… drei wochen vor dem umzug fange ich jetzt an, die bücher einzupacken. meine beiden brüder halfen mir später, die immer noch nicht ausgepackten bücherkartons vom zwischenboden herunter zu holen, was heißt halfen… sie mußten es allein machen, ich hätte nicht an einem mit anfassen können. „das nächste mal nimmst du aber richtige bücherkartons, die sind kleiner, viel stabiler und besser zu tragen.“ es war eine ganz schöne schlepperei, die schmale stiege immer wieder hoch und runter. dafür gab es ein anständiges mittagessen… die beiden können immer noch wie die scheunendrescher fressen: „hast’e noch nachschub?“ kauender weise mit groß fragenden augen. ein anständiges gulasch haben die zwei schon immer gern gegessen: „was möchtet ihr morgen essen?“… „gulasch mit nudeln, oder nudeln mit gulasch“ gab es regelmäßig früher zur antwort. auch heute noch bin ich die älteste, die früher für die geschwister zu sorgen und sie zu bekochen hatte. so saßen sie heute mittag wie damals am tisch, bzw. wir saßen wie damals gemeinsam am tisch. nach dem essen dauerte es aber nicht lang, dann spürte ich das übliche flüchten wollen. es ist uns geschwistern bis heute nicht möglich, einen zeitraum von mehreren stunden miteinander zu verbringen. zuviel kindheits-ich… in jedem einzelnen von uns, und besonders eigen zwischen meinen brüdern. wenn es zu intensiv wird, müssen wir uns trennen. immer, wenn ich die beiden sehe, ist das kindheitsgefühl wieder da, und ich sehe immer noch diese lebenswut und diesen zorn, der in den augen meines jüngeren bruders flackert… und den gebrochenen blick meines zwillingsbruders. der jüngere ist zeit seines lebens immer nur durch sein leben gewütet, oft hat er nur mit zorn und kampf gegen sich selbst die dinge erreicht. mein zwillingsbruder wurde von beiden gebrochen, vom vater… und über einen zeitraum von vielen jahren auch von der mutter. er ist des vaters ebenbild.
wir können den anderen nur jeweils für kurze zeit tragen, dann wird das eigene gewicht zu schwer…