einen ruhigen sonntagmorgen erwartend nahm ich mir heute das recht, beginnend mit dem milchkaffee einfach nur rumzulümmeln. ein mehrmaliges klingeln des telefons riß mich aus dieser absicht: „frau xxxxx, da ist ein ehepaar, die wollen sich die wohung ansehen.“. „ja natürlich, wann denn?“. die antwort „so in 10 minuten?“ erzeugte ein stirnzrunzeln, welches deutlich unwillen bekundete. „auf meinem heiligen sonntag, unangemeldet in 10 minuten?… da müssen die herrschaften aber damit rechnen, daß hier in dieser wohnung gelebt wird.“ „ist mir auch sehr unangenehm, aber die fahren morgen in den urlaub, und wollen die wohnung noch vorher sehen.“ „zu zweit hier wohnen?… das geht ja garnicht, haben die sich das inserat nicht durchgelesen?, na gut, wie dem auch sei… aber ich räum jetzt nix extra weg, und ich seh aus, als ob ich in der steckdose geschlafen habe, ich will mir wenigstens hosen anziehen…“ „gnädige frau, ich danke ihnen… aber ich geh’ davon aus, daß das eh nicht die richtigen mieter sind.“

schnell angezogen, einfach die jeans und ein t-shirt gegriffen, an einen bh dachte ich nicht und an socken auch nicht. die waschmaschine lief schon, ich hatte trotzdem keinen platz für meine schmutzwäsche, ich sammele die wäsche immer so lange auf einen haufen, bis er groß genug ist, um in die waschmaschine zu passen. ein blick und die lösung… sporttasche auf, schmutzige wäsche rein, sporttasche zu, den rest ließ ich liegen oder hängen.

ein ehepaar mittleren alters. „oh“ dachte ich nur und sah den blick meines vermieters. sie, die holde gattin ging schnurstracks die treppe hoch, nicht das sie mal aus gründen der höflichkeit hätte abgewartet, nein, ein kurzes „guten morgen“ und schon war sie auf dem weg nach oben, um dann erstaunt auszurufen: „das ist ja nur ein raum.“ „ja, so steht es auch im inserat“ antwortete mein vermieter, da schluckte ich schon. ihr gatte adhoc nach dem verschwinden seiner holden auf meine nicht vorhandenen brüste starrend – ich hatte ja vergessen, einen bh anzuziehen – aber höflich abwartend, bis ich sagte „bittesehr“ folgte mir nach oben. angekommen schaute er wieder auf meine brüste, ich sah es rattern in seinem schädel: „sind das nun piercings, oder hat die ständig stehende nippel.“ ich musste in mich hineingrinsen, man sieht, wenn ich nur ein t-shirt trage, inzwischen sehr deutlich, daß das piercings sind. seine gattin diesen blick natürlich registrierend wartete wiederum nicht ab, nahm anlauf und wollte sogleich die treppe zur galerie hoch. mein vermieter wurde rot im gesicht, sein ausruf: „sie wollen doch wohl das schlafgemach einer dame nicht mit ihren straßenschuhen betreten?“ irritierte sie, sie sah sich suchend um, suchte wohl die dame, kam wieder runter, zog ihre schuhe aus und ging wieder hoch, den blick ihres gatten, der immer wieder auf mir ruhte, immer noch feststellend. „horst, es paßt nicht, da ist ja viel zu wenig platz, wo soll ich denn meine kleiderschränke hinstellen.“ „ich habe dir doch gleich gesagt….“ setzte er an, um von ihr gleich wieder gestoppt zu werden. „nein, ein schlafzimmer ohne türen?“ kopfschüttelnder weise kam sie die treppe wieder runter „das sind ja schmale stufen, da bricht man sich ja die knochen.“ um dann festzustellen, daß ich einen nur einen meter breiten kleiderschrank habe. „wo haben sie denn ihre ganzen sachen?“ … „das sind meine ganzen sachen, mehr brauche ich nicht.“ ihr mann grinste, mein vermieter auch. ja, und dann stand sie in der küche, und was tat sie?… öffnete doch glatt den geschirrspüler, und den oberen teil der küchenschränke. der gatte war nicht dazu in der lage, sie zu stoppen, mein vermieter allerdings auch nicht, er war, glaube ich, zu perplex, um eben reagieren zu können, fassungslos schaute er sie an. um dem ganzen dann noch die krone aufzusetzen, ging sie zum bücherregal um sich ungefragt ein kleines blaues büchlein rauszunehmen: „schatz, schau mal… adorno, wäre doch was für dich“ mich ansehender weise fragend: „wollen sie die alle mitnehmen?“ meine halsschlagader war kurz vorm platzen: „sagen sie mal, sie wissen wohl garnicht, was sich gehört, oder?“ antwortete ich ganz ruhig. die blicke dreier personen auf sie gerichtet, bemerkte sie wohl jetzt, daß etwas nicht stimmte. ich zog mir eine jacke über, suchte zwei socken und meine schuhe, sah meinen vermieter an: „sie kommen doch sicherlich allein zurecht, ich geh dann mal brötchen holen.“ den blick an beide gerichtet: „ich gehe davon aus, daß die sonntägliche unangemeldete besichtigung beendet ist, wenn ich zurückkomme, weil ich dann gern mein spätstück (statt frühstück) einnehmen würde“. mein vermieter: „gnädige frau, vielen dank, und für das ungemach entschuldige ich mich“. „sie müssen sich nicht entschuldigen, sie wissen ja auch nicht, welchen anspruch die leute an sich selbst in bezug auf höflichkeit und anstand stellen“ und bin weg, das elend konnte ich mir nicht mitansehen, wohl wissend, daß im badezimmer auf der heizung noch meine unterwäsche hing… und die socken auf dem fußboden lagen. war mir scheißegal…

