir’s: die liebe steckt neben der hypophyse“ als sich die mühe zu machen ihren lesern den generischen unterschied zwischen einem elektrischen (also unsichtbaren) phänomen und seiner unsichtbaren ausprägung nahezubringen.

    1. @Aikmaier. Ich denke, daß nicht einmal das neuro-elektrische Phänomen mit der physischen Handlung identisch ist, sondern wenn uns auch diese Handlung als das Eigentliche vorkommen will, ist doch das neuro-elektrische Phänomen w e i t e r, eben da es auch vorgängig u n d simultan ist und nicht nur die Handlung „begleitet“. Man kann vielleicht sagen, daß die Handlung eine Teilmenge des neuro-elektrischen Vorgangs, und zwar in Form seines Ausdrucks, ist.

      [Bin cogitoergo eh im Denken. Soeben die Dritte Vorlesung in Erster Fassung abgeschlossen: 42 Seiten, meine Güte, ich bin ein Irrer, den die Studenten nun a u c h noch werden aushalten müssen. *Lacht.]

  2. @Aikmaier
    Mein Gehirn hat sich gerade dazu entschlossen, noch ein wenig Senf dazu geben zu wollen: Wir sind uns der Ereignisfolge eines Kausalzusammenhanges bewusst, aber wir empfinden die zeitlichen Abläufe nicht in der wirklich stattfindenden Reihenfolge. Die vorhergehend nötige Schaltung des Tuns der Intention, also die neurale Handlungsvorbereitung findet noch vor der Bewusstwerdung der Absicht der Bewegung des Handelns im Gehirn statt. Ergo werden wir um das Gefühl der eigenen Kontrolle über unsere Handlungen beschissen.

    1. interessantes thema Ein etwas grober einwurf, etwas mehr senf …

      Natürlich dürften hier determinationsketten entstehen :
      Die willensentscheidung leitet sich wiederum aus schon vorgefertigten engrammatischen strukturen
      Und derer dann womöglich ebenfalls autark verlaufenden impulsfeuerung ab,
      das experiment definiert sich ziele aus vorhandenem dazu.
      Hier wäre in der tat das gefühl dazugestellt im möglichen spiel mit alternativen.
      Desweiteren gibt es kryptisch anmutende zufälle, die aber der sinngebungsmaschine gehirn ( ich )
      Konsens- und korrespondenzfähigkeit aufnötigt.
      Sie dürften ihr spiel in einem heiteren lachen über sich selbst, das der verabredung bedarf, finden.
      Eskapismus, als heilsamer modus der verabredetheit, als ersatz für psychogene stoffe.
      Das bewusstsein reflektiert über das andere.

    2. Provozusatz ( latent … )

      Da wir ja schon hybridisierte wesen sind, die die aufgabenstellungen der natur
      in bezug zu unserem organismus so gut wie nicht mehr ( originaliter ) kennen.
      Wir dürften also fast ausschliesslich ästhetische ( umwelt )phänomene geworden sein,
      die zudem noch etwas besorgnis ob ihrer gesundheit & lebensfreude mit sich schleppen.
      Zeitvertreiber in den netzwerken verlorengeganger verantwortlichkeit.

    3. grad noch so assoziert, stells noch obwohl was entgrenzend dazu

      Das bewusstsein wird wohl aus der erkenntnis eines noch-nicht geboren, in der regel aus defizitärem :
      die erkenntnis wäre ab origo ein streng aufgedrückter neuronaler prozess, der
      in der tat physische schmerzen kennt –
      für uns hybridisierte nun eher die traurigkeit über die weltzerworfenheit und überflüssig-vorzeitiges leiden & sterben
      ( in der regel entfernt verwandter weitweitweg ).
      Der letzte mangel entkeimt aber schliesslich der sehnucht nach optimierung ästhetischer prozesse, die alles andere als nach stachel & peitsche verlangt,
      sondern nur noch das reine kontemplative interesse an schönheit
      ( insbesondere auch im funktionalen ).
      Da wären wir eigentlich schon längst, stünden uns nicht noch diese atavistischen und aufwendig-dummen armierungen im weg, über die hinwegzusehen wäre,
      wollten wir selbst desweiteren schön werden.
      Nicht der kampf ist schön, sondern allenfalls die kämpfenden körper.
      Das verlangt aber nach analyse.
      Es wäre wohl eher die vorstellung des körpers, der in der lage ist, sein eigenes gewicht wenigstens selbst hochziehen zu können.
      Nun gibt es aber erfreulicherweise noch die ingeniosität, die unsere kraft potenzierte.
      Es lebe die hydraulik und die elektrizität und derer kopplung über sprachfähigkeit.

    4. stell noch den text meines assoluh profanen lieblingssongs dazu hoffentlich der letzte lapse :
      frank zappa
      dirty love.

      give me your dirty love
      like U might surrender
      to some dragon ( bullshit ofcourse ) in your dreams

      give me your dirty love
      like a pink donation
      to the dragon in your dreams
      ( some kinda dessharpenig or not )

      I don’t need your sweet surrender
      ( soitis )
      & so on

      on „overnite sensation“

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .