Arbeitsjournal. Mittwoch, der 20. Februar 2008.

5.09 Uhr:
[Arbeitswohnung. Martinů, Klavierduo Nr. 1 (Janos Starker am Cello).]
Um halb zwölf zu Bett, obwohl ich mir den neuen, >>>> diesmal recht subdepressiv-bizarren Terry Gilliam erst zur Hälfte angesehen hatte, aber ich hielt die Augen nicht mehr auf. Zumal hatte ich die Babies diesen Abend allein, die Geliebte brauchte mal eine Auszeit, und die Kleinen sind krank. Es wurde auch eine wieder sehr unruhige Nacht. Doch mit dem Tag war ich ganz zufrieden; der Artikel für die Sonntagszeitung ist fast fertig, ich brauch noch ein paar Übergänge, da ich ihn sehr kulturpolitisch und wenige als Reportage der >>>> Spanientour anlege. Da muß dann alles sitzen. Im Konzerthaus Berlin hat es gestern, wie ich erfuhr, eine Chefsitzung gegeben, die die Tournee noch einmal retrospektiv besprach; dabei kam logischerweise auch meine Berichterstattung zur Sprache und ist nach wie vor sehr kontrovers diskutiert, allerdings nicht mehr als „der schreibt gegens Orchester“, sondern eher anders herum: ein „der schreibt gegen die Leitung“ wird gefühlt, was s o auch nicht ganz stimmt, bzw. was gefühlt wird, stimmt ja immer – als Gefühl; die Frage ist, ob solch ein Gefühl recht hat. Sicher ist jedenfalls, daß ich in der künstlerischen Direktorin Hoffmann keine Freundin habe. Da sie in mir auch keinen Freund hat, ist das gerecht und liegt sowieso in der Natur der Sache. „Sie sind ja als Chronist, als Berichterstatter mitgefahren, nun greifen Sie aber in die künstlerischen Konzepte ein oder wollen das tun. Das ist imgrunde nicht Ihre Aufgabe.“ „Nun bin ich aber selber Künstler.“ „Da liegt das Problem.“ „So etwas würden Sie drehen?“ fragte mich mein Anwalt, „das hieße aber, Sie könnten nicht mehr schreiben. Dafür wäre dann keine Zeit mehr.“ „Ach nein? Ich denke, es würde sich kaum etwas daran ändern. Ich stünde nach wie vor um halb fünf auf und schriebe bis zehn. Dann radelte ich an den Arbeitsplatz und arbeitete an dem anderen.“ Nicht anders, immerhin, ist >>>> der Wolpertinger entstanden, immerhin ein 1000seiter. Damals arbeitete ich genau so: (Früh)morgens am Roman, danach an der Börse. Aus meinen Kräften heraus gedacht, macht mir sowas gar nichts aus, eher heizt es mich noch besonders an. Ich würde nur z. B. keine Kritiken und sonstige Artikel mehr schreiben. Die Leute haben immer Angst, daß ihnen was über die Kräfte geht; dabei gibt es das nicht, Workoholikern ist Arbeit wie frische Luft; man kann gar nicht genug davon atmen. Freilich andererseits: Vielleicht – das ist der einzige namhafte Unterschied zu sonst – bekäme ich mal etwas, das ich tue, angemessen bezahlt.
Jedenfalls ist und bleibt mein Kopf voller Ideen. Dann rief abends Ulf Werner, der Orchestermanager, noch an; startegisch absichtslos, einfach, um zu sprechen… na ja, und weil er sich ärgerte, daß meine Blog-Erzählungen über die Tournee beim Konzerthaus dort nicht mehr >>>> auf der Site stehen. Ich finde das einerseits logisch, denn die Reise ist ja vorbei, andererseits gibt vor allem Google genügend Kraft, um die Texte nicht verschwinden zu lassen.

Guten Morgen, Leser. Ich mach mich jetzt mal wieder an den Text, muß nur noch mein Dts („Den Tag strukturieren“) schreiben (auch wenn das als Strukturplan gar nicht mehr nötig, sondern nunmehr eher ein Selbst-Controlling der eigenen Arbeit geworden ist).

>>>> dielmann schweigt weiter. Früher hätte mich das nervös, ja ärgerlich gemacht. Unterdessen nehme ich es hin. Surtous pas de zèle (Talleyrand).

5.42 Uhr:
Twoday läßt mich gerade nichts einstellen; Serverproblem vielleicht. „Ein allgemeiner Fehler ist aufgetreten“ heißt’s. Hm.

10 Uhr:
Twoday ist weiterhin down; auch >>>> parallalie klagt.

11.42 Uhr:
Es geht wieder. Gut.

Mit dem Profi den Entwurf des Sonntagszeitungstextes durchdiskutiert.

17.43 Uhr:
Die erste Fassung fertigbekommen; ist ein ziemlich kulturpolitischer Text geworden, viel weniger beschreibend, als ich das vor der Reise intendiert habe. Kulturpolitisch heißt: daß ich sie treibe, die **litik.
Über Nacht abhängen lassen, morgen zur Früharbeit nochmal durchgehen, straffziehen, dann schick ich sie weg.

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