eben rief mich mein vermieter noch einmal an: „ich möchte mich bei ihnen noch einmal entschuldigen, vielleicht sollte ich den inhalt des inserates umformulieren.“ „das geht ganz einfach… für individualisten, alter ausgebauter dachstuhl, 6 meter giebelhöhe, 128 quadratmeter freie fläche zur freien entfaltung… mehr braucht es nicht, dann tauchen solche leute nicht mehr auf, und knallen sie noch 100,– euro auf die miete drauf, daß muss richtig teuer aussehen, dann meldet sich auch jemand, der das nötige kleingeld in der tasche hat. solch einen ausgebauten dachstuhl findet man hier in der ganzen region nicht, sie müssen das sehr exklusiv aufmachen, sie wissen doch, entweder kaufen die leute etwas schweineteuer ein und halten das dann für edel und exklusiv, oder sie wollen garnix ausgeben… letztere klientel kommt für sie nicht in frage, und denen, die in der spanne dazwischen leben und wohnen wollen, möchten am liebsten, daß sie als vermieter noch geld mitbringen, damit sie die wohnung mieten.“ nun wird das nächste inserat genauso formuliert.

aber eines freute mich doch ungemein, nämlich der blick des gatten, der auf meinen fast nichtvorhandenen brüsten ruhte. die piercings haben tatsächlich was gebracht, die brustwarzen haben sich wieder ausgebildet, sie sind weiter nach vorne gekommen, sie haben sich praktisch gehoben, dadurch sieht auch das narbige gebiet um die warzen herum ganz anders aus, insgesamt bekommt die brust auch ein anderes fallverhalten, wenn man in diesem fall überhaupt von fallen sprechen kann. in kombination mit dem aufbau aller oberkörpermuskeln fängt es an, jetzt doch wieder einigermaßen auszusehen, oder anders formuliert: kann ich mich endlich damit anfreunden?, damit, daß man mir die brüste abgeschnitten hat?… nein, damit werde ich mich nie anfreunden, aber ich kann versuchen, daß beste aus dieser körperlichen versehrtheit rauszuholen. auch die dellen, die sich durch den fehlenden drüsenkörper ergeben, sind fast nicht mehr zu sehen, der muskel hebt. ich kriege zwar ein breiteres kreuz und auch an den schultern und armen wirkt es sehr, aber durch diesen muskelaufbau, fängt auch die haut an, sich anders zu verteilen. es wirkt alles ziemlich stramm im moment. auch die tatsache, daß mein körper diese piercings nach dem zweiten anlauf nun doch endlich angenommen hat, freut mich sehr. dazu brauchte es allerdings für den körper eine rechenaufgabe… er ist noch damit beschäftigt, sie zu lösen.