5.08 Uhr:
[Am Terrarrium.]Die Morgenzigarette vor dem Haus.
Heut früh bleibe ich nämlich hier, da mein Junge seinen 8. Geburtstag hat. Wir haben abends noch bis halb zehn an seiner Geburtstagsfest-Einladung gewerkelt, die ich um 7 Uhr ausdrucken fahren werde; dann will ich den Burschen zur Schule bringen. Gestern abend übte er zum ersten Mal hier Cello; ich hab mir vorgenommen, so gut es geht immer dabeizusein. Nach der vaterpeinlichen Nicht-Aktion vom Samstag, als ich die lockeren Saiten des halben Cellos nicht spannen, geschweige es dann stimmen konnte, hab ich mir vorgestern alles zeigen lassen von der Lehrerin. Da ich kein Musiker und also nicht Vorbild bin und sowieso dieses Instrument liebe, übe ich jetzt kurzerhand alle seine Übungen mit, und zwar mit ihm gemeinsam: Erst nimmt er das Cello, übt, dann ich. Das machte dann solche Freude (er sollte, möchte ich, allabendlich eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen üben), daß ich mir selbst das Instrument danach noch einmal hernahm und einfach für mich weiterübte. Ich werd es nachher mit in die Arbeitswohnung nehmen und dort ebenfalls eine weitere Stunde üben. Das will ich nun, soweit es geht, an jedem Tag tun. Es ist, obwohl die Übungen ja für kleine Kinder sind, wie Zuhause anzukommen. Allein nur den Körper des Instrumentes an mir und in meinen Händen zu spüren…Der Profi ist zurück; es war mit der Umseglung Kap Horns nichts geworden: Steifer Südwester der Stärke 9 bis 10; dagegen wären U. und er mit einem Bootchen kaum die ganze Strecke lang angekommen. Also erwanderten sie sich das Kap. Ich mußte an meine afrikanische Zeit denken, aber Do und ich waren sehr viel weiter im Norden gewesen, bis hoch zum Krügerpark, und daß meine Freundin Inge immer gesagt hatte: Südafrika i s t nicht Afrika; das fing für sie erst in Höhe Botswana an. Sie ist (oder war? wer weiß? es ist so lange her…) eine kleine, zähe Frau, die sich in Dar es Sakaam mit der Utzi freigeschossen hatte; „ich bin eine Buschfrau“, sagte sie gern, umkläfft von vier Bullterriern, und auf ihrem Grund hielt sie dreißig Flüchtlingsfamilien aus Mozamique versteckt. Allabendlich schritt sie, mit dem Gewehr, ihr Grund & Boden ab. Das war um 1986. Damals sah ich meinen ersten Wal, offshore vor Durban. Da waren wir zwei Weißen, Do und ich, allein durch die homelands gefahren, zur Hoch-Zeit der ANC-Proteste.
Daran dachte ich gestern spätabends wieder, als der Profi und ich uns trafen und nach fast zwei Wochen wieder sprachen. Gegen halb eins kehrte ich dann heim.
Hübsch freilich ist >>>> dieser Versuch. Ich werde dazu ein Paralipomenon formulieren. Und immerhin habe ich für meinen Aufmachertext zur >>>> La Bohème der Komische Oper den Ansatz gefunden, da muß ich der Spur nur noch folgen und werde wohl pünktlich zum kommenden Montag abgeben können. Viel weitere, durchgehende, konzentrierte Arbeit ist kaum möglich, da es am Sonntag bereits wieder nach Hausach geht, zur Beisetzung und einem privaten Trauerbegängnis, um dessen Einrichtung ich mich kümmern will. Mein Junge wird dabeisein.
7.30 Uhr:
[Arbeitswohnung. Gluck, Paride ed Elena.]
Ausdrucken der Einladungen. Und dann gleich wieder los. (Der Junge muß heut erst zur zweiten Stunde zur Schule; Punkt sechs kam er aus seinem Zimmer; hatte sich seinen Mobilchen-Wecker gestellt; und d a s war dann ein Lachen… – Weitere Bilder davon bekommen Sie aber nicht zu sehen, weil ich bekanntlich unter meinem Versprechen stehe, der Geliebten Privatheit zu wahren.)
Damit ich das Cello nachher mitbekomme, habe ich schon mal alle anderen Sachen hergebracht.