Arbeitsjournal. Montag, der 4. Februar 2008. Hausach.

5.47 Uhr:
[Hausacher Hegerfeld. Bruckner, Siebte (Celebidache).]
Bis nachts um zwei mit den Töchtern meiner Cousine und meinem Jungen Karten gespielt; sehr spät kamen die zwölf- und zwanzigjährigen Mädel mit einem Spiel an, das „Schwimmen“ heißt und bei dem der Verlierer nicht ohne Sadismus an den Händen körperlich abgestraft wird: je nach vom Stoß gezogener Kartenfarbe wird die eine Hand „geklopft“, „gerieben“ usw.; ich hab das nicht durchweg interesselos beobachtet, mit welcher Straflust das zwanzigjährige Mädchen, als es gewann, dem zwölfjährigen, das verlor, die Strafe „applizierte“, und mit welcher halb lachenden, halb aufschreienden Lust dieses sie annahm. „So früh also“, dacht ich, „derart früh“. Beide sind, die Zwanzigjährige sowieso, körperlich eher junge Frauen als Mädchen. Wiederum spielte mein Junge Hahn im Korb.
Dazu gab’s Whisky und Zigaretten; für mich: Ich stehe hier fürs Laster. Hübsch war das sowieso, weil ich meine Cousine seit bald fünfzehn Jahren nicht mehr gesehen hatte und, naturgemäß, das jüngere der Mädchen überhaupt noch nie.

Im Zug ein wenig an der EAST SIDE STORY heruntergekürzt; noch steht das Textchen aber nicht; vielleicht bekomme ich das jetzt am Morgen hin; dann gäbe ich nämlich wirklich pünktlich ab. Muß mich sputen. Auf dem Glastisch hier liegt einige zwischenzeitlich angekommene Trauerpost, von der ich immer mal wieder, nach und nach, einen Brief öffne. Noch ist das nicht alles getan. Wenn schließlich alle erwacht sein werden, wird es an die Einkäufe für die Vorbereitung der Beerdigung und des Beisammensitzens nachher gehen. Kann also gut sein, daß ich ansonsten, über den Tag, stumm bleiben werde.

Ich hab mir einen blöden Schnupfen geholt, der den Kopf dickmacht. Diese Nase läuft wie ein Wasserhahn. Fasnacht ist in Hausach. Noch jetzt, sogar durch die Kopfhörer, dringt ein Tamtam von draußen, weit über die andere Seite der Kinzig hinweg durch die späte Nacht in den frühen Morgen.

8.33 Uhr:
Fertiggeworden. Prima. Ich warte noch bis zehn Uhr, lese noch einmal und schicke den Text dann raus. Und beginne den eigentlichen Tag.

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