es stimmt, ich bin hier, aber nicht dort. ich bin da, aber nicht hier.

und es ist gut, daß ich es erkenne. sieben jahre einer absolut intensiven auseinandersetzung versetzen mich jetzt dazu in die lage, lediglich in einen erinnerungsmodus zu verfallen, diesen aber zulassen zu können. wenn dieser modus eingeschaltet wird, erkenne ich ihn, es geht mir dann zwar nicht gut, aber ich kann die situation selbst steuern. um einen flashback auszulösen, gibt es nur noch einen triggerpunkt, um den ich aber auch genau weiß. auch schaffte ich es, dieses vakuum zu durchdringen, zwar mit teilweise radikalen mitteln, die viel gewollten schmerz und auch tränen brachten, aber hinterher wie eine befreiung wirkten, weil ich eben durch meine entscheidung, durch die situation noch einmal gehen zu wollen, mich selbst dazu in die lage versetzte, diese situation auch zu wollen, mich ihr auszusetzen, und immer wieder über die grenze zu gehen. schale für schale entfernte ich selbst, sah mir dabei zu, tröstete mich und nahm mich in den arm. ich hielt mich, bis es vorbei war… und ich hielt mich, als ich wieder hineinging.

der letzte versuch mißlang allerdings. dadurch, daß ich immer schemata aufstellte, diese definierte und anwandte, war ich immer die sicherheit eines anwendbaren schemas gewohnt, und konnte mit diesem agieren, wenn eines nicht mehr paßte, arbeitete ich es um und machte weiter. vor einigen wochen verlor ich allerdings die sicherheit meines selbst definiert aufgestellten schemas, weil es erneut durch eine familiäre konstellation in frage gestellt wurde. die familiäre situation löste fast einen flashback aus, ich bekam gerade noch die kurve. mein so sorgsam aufgestelltes schema kann ich seitdem nicht mehr anwenden, ich bin seit wochen wie gelähmt.

aber eine andere erkenntnis half mir jetzt weiter. wenn der körper einer traumatischen situation ausgesetzt ist, stellt er immense energien zu verfügung, um diese situation bewältigen zu können. diese energien brauchen sich im kampf und in der möglichkeit der flucht auf. wenn der kampf aufhört und man auch nicht die möglichkeit hat, zu fliehen, gewährt der körper den zustand der erstarrung. im zustand dieser erstarrung aber kann die immense energie, die der körper immer noch zur verfügung stellt, nicht mehr durch handeln verbraucht werden, sie staut sich. psychisch entkommt man der situation nur durch einen sich durch dissoziation einstellenden selbstschutz. man klinkt sich aus, empfindet und spürt nichts mehr, aber ist noch bei bewußtsein. bleibt diese energie dieses zustandes dann gestaut, kann sie bewirken, daß man die situation in einer kreisbewegung immer wieder durchlebt. mir ist das alles klar, ich bin durch diese ganzen zustände hindurchgegangen… aber ich bin jetzt nach diesen jahren endlich dazu in der lage, es formulieren und ausdrücken zu können. ich nannte es immer nur vakuum, trotz der auseinandersetzung mit dem thema traumaforschung, nannte ich es immer nur vakuum, eine für mich einleuchtende definition fehlte mir. es war immer das gefühl eines fehlenden ventils… das suchen einer möglichkeit diese angestaute energie abarbeiten zu können. deshalb immer wieder mein wunsch nach kampf, und auch nach schmerz, deshalb die kampfsportstunden mit diesem immer wieder währenden zuschlagen wollen und es auch tun, deshalb die 20 km läufe.

ich muss mir wohl eingestehen, daß ich meine so schlau entwickelten schemata immer wieder nur auf die gleiche stattfindene kreisbewegung angewendet habe.

parallel dazu die situation des beruflichen umbruches, und der beginn in der neuen stadt. diese wohnung hier war eine bewußte entscheidung für „ein zuhause haben und dort auch zu hause sein wollen“. dieses zuhause gebe ich nun auf, auch meinen job. parallel zu meiner psychischen grundverfassung nehme ich mir tatsächlich diese vermeintliche sicherheit auch noch.

ich habe angst, aber ich werde wie immer mit offenen augen durch die situation gehen. bis jetzt hatte ich allerdings immer die sicherheit meiner bisher für mich gültigen realität, aber die paßt jetzt irgendwie nicht mehr…. ich habe mich nie schutzloser gefühlt. der schmerz der letzten tage ist milder geworden, aber die orientierung fehlt gänzlich….

es gibt keinen einzigen menschen, der mir das wirklich ansieht. „dich braucht man doch nicht zu fragen, ob du hilfe benötigst, du schaffst doch eh immer alles allein.“ es ist die fähigkeit, verschiedene prozesse parallel zu schalten und neben dem täglich erforderlichen leben abzuarbeiten. wenn man erkannt hat, daß es immer verschiedene prozesse sind, die gleichzeitig stattfinden, kann man es lernen, zu differenzieren. „du ruhst immer so in dir.“ ja… ich ruhe in mir, jede minute meiner selbst bewusst geht mir vieles einfach am arsch vorbei.