Paul Reichenbachs Mittwoch, der 13. Februar 2008. Préludes.

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Wir sind arme Vögel und haben Flügel,
aber unser Nest ist auf der Erde; und wenn der Gesang
der Engel uns in die Höhe lockt, ruft uns der Schrei
unserer Familie auf die Erde zurück. (George Sand)

Gestern Abend stundenlang alte Atlanten gewälzt und im Internet nach Orten an der baltischen Küste gesucht, was eine lebendige Diskussion in meinem Heim zur Folge hatte. Denn eigentlich hatte ich versprochen Wanderwege auf Mallorca per PC zu suchen, wo wir Ende Februar eine Woche verbringen wollen, einfach um zu relaxen und auch um meine physische Kondition wieder etwas auf ein höheres Level zu heben. Fast 6 Wochen Grippe haben merkbar ihr Spuren hinterlassen, so konnte ich eine alte Waschmaschine meiner Mutter nur mit Mühe aus dem Keller auf die Straße hieven, wo sie für die Städt. Müllabfuhr „handgerecht“ an der Bordsteigkante zum Abholen zu platzieren war. Der Ausdruck „handgerecht“ stammt von 2 kommunalen Herren mit denen ich vor der Aktion 2 x telefonierte. Beim ersten Gespräch hatte ich noch nicht ganz begriffen, dass etwas subalterne Rhetorik meinerseits erwartet wurde, man wollte eindringlich gebeten sein und hängte als ich wütend auf einen Termin drängte einfach ein. Unsere Müllbetriebe, das muss man wissen sind durch und durch von ehemaligen Russlanddeutschen in den vergangenen 10 Jahren strukturiert worden. Auf der Sammelstelle, wo Fernseher, alte Sessel, Grünschnitt und Styropor in allen Ausprägungen abgeben werden können, herrscht Ausweispflicht. Offenbar fürchten die Verantwortlichen eine feindliche Müllschwemme aus dem hugenottischen Nachbarort, dem kein Alteingesessener jemals grün war. Und was den Ureinwohnern ein Gräuel, das ist Neubürgern, die in Kasachstan oder im Altaigebiet einst „altdeutsche Ordnung“ repräsentierten ein doppelter Graus. Gut, ich will nicht meckern. Beim 2 Anruf regelte sich alles. Ich versteckte ein wenig den Steuerzahler und ließ dafür mehr den „Bittsteller“ gucken. Mit Erfolg, man hat ja nicht umsonst einige Zeit in der DDR gelernt und gelebt. Am Dienstagabend war die Maschine von der Straße verschwunden.

Wie komme ich nur von Mallorca auf die Müllabfuhr? Egal. Ab 29. Februar wandern wir von Port de Sóller auf den Spuren von Lucile Aurore Dupin. 7 Tage Natur pur und ein wenig Fitness im Hotel. Mal sehen, ob mir danach wieder Kräfte zugewachsen sind oder ob sich der Zuwachs nur im „Gewichtigen“ zeigen wird. Ein Reisetagebuch, dies wurde auch gestern Abend angesprochen, ich war noch ganz im Bernstein gefangen und fühlte mich gerade in Memel ein, führst diesmal du, sagte sie und einen Titel hätte sie auch schon:
>>>„Winter auf Mallorca“. Na, wenn das mal gut geht und dachte an den ewig nörgelnden Chopin, klappte den Schulatlas aus dem Jahr 1934 zu, nicht ohne vorher ein weißes Blatt zwischen die baltischen Seiten gelegt zu haben. Da will , ja muss ich im Mai hin.

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